Forschungsstelle für Zahnräder und Getriebesysteme
Die Forschungsstelle für Zahnräder und Getriebesysteme (Kurzform: FZG, bis 2021: Forschungsstelle für Zahnräder und Getriebebau), der Lehrstuhl für Maschinenelemente der Technischen Universität München (TUM), ist ein Forschungsinstitut für Antriebstechnik im Bereich der Ingenieurdisziplin Maschinenbau. Leitender Ordinarius ist Karsten Stahl.[2][3]
Forschungsstelle für Zahnräder und Getriebesysteme der Technischen Universität München | |
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Gründung | 1951 |
Trägerschaft | Technische Universität München |
Ort | Garching bei München, Deutschland |
Ordinarius | Karsten Stahl |
Mitarbeiter | ca. 80[1] |
Website | https://www.mec.ed.tum.de/fzg/ |
Geschichte
Die Forschungsstelle wurde 1951 von Gustav Niemann gegründet, welcher mit wegweisenden Arbeiten auf den Forschungsgebieten Zahnräder und Getriebebau begann. Diese Forschungsbereiche wurden im Wesentlichen unter Hans Winter, der im Oktober 1968 Niemann folgte, beibehalten. Bernd-Robert Höhn trat im Oktober 1989 die Nachfolge von Winter als Ordinarius des Lehrstuhls für Maschinenelemente der TUM an. Unter seiner Leitung wurden die bisherigen Forschungsaktivitäten um die Bereiche stufenlose Umschlingungsgetriebe und autarker Hybridantrieb für Kraftfahrzeuge erweitert. Seit 2011 wird der Lehrstuhl von Karsten Stahl geleitet.[4]
Die FZG bildet das Kompetenzzentrum für Fragen der mechanischen Antriebstechnik an der School of Engineering and Design (ehemals Fakultät Maschinenwesen) der TUM. Sowohl in der Forschung und Entwicklung als auch in der Normung nimmt die FZG national und international eine zentrale Rolle im Bereich der Antriebs- und Getriebetechnik ein.[5]
Die Forschungsprojekte der FZG reichen von theoretisch ausgerichteten Grundlagenarbeiten bis zu anwendungsnahen experimentellen Arbeiten. Finanziert und getragen werden die Projekte durch unterschiedliche Organisationen. Ein Großteil der Projekte wird von der Forschungsvereinigung Antriebstechnik (FVA), meist zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF), initiiert, finanziert und betreut. Weitere Forschungspartner sind die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Bayerische Forschungsstiftung, die Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle (DGMK), die Forschungsvereinigung Verbrennungskraftmaschinen (FVV) oder die Stahlforschung. Darüber hinaus werden anwendungsorientierte Projekte direkt von der Industrie angefragt und beauftragt.[2]
Alle 2 Jahre werden an der FZG die VDI International Conference on Gears,[6] die VDI International Conference on Gear Production[7] sowie die VDI International Conference on High Performance Plastic Gears[8] abgehalten.
Im Oktober 2021 wurde die FZG in Forschungsstelle für Zahnräder und Getriebesysteme umbenannt.
Forschung
Experimentelle und theoretische Untersuchungen an Getriebekomponenten und Antriebssystemen bilden den Kern der Forschungsinhalte an der FZG.
Komponenten
Ein wesentlicher Bestandteil der Forschungsaktivitäten an der FZG untersucht die Komponenten von Getrieben. Dazu zählen insbesondere
Antriebssysteme / elektromechanische Antriebe
Neben den Komponenten liegt ein Fokus ebenso auf der Konzeption, Simulation und experimentellen Untersuchung von diversen Antriebssystemen sowie deren Umsetzung in realen Fahrzeugprototypen und diversen Anwendungen.
