Franz Christian Schaumburg
Franz Christian Schaumburg (* 27. April 1788 in Kassel; † 18. Februar 1868 in Hannover) war ein deutscher Gartenkünstler.[1]
Leben
Die Jugendjahre von Christian Schaumburg sind bisher „nach teilweise unsicherer Familienüberlieferung“ geschildert: Er zeigt schon früh Talent zum Blumenzeichnen und besuchte in Wien die dortige Malerakademie. „Wahrscheinlich“ absolvierte Schaumburg eine Lehre als Gärtner in Wien-Schönbrunn. Anschließend widmete er sich in Kassel-Wilhelmshöhe bei Karl Steinhöfer der Gartenkunst.[1]
Zwischen 1809 und 1810 kam Christian Schaumburg nach Herrenhausen, um hier für Kassel Blumen zu malen. In den 1820er Jahren war er als Gartenmeister in der Hofgärtnerei in Linden, dem Küchengarten[1], und für das Altensche Gut tätig.[2]
1825 entwarf Schaumburg für den Minister Caspar Detlev von Schulte den Park zu der von Georg Ludwig Friedrich Laves erbauten Villa Bella Vista.[1]
Im Folgejahr wurde Franz Christian Schaumburg am 16. Februar 1826 unter der Matrikelnummer 247 in die Freimaurerloge Zur Ceder aufgenommen, wo er von 1834 bis 1836 das Amt des stellvertretenden Sekretärs und Archivars innehatte, dann jeweils von 1836 bis 1840 und von 1848 bis 1850 das Amt des Zeremonienmeisters wahrnahm.[3]
Innerhalb von wenigen Jahren hatte sich Schaumburg zu einem der gefragtesten Landschaftsgärtner im Königreich Hannover. Besonders in Norddeutschland und Dänemark schuf er – mehr als 40 Jahre seinen Stil des zonierten Landschaftsgarten bewahrend – Gartenanlagen für seine fürstlichen, adligen, privaten und kommunalen Auftraggeber.[1]
1827 unternahm Schaumburg – gefördert von Prinz Adolphe Friedrich von Cambridge und Reichsgraf Ernst zu Münster-Ledenburg – eine Studienreise nach England.[1]
1829 wurde, auf Schaumburgs Anregung hin, der Gartenbau-Verein für das Königreich Hannover gegründet.[1]
Das Hauptwerk von Schaumburg in Hannover ist die gemeinsam mit Heinrich Ludolph Wendland und Laves 1835 begonnene Umgestaltung und Erweiterung des Georgengartens zu einem großen Landschaftspark an der Herrenhäuser Allee.[1] Der Schaumburg dort gestattete gestalterische Freiraum schwand jedoch vorübergehend ab 1837.[4]
Nachdem Schaumburg schon seit 1838 den Schlöner Schlosspark im Dienst des dänisch-norwegischen Königs Christian VIII. umgestaltet hatte, wurde er 1840 zum Hofgarteninspektor in Plön ernannt.[1]
1847 kehrte Schaumburg nach Hannover zurück, wo er als Leiter des Georgengartens diesen bis 1860 bedeutend erweiterte. Zu den weiteren Arbeiten Schaumburgs in Hannover zählt unter anderem auch die Umgestaltung des Berggartens.[1]
Franz Christian Schaumburg wurde auf dem Herrenhäuser Friedhof begraben.[1]
Werke
In Hannover
- 1820er-Jahre: Gartenmeister im Küchengarten in Linden[1]
- 1825: Park um Bella Vista[1]
- um 1830: Umgestaltung des Freiraums zwischen Friedrichswall und dem Nothelfergraben zu einem schmalen Landschaftspark; das Anfangsstadium des Maschparks[5]
- ab 1835: Umgestaltung und Erweiterung des Georgengartens[1]
- Garten für A. von Arnswald[1]
- Garten für die Gräfin von Wangenheim[1]
- Gestaltung des Georgsplatzes[1]
- 1852: Gestaltung des Opernplatzes/Theaterplatzes rund um das Opernhaus mit einzelnen Bepflanzungsflächen zwischen geschwungener Wegeführung[6]
- Pläne für den Prinzengarten[1] und den Welfengarten um das neu entstandene Welfenschloss[2]
- Berggarten[1]
Sonstige
Franz Christian Schaumburg werden Werke bis nach Holstein, Mecklenburg und in Süddeutschland zugeschrieben.[2] Belegt sind:
- ab 1838: Umgestaltung des Schlossparks in Plön[1]
- 1866: Entwürfe für den Bürgerpark in Bremen[2]
Schriften und Pläne
