Flugzeugabsturz in Remscheid
Bei einem Flugzeugabsturz in Remscheid am 8. Dezember 1988 stürzte ein Kampfflugzeug der United States Air Force in ein Wohngebiet im Stadtteil Hasten der Stadt Remscheid. Das Flugzeug rammte ein Wohnhaus und zerschellte im Nachbarhaus. Dabei kamen neben dem Piloten sechs weitere Personen ums Leben, 50 Menschen wurden verletzt.
Unfallhergang
Die A-10 Thunderbolt II der 2nd Tactical Fighter Squadron (81st Tactical Fighter Wing, Seriennummer 81-0957) befand sich nach Medienberichten in einer Geschwaderübung des Jagdbombergeschwaders 31 im Tiefflug.[1] Sie gehörte zu einer auf dem britischen Luftwaffenstützpunkt Bentwaters bei Ipswich stationierten Einheit, war aber zum Zeitpunkt des Unglücks auf dem Fliegerhorst Nörvenich, einer sogenannten Forward Operation Location (FOL), stationiert.[2] Als Unfallursache gilt „Räumliche Desorientierung“ des Piloten. Am Tag des Absturzes herrschten widrige Bedingungen für Sichtflugverhältnisse. Der Rottenführer Captain Gibson[3] flog voran. Ihm folgte Captain Michael P. Foster in seiner A-10. In Remscheid verdichtete sich der Nebel. Während Captain Gibson es schaffte, sich aus der Gefahrenzone herauszumanövrieren, stürzte Captain Fosters Maschine in die Häuser der Stockder Straße.[4]
Auswirkungen
Es wurde zunächst vermutet, dass die abgestürzte Maschine mit uranhaltiger Munition[5] beladen gewesen sei.[6] Das US-Militär verneinte dies später. Eine andere unbestätigte Vermutung lautete, dass die Tragflächenenden mit Trimmgewichten aus abgereichertem Uran bestückt gewesen seien, die den Boden rund um die Absturzstelle kontaminiert haben sollen.[7] Ein ABC-Zug wurde alarmiert.[8] 70 Tonnen Boden an der Absturzstelle wurden abgetragen und auf eine Deponie geschafft.[9] Filmaufnahmen belegen Warnschilder vor Radioaktivität.[10] Bei Grundwasser-Untersuchungen um die Deponie Breitscheid I, auf der die verseuchte Erde damals verbracht wurde, sind im Juni 2013 2,5-fach überhöhte Uran-Messwerte festgestellt worden.[11]
In einer Untersuchung von Bodenproben im Umkreis von 250 Metern um den Absturzort im Jahr 2002 durch das Öko-Institut wurden jedoch keine Spuren von abgereichertem Uran gefunden.
120 Anwohner und Retter mit Hauterkrankungen haben sich gemeldet. Die Erkrankungen wurden als toxisch-irritative Dermatitis eingestuft.[12] Eine Auswertung der Leukämieerkrankungen in den folgenden Jahren in der Umgebung des Absturzortes zeigte keinen signifikanten Anstieg.[13]
Der entstandene Schaden von rund 13 Millionen DM wurde zu 75 % von der US-Luftwaffe und zu 25 % von der Bundesrepublik Deutschland getragen.[14]
25 Jahre später veröffentlichte die Leiterin der Bürgerinitiative „Absturz“, Veronika Wolf, den Tatsachenroman „Schweigende Stadt“ über die sozialen und gesellschaftlichen Folgen der Katastrophe.[15] Im Roman wird das Flugzeug über Remscheid abgeschossen, um Schlimmeres zu verhindern.[16]
Weblinks
Einzelnachweise
- Serge Schmemann: U.S. plane crashes into german city. In: The New York Times, 9. Dezember 1988, abgerufen am 30. Januar 2011 (englisch).
- www.publications.parliament.uk: House of Commons, Englisch, abgerufen am 30. Januar 2011
- http://www.af.mil/AboutUs/Biographies/Display/tabid/225/Article/104932/major-general-marke-f-gibson.aspx
- Wilhelm Bittorf: Ich hab' meinen Flügelmann verloren. In: Der Spiegel, Ausgabe 52/1988.
- Beitrag in den heute-Nachrichten des ZDF vom 8. Dezember 1988
- Michael Klöpper: Vor 20 Jahren: Flugzeugabsturz in Remscheid. (Memento vom 5. Juni 2011 im Internet Archive) In: rettungsdienst.de, abgerufen am 30. Januar 2011.
- Armin Himmelrath: Feuerball im Wohngebiet. In: einestages, 8. Dezember 2008, abgerufen am 30. Januar 2011.
- Rettungsdienst.de: Flugzeugabsturz in Remscheid (Memento vom 5. Juni 2011 im Internet Archive), 6.2000
- taz.de: Remscheid-Absturz mit Folgen, 13. Oktober 1989
- Starb Kind wegen Uranverseuchung? In: in DerSpiegel. 13. Januar 2001, abgerufen am 18. Mai 2018.
- Stadt soll Deponie-Messungen prüfen. In: in RPOnline. 10. Februar 2014, abgerufen am 10. September 2020.
- wz.de: Flugzeugabsturz in Remscheid 1988: Der Schock sitzt immer noch tief, 8. Dezember 2008
- Harry Luck: „Wie im Krieg“ In: Focus, 8. Dezember 1988, abgerufen am 30. Januar 2011.
- welt.de: Bilderserie: Absturz in Remscheid, abgerufen am 1. April 2011
- http://flugzeugabsturz-remscheid.de/node/2
- swr.de: Spätfolgen eines Absturzes, Dieter Jandt 30. Oktober 2015