Schwerpunkte
Die Komponenten und Antriebssysteme / elektromechanische Antriebe werden an der FZG schwerpunktmäßig hinsichtlich folgender Kriterien untersucht:
- Tragfähigkeit
- EHD-/Tribokontakt
- Wirkungsgrad
- Getriebedynamik / NVH
- Alternative Zahnrad-Werkstoffe, Composites und Beschichtungen
- Betriebsfestigkeit
Simulations- und Berechnungsprogramme
An der FZG wurden diverse Anwendungsprogramme im Bereich der Komponenten- und Antriebsentwicklung erarbeitet. Eine Auswahl ist im Folgenden dargestellt:
Programm | Verwendung |
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GAP | Erste Auslegung von Getrieben |
Flankengenerator | Erzeugung beliebiger Verzahnungsgeometrien |
STplus | Berechnung von Verzahnungsgeometrie und Tragfähigkeit von Stirnrädern nach DIN 3990, ISO 6336, AGMA und anderen Berechnungsverfahren |
KNplus | Berechnung von Kegelradgeometrie- und Kegelradtragfähigkeit nach ISO 10300 und weiteren Verfahren |
LAGER2 | Berechnung der Wälzlagersteifigkeit (innere Belastungen und Pressungen) sowie der (modifizierten Referenz-)Lagerlebensdauer nach DIN ISO 281 |
RIKOR | Berechnung von Wellenverformung, Lagerdurchsenkung, Zahnflankenkorrekturen, Lastverteilung im Zahnkontakt, schadensrelevanten Beanspruchungen und Tragbild bei gerad-, schräg- und doppelschrägverzahnten Stirnrädern |
WTplus | Bestimmung des Wirkungsgrades und des Wärmehaushalts von beliebigen Handschalt-, Automatik- und Industriegetrieben |
DZP | Berechnung von Drehwegfehler, Kraftanregung, Eigenfrequenzen und dynamischen Zusatzkräften in gerad- und schrägverzahnten Stirnradgetrieben |
RIKOR2DYN | Dynamische Getriebeanalyse |
ANPLA | Bestimmung der Anregungen bei Planetenradsätzen |
SNESYS | Auslegung und Nachrechnung von Schneckengetrieben |
SYNTEM | Berechnung der Temperaturentwicklung in einer Schaltgetriebe-Synchronisierung während einer Schaltung (Innen-, Außen-, Doppel- oder Dreikonus-Synchronisierungen unter weitgehend freier Wahl von Reibflächenaufbau / -geometrie) |
KUPSIM | Berechnung des Temperaturhaushalts in Lamellenkupplungen/-bremsen unter Berücksichtigung der Wärmeabfuhr durch das Öl für einzelne Reibphasen sowie Kühlphasen-Kollektive |
Darüber hinaus werden rechnerische Untersuchungen durch Simulation mittels Finite Elemente Methode (FEM) und Computational Fluid Dynamics (CFD) durchgeführt.
Im Rahmen der FVA-Drittmittelforschung wurde an der FZG zur übergreifenden Betreuung von Getriebesoftware die Stelle „Softwaremanager“ eingerichtet. Diese dient dem Erhalt, der Zukunftssicherung und der Modularisierung bestehender Software sowie der programmübergreifenden Sicherstellung einer für die Zukunft tragfähigen Softwareentwicklungsstrategie. Für bestehende Software dient die FZG damit auch den FVA-Mitgliedsfirmen als Ansprechpartner auf dem Gebiet der Rechneranwendung in der Antriebstechnik. Zusätzlich besteht eine enge Zusammenarbeit mit der FVA GmbH zum Ziel der Weiterentwicklung der FVA-Workbench. Darin sind viele der gelisteten FZG-Rechenprogramme enthalten. Einige der in der deutschen Antriebstechnik weit verbreiteten und anerkannten Programme zur Getriebeberechnung wurden und werden an der FZG entwickelt.[10]
Projekte und Dissertationen
Diversen Projekten und Forschungsvorhaben seit 1951 entstammen 227 Dissertationen der FZG[11] (Stand: 31. Januar 2019).
Veröffentlichungen
Seit der Gründung im Jahr 1951 wurden zahlreiche Veröffentlichungen in verschiedenen Journals, Konferenz-/Tagungsbänden oder Forschungsplattformen durch die FZG publiziert.[21] Viele davon sind in wissenschaftlichen Datenbanken wie beispielsweise Scopus gelistet (312 Veröffentlichungen, Stand: 20. Februar 2019).
Weblinks
Einzelnachweise
- Mitarbeiter der FZG
- Homepage der FZG
- Prof. Karsten Stahl
- Geschichte der FZG
- Wozu gibt's DIN-Normen? In: ARD-Mediathek. Abgerufen am 17. September 2018.
- Homepage der International Conference on Gears
- Homepage der International Conference on Gear Production
- Homepage der International Conference on High Performance Plastic Gears
- Forschungsbereiche der FZG
- Software der FZG
- Dissertationen an der FZG
- MUTE: der effiziente City-Flitzer – TU München präsentiert ihr Fahrzeugkonzept für die Elektromobilität MUTE. In: Pressemitteilungen der Technischen Universität München. Abgerufen am 4. September 2018.
- Homepage Visio.M
- Der Visio.M: Das ideale Stadtauto – arte, "X:enius" (Mediathek): Probefahrt im Visio.M. In: Pressemitteilungen der Technischen Universität München. Abgerufen am 4. September 2018.
- Projektpartner Speed2E. Abgerufen am 18. September 2018.
- Projektvorstellung Speed4E. Abgerufen am 30. September 2018.
- Die Zukunft des Fliegens auf dem Prüfstand – Wissenschaftler erforschen Rekordgetriebe für emissionsarmes Flugzeugtriebwerk. In: Pressemitteilungen der Technischen Universität München. Abgerufen am 5. September 2018.
- Stahl-Innovationspreis: Stahl in Forschung und Entwicklung – Gewinner 2015. In: Website des Stahl-Innovationspreises. Abgerufen am 13. September 2018.
- HiPerComp – High Performance Components Längere Bauteillebensdauer durch schadenstolerante Stähle. In: Newsroom von https://www.stahl-online.de/. Abgerufen am 13. September 2018.
- Forschungsverbund Massiver Leichtbau. Abgerufen am 18. September 2018.
- Veröffentlichungen der FZG