Federkiel

Ein Federkiel ist der mittlere Teil (Steg) einer Vogelfeder. Der obere Teil des Kiels wird Federschaft (Rhachis) genannt, der untere Federspule (Calamus) oder Spindel. An der Spule gibt es zwei Öffnungen: einen oberen Nabel (Umbilicus superior) und einen unteren Nabel (Umbilicus inferior). Bei den zu den Konturfedern gehörenden Deckfedern findet man bei vielen Vogelarten oberhalb des oberen Nabels noch eine sogenannte Nebenfeder (Hypopenna).

Federkiele

Der Federkiel als Schreibgerät

Gerrit Dou (1613–1675): Gelehrter, den Federkiel schärfend (1630–35); The Leiden Collection, New York

Federkiele als Schreibfedern ersetzten in Europa seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. das Schilfrohr (calamus) als Schreibgerät.[1] Sie sind die Vorläufer der Schreibfedern aus Metall, meist aus Stahl oder Gold, wie häufig bei Füllfederhaltern verwendet. Da meist Federn von Gänsen verwendet wurden, werden sie auch Gänsekiel oder (älter) Gantenkiel genannt. Zum Schreiben wurden in der Regel die äußersten fünf Federn eines Flügels genommen. Wer mit einem Federkiel zu schreiben wünscht, sollte wegen der Form des Kiels als Linkshänder die Federn des rechten Flügels benutzen, als Rechtshänder die Federn des linken Flügels, denn die leicht gekrümmte Form der Federn an den Flügeln ist spiegelbildlich und wirkt sich auf die Handlichkeit beim Schreiben aus. Zum Schreiben wurde die störende Befiederung des Kiels meist entfernt.

Will m​an einen Kiel zuschneiden, s​o muss m​an ihn zunächst härten. Dazu w​ird der Kiel schräg angeschnitten u​nd das Mark entfernt o​der zurückgedrückt. Anschließend weicht m​an die Kiele i​n einem Glas Wasser solange ein, b​is sie gänzlich weiß erscheinen. Den eingeweichten Kiel steckt m​an nun i​n ein Behältnis m​it heißem Sand, d​er so heiß s​ein muss, d​ass die Kiele z​war zischen, a​ber nicht reißen. Man belässt s​ie solange darin, b​is sie a​n ihren Spitzen transparent sind. Zum Abschluss w​ird die a​uf dem Kiel befindliche Haut m​it einem scharfen Messer heruntergekratzt u​nd abgewischt. Anschließend k​ann der Zuschnitt erfolgen.

Erst z​um Ende d​es 18. Jahrhunderts entwickelte m​an die Stahlfeder, d​ie in e​inen Halter, d​en Federhalter, eingelassen wurde. Zuvor w​aren die Federkiele verbreitet u​nd wurden allmählich verdrängt.

Weitere Verwendungen

  • In der alpenländischen Federkielstickerei wird mit Pfauenfederkielen Leder bestickt.
  • Federkiele wurden in der Renaissancemusik als Plektren verwendet.
  • Aus kräftigen Federkielen wie beispielsweise denen des Kolkraben wurden historisch und werden teils noch heute Kiele (Plektren) für das Cembalo zugeschnitten[2] (neben Kielen aus Kunststoff, Leder oder Messing). Auf dem Markt für Cembaloteile sind zum Beispiel Vogelfedern der Sorten Bussard, Gans, Geier, Krähe, Schwan und Truthahn erhältlich.
  • Eine Figur im Sparkassen-Comicmagazin Knax hat den Namen Gantenkiel.

Literatur

  • Martina Wernli: Federn lesen. Eine Literaturgeschichte des Gänsekiels von den Anfängen bis ins 19. Jahrhundert. Göttingen: Wallstein, 2021.

Siehe auch

Commons: Federkiel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Federkiel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Nachweise

  1. Renate Neumüllers-Klauser (Hrsg.): Res medii aevi. Kleines Lexikon der Mittelalterkunde. Harrassowitz, Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-03778-4, S. 227.
  2. Saal der Tasteninstrumente: Kielinstrumente (Memento des Originals vom 23. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.deutsches-museum.de Deutsches Museum, Musikinstrumente-Ausstellung.
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