Ford-Vairogs
Ford-Vairogs war eine Produktionsstätte der Ford Motor Company in Riga (Lettland) von 1937 bis 1940.
Geschichte
Am 31. März 1895 erhielt der österreichische Industrielle Oscar Freivert (deutsch: Freywirth) vom Kaiser des Russischen Reiches die Erlaubnis, eine Aktiengesellschaft „Phoenix“ (Phoenix) zu gründen. Ende 1897 beschäftigte die Fabrik bereits mehr als 2.000 Arbeiter. Die Fabrik hat sich auf die Herstellung von Güter- und Personenwagen spezialisiert. Bis 1902 produzierte die Fabrik rund 7000 Wagen.
1910 steigerte die Fabrik ihre Produktion. 1913 produzierte das Werk 4000 Güterwagen und 200 Personenwagen, darunter einen Salonwagen für den Kaiserhof des Russischen Reiches und hochwertige Personenwagen für Italien.
Die Satzung der kombinierten Hütten-, Lokomotiv-, Wagen- und Maschinenfabrik "Phoenix" in Riga wurde am 30. Juni 1922 genehmigt. 1925 begann die Fabrik mit der Produktion neuer Wagentypen im Auftrag der Lettischen Eisenbahnen. Bis 1931 wurden insgesamt 196 Wagen gefertigt.
In den 1930er Jahren wurde auf der Grundlage der Fabrik "Phoenix" eine neue Aktiengesellschaft "Vairogs" gegründet. Eine bedeutende Entwicklung war der Erwerb einer Automontagelizenz von Ford. Zwischen 1937 und 1940 produzierte die Fabrik neben Kriegsaufträgen Ford-PKW und -LKW sowie 200 Busse. In dieser Zeit wurde der Waagenbau verbessert. Dasas Werk war der größte Automobilhersteller im Baltikum.
Die günstige wirtschaftliche Entwicklung Lettlands in den 1930er Jahren ermunterte Ford, trotz der geringen Größe des Landes ein eigenes Werk in der Hauptstadt Lettlands zu errichten. Von 1937 bis 1940 produzierte Ford-Vairogs folgende Modelle:
- Ford Junior (ab 1937), eine Variante des englischen Ford Ten (1172 cm³, 32 PS (23 kW), 100 km/h)
- Ford Taunus (ab 1939), das in Deutschland neu eingeführte Modell Ford Taunus (1172 cm³, 34 PS (25 kW), 104 km/h)
- Ford V8 Standard (ab 1938), der amerikanische Typ 92 (2229 cm³, 60 PS (44 kW), 120 km/h)
- Ford V8 De Luxe (ab 1938), der amerikanische Typ 91 (3621 cm³, 85 PS (63 kW), 135 km/h)
Dazu kamen leichte Lastwagen und Busse.
Mechanik und Karosserie der Fahrzeuge wurden aus Großbritannien (Junior), Deutschland (Taunus) bzw. den Vereinigten Staaten (V8) nach Lettland geschafft und dort montiert (CKD-Fertigung). Der Anteil aus lokaler Produktion war gering; der eigentlich vorgesehene Aufbau einer lokalen Zulieferfertigung konnte nicht mehr verwirklicht werden.
Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und die erste sowjetische Besetzung Lettlands (1940 bis 1941) führten zu einem frühen Ende dieses Unternehmens. Insgesamt wurden von 1937 bis 1940 etwa 300 Personenwagen, 1000 Lastwagen und 200 Busse hergestellt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Vairogs in Rīgas Vagonbūves Rūpnīca („Rigaer Eisenbahnwaggonfabrik“) umbenannt und begann wieder mit der Herstellung, Reparatur und Umbauten von Eisenbahnwagen.
Literatur
- Edvīns Liepiņš: Riga and the Automobile. Jelgava Publishing House, Riga, ISBN 9984-39-090-X (lettisch und englisch)