Franz Hubert von Tiele-Winckler
Franz Hubert Graf von Tiele-Winckler (* 10. März 1857 in Miechowitz, Oberschlesien; † 14. Dezember 1922 in Luzern) war ein deutscher Großgrundbesitzer, Montanindustrieller und preußischer Landrat aus der oberschlesischen Montanindustriellenfamilie Tiele-Winckler.
Leben
Er war Sohn von Hubert Gustav von Tiele (* 8. Juni 1823; † 12. September 1893)[1] und Maria Valeska geb. von Winckler (* 26. August 1829; † 18. März 1880),[2] der Erbin eines großen Industrievermögens in Oberschlesien. Eine Schwester war die Diakonissin Eva von Tiele-Winckler. Er heiratete Jelka von Lepel. Mit dieser hatte er die Tochter Huberta, die später Heinrich Harry Prinz Reuß, Graf von Plauen heiratete.
Er war von 1886/87 bis 1892 Landrat des Landkreises Neustadt O.S. in Neustadt in Oberschlesien. Nach dem Tod des Vaters 1893 erbte er den Besitz. Dazu gehörte das 1872/1873 nach Entwürfen von Ebe & Benda errichtete Palais Tiele-Winckler im Tiergartenviertel in Berlin (später als Spanische Gesandtschaft genutzt). Franz Hubert von Tiele-Winckler war zudem seither Fideikommissherr auf Myslowitz und Kattowitz, Miechowitz und Rokittnitz. Er hatte auch die Montanindustrie der Familie geerbt. Noch unter seinem Vater waren die montanindustriellen Betriebe 1889 in die Kattowitzer AG für Bergbau und Eisenhüttenbetrieb umgewandelt worden. Tiele-Winckler blieb Hauptaktionär dieses über viele Jahre lang führenden Industrieunternehmens in Oberschlesien, bis es nach seinem Tod von Friedrich Flick erworben wurde. Mit einem Vermögen von 74 Millionen Mark und einem Jahreseinkommen von 3 bis 4 Millionen Mark stand er in der Rangfolge der reichsten Einwohner Preußens im Jahr 1912 an achter Stelle. Seit 1901 war er Mitglied des preußischen Herrenhauses und war Landesältester. Er gehörte dem Zentralausschuss der Reichsbank an. Er ließ um 1900 das 1896 niedergebrannte Schloss Moschen neu errichten und erweitern.
Er war seit 1877 Mitglied des Corps Borussia Bonn.[3]
Auszeichnungen
Tiele-Winckler wurde 1895 in den preußischen Grafenstand erhoben. Die Erblichkeit nach dem Recht der Erstgeburt war an den ungeteilten Besitz des Fideikommisses Kujau geknüpft.[4]
Einzelnachweise
- Wladislaus Majowski (Hrsg.): 100 Jahre Stadt Kattowitz. Oberschlesischer Kurier, Salzgitter 1965, S. 146f.
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der briefadeligen Häuser, 1917, Elfter Jahrgang, S.957
- Kösener Korps-Listen 1910, 19, 510
- A. Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873-1918. Görlitz 1939, S. 93.
Literatur
- Toni Pierenkemper: Unternehmeraristokratie in Schlesien. In: Elisabeth Fehrenbach (Hrsg.): Adel und Bürgertum in Deutschland 1770–1848. Göttingen 1994; ISBN 3-486-56027-1; S. 154f.
- Klemens Skibicki: Industrie im oberschlesischen Fürstentum Pless im 18. und 19. Jahrhundert. Stuttgart 2002; ISBN 978-3-515-08036-1
- Protokolle des preußischen Staatsministeriums, Bd. 9: 23. Oktober 1900 bis 13. Juli 1909, S. 425 (nur zwei Zeilen Lebensdaten im Personenregister)