Flachbahn
Mit Flachbahn werden ebene Eisenbahnstrecken bezeichnet, deren Verlauf sich nur in geringem Maße den örtlichen Begebenheiten und der Topografie anpasst und deshalb kein großes Gefälle aufweist und, sofern es sich um eine Hochgeschwindigkeitsstrecke handelt, auch keine engen Kurvenradien. Dies ermöglicht das Befahren dieser Strecken für alle möglichen Zugarten. Bei schweren Güterzügen erübrigt sich die Verwendung von zusätzlichen Lokomotiven zur Bewältigung von Steigungen.
Der Bau von Flachbahnen ist teuer und aufwendig, müssen doch zahlreiche Kunstbauten wie Brücken, Tunnel, Einschnitte oder Dämme errichtet werden, um eine möglichst geradlinige und ausgeglichene Linienführung zu gewährleisten. Als Obergrenze für die zulässige Neigung von Flachbahnen werden Werte zwischen 10 und 12,5 ‰ (Deutschland) genannt. Das Modell der Flachbahn für gemischten Personen- und Güterverkehr ist wegen der hohen Erstellungskosten und der (als Folge großer Geschwindigkeitsunterschiede) relativ schlechten Kapazitätsnutzung umstritten. Da Personenzüge generell und Hochgeschwindigkeitszüge im Besonderen eine leistungsstarke Motorisierung aufweisen, können sie aus der flachen Trassierung einer Strecke keinen Nutzen ziehen.
In der Schweiz wird der Begriff Flachbahn häufig im Zusammenhang mit dem Bau der neuen Basistunnel durch den Gotthard und den Lötschberg genannt, obwohl die Lötschberg-Simplon-Achse das oben erwähnte Definitionskriterium nicht erfüllt. Auf der Gotthardachse ist der Scheitelpunkt der alten Gotthardlinie auf 1150 m ü. M., jener des Basistunnels ist 600 Meter tiefer auf nur 449 m ü. M. gelegen, was lediglich der Meereshöhe der im Mittelland gelegenen Bundesstadt Bern entspricht. Um das Prinzip der Flachbahn zwischen Basel und Chiasso jedoch konsequent umzusetzen, muss nach der Eröffnung des Ceneri-Basistunnels auf Ende 2020 noch der Südanschluss Lugano-Chiasso gebaut werden; ein noch ausstehendes milliardenteures Großprojekt, was die Problematik der Umsetzung einer Flachbahn im alpinen Raum verdeutlicht. Auch die Transitachsen Mont-Cenis (Lyon-Turin) und Brenner sollen durch den Bau von Basistunnels in Flachbahnen umgewandelt werden. Im letzteren Fall wird dieses Ziel jedoch wie beim Gotthard erst mit dem Bau einer neuen Südzufahrt vollständig erreicht.