Flausino Vale
Flausino Vale, eigentlich Flausino Rodrigues Valle, (* 6. Januar 1894 in Barbacena; † 4. April 1954 in Belo Horizonte) war ein brasilianischer Violinist, Komponist und Musikpädagoge.[1][2][3] Von Heitor Villa-Lobos wurde er als der Brasilianische Paganini charakterisiert.[4][5] Große Violinisten wie Jascha Heifetz, Isaac Stern, Zino Francescatti und Itzhak Perlman integrierten Stücke von Flausino Vale in ihr Repertoire.[1][2][4]
Leben und Werk
Flausino Vale wurde 1894 in Barbacena im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais geboren. Im Alter von zehn Jahren begann er bei einem Onkel mütterlicherseits das Geigenspiel zu erlernen. Er begann mit Geigenstudien von Pierre Gaviniès und war bereits vier Jahre später in der Lage, die 24 Capriccios Niccolò Paganinis auf hohem künstlerischen Niveau darzubieten.[6]
1912 zog er studienhalber nach Belo Horizonte. Er begann hier ein Jurastudium. In seiner studienfreien Zeit spielte er auf Partys, Hochzeiten und in Stummfilmorchestern Violine. Er schloss sein Studium ab, arbeitete als Anwalt und wirkte als Professor für Musikgeschichte am 1924 neu gegründeten Conservatório Mineiro de Música.[6]
Vale trat als Violinist in Solokonzerten und als Orchestersolist auf. In den 1930er und 1940er Jahren war er oft in Konzerten von Radiosendern in Belo Horizonte und Rio de Janeiro zu hören.[6]
Als Hochschullehrer erwarb er sich einen guten Ruf als Fachmann für die brasilianische Volksmusik. Er veröffentlichte Artikel in Fachzeitschriften wie Ariel, Revista Brasileira de Música, Ilustração musical, Resenha musical und Acaiaca. Letztgenannte Zeitschrift war ein Kulturmagazin, das in den 1940er und 1950er Jahren in Belo Horizonte erschien. Zudem veröffentlichte er drei Bücher: Calidoscópio (Gedichte, 1923), Elementos de folclore musical brasileiro (1936) und Músicos mineiros (1948). Andere Werke wie Ânfora de rimas (Gedichte) sowie A música e as profissões liberais hinterließ er unveröffentlicht.[6]
Als Komponist hinterließ Flausino Vale einige Werke für Violine, Gesang und Flöte, alle mit Klavierbegleitung, fünf Stücke für gemischten Chor, mehr als 50 Arrangements und Transkriptionen für Solovioline und eine durchaus mit den Capriccios Paganinis vergleichbare Sammlung von 26 Präludien. Diese Präludien stellen ein hoch originelles Werk des brasilianischen Geigenrepertoirs dar, das traditionelle Technik mit Themen der Volksmusik und einem absolut ungewöhnlichem Gebrauch des Instruments kombiniert. Sein berühmtes Präludium Ao pé da fogueira (Am Lagerfeuer), wurde von Jascha Heifetz in den USA bearbeitet, aufgenommen und oft aufgeführt.[3] Noch heute ist es ein bekanntes Werk im internationalen Violin-Repertoire.[3] Nur wenige wissen allerdings, dass dieses Stück aus der Feder von Flausino Vale stammt.[3][6]
Einspielungen
- Jerzy Milewsky: Flausino Vale. (CD mit 21 der Präludien von Flausino Vale) São Paulo: Itaú Cultural/Funarte.
- Cláudio Cruz: Flausino Vale e o violino brasileiro. 2011.
Quellen
- Camila Frésca: Flausino Vale e os 26 Prelúdios Característicos e Concertantes para Violino só. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 25. April 2012; abgerufen am 27. Juni 2020.
- Camila Frésca: Flausino Vale e o violino no Brasil Voltar para o início (Vale und die Geige in Brasilien. Zurück an die Spitze, Vortrag). (Nicht mehr online verfügbar.) Centro de Pesquisa e Formãçao, 17. Dezember 2014, archiviert vom Original am 26. Juni 2020; abgerufen am 26. Juni 2020 (portugiesisch).
- Hermes Cuzzuol Alvarenga: Os 26 Prelúdios Característicos e Concertantes para Violino Só, De Flausino Valle: Aspectos da Linguagem Musical e Violinistica. (PDF) 1993, abgerufen am 27. Juni 2020 (portugiesisch).
- Flausino Vale. (Nicht mehr online verfügbar.) Musica Brasilis, archiviert vom Original am 26. Juni 2020; abgerufen am 26. Juni 2020 (englisch).
- Flausino Vale. (Nicht mehr online verfügbar.) In: peoplepill.com. Archiviert vom Original am 27. Juni 2020; abgerufen am 27. Juni 2020 (englisch).
- Oscar Bohórquez: Oscar Bohórquez reist mit der Geige nach Südamerika. Hrsg.: SWR2 Podcast vom 23. Juni 2020; Moderation Christiane Peterlein. (Oscar Bohórquez spielt zu Beginn der Sendung zwei Stücke von Flausino Vale im Rahmen von #zusammenspielen. (23. Juni 2020) Dort wurde Flausino Vale als der Brasilianische Paganini charakterisiert. Die Sendung ist als Podcast erhältlich.).
Weblinks
- Literatur von und über Flausino Vale in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Flausino Vale bei Discogs
- Flausino Vale bei MusicBrainz (englisch)
Einzelnachweise
- Flausino Vale. In: Musica Brasilis.
- Flausino Vale. In: Centro de Pesquisa e Formãçao.
- Flausino Vale. In: Camila Frésca: Flausino Vael.
- Cláudio Cruz: Flausino Vale e Violino Brazileiro (CD Besprechung). (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 31. Mai 2014; abgerufen am 27. Juni 2020 (portugiesisch).
- Christiane Peterlein (SWR2): #zusammenspiel (Oscar Bohórquez, 2020).
- Abschnitt nach: Flausino Vale. In: Camila Frésca: Flausino Vale.