Fraßgift
Ein Fraßgift ist ein Gift, das über die Nahrung, also oral aufgenommen werden kann. Im Gegensatz dazu stehen Kontakt- und Atemgifte.
Fraßgifte in der Biologie
Biologisch vorkommende Fraßgifte sind sekundäre Pflanzenstoffe, die als Fraßschutz der Abwehr von Phytophagen dienen. Solche Fraßgifte können in allen Teilen der Pflanze gebildet und akkumuliert werden.[1] Einige, aber nicht alle dieser Fraßgifte können durch Erhitzen bzw. Kochen zerstört werden, so dass sonst ungenießbare Pflanzen sowohl als Nahrungsmittel beim Menschen als auch in der Tierhaltung eingesetzt werden können. Zum Beispiel sind die rohen Beeren des Schwarzen Holunders für den Menschen wie für viele Tierarten nicht genießbar. Höhere Dosen roher, unreifer Beeren[2] können beim Menschen zu Vergiftungssymptomen wie Magenschmerzen, Erbrechen, Durchfall und Schüttelfrost führen.[3] Die Kerne der Holunderbeeren beispielsweise enthalten die cyanogenen Glykoside Sambunigrin und Vicianin, die sich beim Erhitzen der Beeren zersetzen.[4]
Ebenso enthalten Amerikanische Kermesbeere und die oberirdischen Teile der Kartoffelpflanze verschiedene Fraßgifte. Ein sehr wirksames Fraßgift ist das Rizin. Die natürlich vorkommenden Fraßgifte werden teilweise in der Medizin und für andere Zwecke eingesetzt. Die oberirdischen Teile von Wolfsmilchgewächsen wirken als Rodentizid.
Fraßgifte in der Technik
Technische Fraßgifte sind vom Menschen eingesetzte Pestizide, die nach Nahrungsaufnahme im Schädling wirksam werden. Je nach Schädling wird zwischen Insektizid, Molluskizid, Akarizid oder auch Rodentizid unterschieden.[1]
Ein bekanntes Beispiel für ein Fraßgift ist DDT, das jedoch auch als Kontaktgift wirkt.
Die Wirkung des Fraßgifts zielt nicht nur darauf, dass der Köder, der das Gift enthält, vom abzutötenden Tier gefressen wird. Zudem ist es das Ziel ihres Einsatzes, dass die vergiftete Nahrung z. B. von Ameisen in deren Nest getragen und dort an die Königin und die Brut verfüttert wird, die dadurch auch vergiftet werden. Dazu werden meist Gifte eingesetzt, die erst nach mehrfacher Einnahme tödlich wirken.
Einzelnachweise
- Fraßgifte. In: Lexikon der Biologie. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1999. (online)
- Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Stoffliste des Bundes und der Bundesländer: Kategorie „Pflanzen und Pflanzenteile“. Springer-Verlag, 2014, ISBN 978-3-319-05807-8, S. 134–135. (PDF-Volltext).
- Klaus Wachter, Claudia Sarkady: Das große Buch der Kinderkrankheiten: erkennen, behandeln, vorbeugen. Compact Verlag, 2010, ISBN 978-3-8174-6078-6, S. 250.
- Robert Ebermann, Ibrahim Elmadfa: Lehrbuch Lebensmittelchemie und Ernährung. Springer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-7091-0211-4, S. 428.
- A. V. Hirner, H. Rehage, M. Sulkowski: Umweltgeochemie: Herkunft, Mobilität und Analyse von Schadstoffen in der Pedosphäre. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-93711-8, S. 7 (google.de).
- Bruce N. Aimes, Margie Profet, Lois Swirsky Gold: Dietary pesticides (99.99% all natural)*. Band 87, 1990, S. 7777–7781, doi:10.1073/pnas.87.19.7777.
Literatur
- W. Franke: Nutzpflanzenkunde. 1. Auflage. Thieme Verlag, 1976. ( 7. Auflage. neu bearbeitet von R. Lieberei und Ch. Reisdorff, 2007, ISBN 978-3-13-530407-6)
- M. Ludwig, H. Gebhardt, H. W. Ludwig, S. Schmidt-Fischer: Neue Tiere & Pflanzen in der heimischen Natur. Einwandernde Arten erkennen und bestimmen. BLV, München 2000, ISBN 3-405-15776-5.