Franz Bänsch
Pater Franz Bänsch OMI (* 21. März 1899 in Großenhain; † 8. April 1961 in Dresden) war ein Oblate der Makellosen Jungfrau Maria.
Leben
Nach dem Noviziat und dem Theologiestudium wurde er 1925 zum Priester geweiht. Von 1935 bis 1957 war er als Pfarrer von St. Paulus in Dresden-Südvorstadt tätig. Zu seiner Aufgabe gehörte auch die Seelsorge im Gefängnis, wo er während des Zweiten Weltkriegs vor allem unter den Todeskandidaten der Richtstätte am Münchner Platz wirkte.
An den Gottesdiensten, die Pater Bänsch in der Gefängniskirche feierte, durften nicht alle Gefangenen teilnehmen. Die Gefängnisleitung erlaubte es nicht, dass Polen, Untersuchungsgefangene, die einen Mittäter hatten, zum Tode Verurteilte und Häftlinge, die zu einer mehr als 6-jährigen Zuchthausstrafe verurteilt worden waren, die Gottesdienste besuchten. Der Seelsorger durfte die Gefangenen aber in ihren Zellen besuchen. Gefangene empfingen die Sakramente in ihrer Zelle und Pater Bänsch stellte auch Kontakte, besonders für tschechische und polnische Gefangene, mit ihren Angehörigen her, indem er Briefe und Pakete weiterbeförderte und Briefe auch selbst schrieb.
Zur schwierigsten Aufgabe von Pater Bänsch gehörte es, die Todeskandidaten auf ihre Hinrichtung vorzubereiten. Bis ins Jahr 1941 bedeutet das, dass er die Delinquenten bis zum Fallbeil begleitete. Nach 1941 gab er den Todeskandidaten in ihren Zellen Beistand für den letzten Weg. Pater Bänsch gab diesen Beistand ohne Ausnahme allen, die ihn wünschten, Katholiken, Protestanten, Menschen anderen Glaubens und Glaubenslosen. Manche Todeskandidaten nahm er vor ihrem Tod in die katholische Kirche auf. Insgesamt hat er über 1000 Menschen auf dem Weg zur Hinrichtung begleitet.
Pater Bänsch erkannte den Unrechtscharakter der NS-Justiz. Er führte heimlich Listen der Ermordeten, die genaue Geburts- und Hinrichtungsdaten enthielten. Nach der Befreiung übergab er diese Listen den neuen, sowjetischen Militärbehörden. Von den über 1300 Menschen, die während der Nazizeit in Dresden mit dem Fallbeil hingerichtet wurden, waren nur 96 Gewaltverbrecher. Bei allen anderen handelte es sich um Menschen, die in die Räder einer unbarmherzigen Justizmaschinerie gerieten, die für kleinste Vergehen hohe Zuchthausstrafen bzw. die Todesstrafe aussprach.
Oft ermöglichte Pater Bänsch es den Todeskandidaten, Grüße an die Angehörigen zu entrichten. Hastig auf kleine Gebetszettel geschriebene Briefe schmuggelte er aus der Haftanstalt hinaus. Sie halfen ihm nach 1945, den Hinterbliebenen einen kleinen Trost zu spenden. Er schrieb an sie bzw. beantwortete die zahllosen Briefe, die ihn bis 1956 erreichten, und berichtete vom Schicksal der Hingerichteten, von denen die meisten auf verschiedenen Dresdner Friedhöfen beigesetzt wurden.
Pater Bänsch blieb nach Kriegsende Pfarrer der Gemeinde St. Paulus, was unter den neuen Bedingungen der DDR mit Schwierigkeiten verbunden war. Am 14. Juni 1949 wurde ihm der Zutritt zum Polizeigefängnis verwehrt. Der Versuch des Bischöflichen Ordinariats, die Angelegenheit zu klären, führte zu keiner Lösung und am 23. September 1952 erfolgte ein generelles Zutrittsverbot für alle Haftanstalten.
1954/55 ließ er in Kleinnaundorf die Maria-Hilf-Kapelle errichten, zum Gedenken für die Opfer des NS-Regimes, die er auf dem Weg zu ihrer Hinrichtung begleitet hat.
Pater Bänsch starb im Alter von 62 Jahren am 8. April 1961 nach einem schweren Herzinfarkt. Er wurde auf dem Neuen Katholischen Friedhof in Dresden beigesetzt. In Dresden sind heute eine Straße und ein Kindergarten nach ihm benannt. Die von ihm errichtete Kapelle in Kleinnaundorf wurde 1992 wieder aufgegeben und abgerissen.[1]
Literatur
- Thomas Klosterkamp: Pater Franz Bänsch OMI. Ein Lebensbild.
Weblinks
Einzelnachweise
- Siegfried Neuling: Kreuzigungsgruppe fast vergessen. Sächsische Zeitung, 25. September 2004, abgerufen am 15. Oktober 2021.