- Über englische Gartenanlagen. In: Verhandlungen des Gartenbau-Vereins für das Königreich Hannover, 1833, S. 131–137
- Über den jetzigen Zustand der Gartencultur in Hannover und in der Umgebung. In: Verhandlungen des Gartenbau-Vereins für das Königreich Hannover, 1834, S. 105–112, 131–135
- 1836: Charte von dem Königlichen Wallmodenschen Garten und den angrenzenden Grundstücken, gezeichnet von C. Schaumburg, 1836[2]
- 1859: General Plan der neuen Anlage zwischen Hannover und Herrenhausen, der die Zustimmung durch Königin Marie fand[2]
Ehrungen
- Zu Ehren des Königlichen Hofgarteninspektors wurde in Herrenhausen die historische Neustädter Straße 1892 umbenannt in Schaumburgstraße.[7]
Literatur
- Dieter Lange: Herrenhausen – Architektur im Gartenbezirk. In: Laves und Hannover. Niedersächsische Architektur im neunzehnten Jahrhundert, hrsg. von Harold Hammer-Schenk und Günther Kokkelink (revidierte Neuauflage der Publikation Vom Schloss zum Bahnhof...), Ed. Libri Artis Schäfer, 1989, ISBN 3-88746-236-X, S. 173–180
- Ronald Clark: Christian Schaumburg. In: „Zurück zur Natur“. Idee und Geschichte des Georgengartens in Hannover-Herrenhausen, Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung, veranstaltet von der Wilhelm-Busch-Gesellschaft e.V. und dem Grünflächenamt der Landeshauptstadt Hannover, Wilhelm-Busch-Museum Hannover, Deutsches Museum für Karikatur und Kritische Grafik 18. Mai – 27. Juli 1997, hrsg. von der Wilhelm-Busch-Gesellschaft e.V. und dem Grünflächenamt der Landeshauptstadt Hannover 1997, Göttingen: Wallstein-Verlag, ISBN 3-89244-250-9, S. 51–55
- Ronald Clark: Die Entstehung des Georgengartens, Diplomarbeit am Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur an der Universität Hannover, 1986
- Ronald Clark, Dieter Hennebo: Vom Wallmodengarten zum Georgengarten. Anmerkungen zu den ersten Entwürfen von Ch. Schaumburg. In: Festschrift für Georg Hoeltje, hrsg. vom Institut für Bau- und Kunstgeschichte der Universität Hannover, Hannover 1988, S. 79ff.
- Hermann Wendland: Die Königlichen Gärten zu Herrenhausen bei Hannover. Ein Führer durch dieselben, Hannover 1852
- Rainer Schomann (Hrsg.), Urs Boeck: Historische Gärten in Niedersachsen, Katalog zur Landesausstellung, Eröffnung am 9. Juni 2000 im Foyer des Niedersächsischen Landtages, anlässlich der Landesausstellung "Historische Gärten in Niedersachsen". Hannover, 2000, S. 92–94
- Helmut Knocke, Hugo Thielen: Schaumburg, in Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, passim
- Helmut Knocke: Schaumburg, Franz Christian. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 310f.
- Helmut Knocke: Schaumburg, Franz Christian. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 538.
Weblinks
Einzelnachweise
- Helmut Knocke: Schaumburg ... (siehe Literatur)
- Dieter Lange: Herrenhausen - Architektur im Gartenbezirk ... (siehe Literatur)
- Siegfried Schildmacher, Winfried Brinkmann, Edzard Bakker, Peter Rosenstein (Red.): Franz Christian Schaumburg. In Siegfried Schildmacher (Hrsg.): Auf den Spuren der Freimaurer - ein Spaziergang durch Hannovers Straßen. Selbstverlag, Hannover 2015, S. 120
- Helmut Knocke: Schaumburg .... In: Hannoversches Biographisches Lexikon (siehe Literatur)
- Helmut Knocke, Hugo Thielen: Friedrichswall. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, S. 112
- Stefan Amt: 1852 - 2002 - 150 Jahre Opernhaus in Hannover, online (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. als PDF-Dokument
- Helmut Zimmermann: Schaumburgstraße. In: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover, Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 218