Fünf Könige von Wa
Die Fünf Könige von Wa (jap. 倭の五王, Wa no go-ō) waren Herrscher des antiken Japans (Wa), die im 5. Jahrhundert Gesandtschaften nach China schickten, um ihre Ansprüche durch Anerkennung des Kaisers von China zu legitimieren.
Ihre Namen waren laut dem chinesischen Geschichtswerk Song Shu:
# | Hanzi | moderne chin. Lesung | sino-jap. Lesung |
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1. | 讃 | Zan | San |
2. | 珍 | Zhen | Chin |
3. | 濟 / 济 | Ji | Sai oder Sei |
4. | 興 / 兴 | Kō | |
5. | 武 | Wu | Bu |
Das Liang Shu (Band 54) verwendet für den ersten König das homophone 贊 / 赞, für den zweiten König jedoch 彌, Mi. Eine Variante von diesem ist 弥, das Ähnlichkeiten mit 珎 aufweist, welches wiederum eine Variante von 珍 ist.[1]
Chinesische Aufzeichnungen über die Könige
Die fünf Könige der Wa werden in den Chroniken der Jin-, Frühere-Song-, Südlichen-Qi- und Liang-Dynastie mit folgenden Ereignissen erwähnt – die jeweiligen Kapitel sind in der Quellenspalte geklammert angegeben:[2]
Jahr | Dynastie | König | Ereignis | Quelle |
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義熙 / 义熙9 413 |
Jin | San a) | Der König von Wa entrichtete Tribut. | Jin Shu (安帝), Taiping yulan |
永初2 421 |
Song | San | König San entrichtete Tribut an Kaiser Wu und erhielt daraufhin einen Titel. | Song Shu (倭國傳 / 倭国伝) |
元嘉2 425 |
König San sandte Shiba Kōtatsu (司馬曹達 / 司马曹达, Sima Caoda)b) oder Beamtec) und ließ an Kaiser Wen Geschenke überbringen. | |||
元嘉7 430 |
San (?) | Im Januar entrichtete der König von Wa Tribut. | Song Shu (文帝) | |
元嘉15 438 |
Chin | König San starb, sein jüngerer Bruder Chin folgte auf den Thron. Chin entrichtete Tribut und nannte sich selbst beim Titel „Kaiserlicher Kommissar, Generalgouverneur, Militärhaber der 6 Länder Wa, Baekje, Silla, Imna, Jinhan, Mahan; Großgeneral der den Frieden im Osten bewahrt; König des Landes Wa“ (使持節都督倭百濟新羅任那秦韓慕韓六國諸軍事安東大將軍倭國王 / 使持节都督倭百济新罗任那秦韩慕韩六国诸军事安东大将军倭国王, shichijie dudu Wa Baiji Xinluo Renna Jinhan Muhan liu guo zhujunshi an dong da jiangjun Waguo wang). | Song Shu (倭國傳 / 倭国伝) | |
Im April übergab Kaiser Wen Chin den Titel „General der den Frieden im Osten bewahrt; König des Landes Wa“ (安東將軍倭國王 / 安东将军倭国王 – „an dong jiangjun Waguo wang“). | Song Shu (文帝) | |||
Der Kaiser erlaubte Chin an Wa Zui (倭隋) und 13 weiteren die Titel „General der den Westen befriedet“, „General der die Barbaren unterwirft“, „General der die Armee krönt“ und „General der der Nation hilft“ (平西征虜冠軍輔國將軍 / 平西征虏冠军辅国将军, pingxi zhenglu guangjun fuguo jiangjun) zu verleihen. | Song Shu (倭國傳 / 倭国伝) | |||
元嘉20 443 |
Sai | Sai entrichtete Tribut und erhielt den Titel „General der den Frieden im Osten bewahrt; König des Landes Wa“. | Song Shu (倭國傳 / 倭国伝) | |
元嘉28 451 |
König Sai erhielt den Titel „Kaiserlicher Kommissar, Generalgouverneur, Militärhaber der 6 Länder Wa, Silla, Imna, Gara, Jinhan, Mahan; General der den Frieden im Osten bewahrt“ (使持節都督倭新羅任那加羅秦韓慕韓六國諸軍事安東將軍 / 使持节都督倭百济新罗任那秦韩慕韩六国诸军事安东将军, shichijie dudu Wa Xinluo Renna Jialuo Jinhan Muhan liu guo zhujunshi an dong jiangjun). | |||
Im Juli erhielt Sai den Titel „Großgeneral der den Frieden im Osten bewahrt“ (安東大將軍 / 安东大将军, an dong da jiangjun). | Song Shu (文帝) | |||
23 hochrangige Personen erhielten ebenfalls Titel. | Song Shu (倭國傳 / 倭国伝) | |||
大明4 460 |
Sai (?) | Im Dezember entrichte der König von Wa Tribut. | ||
大明6 462 |
Kō | Im März übergab Kaiser Yiaowu Kō, dem Erben von Sai, den Titel „General der den Frieden im Osten bewahrt; König des Landes Wa“. | Song Shu (孝武帝 und 倭國傳 / 倭国伝) | |
升明1 477 |
Bu | Im November entrichtete der König von Wa Tribut. | Song Shu (順帝) | |
Nachdem König Kō starb, übernahm sein jüngerer Bruder Bu den Thron. Bu nannte sich selbst beim Titel „Kaiserlicher Kommissar, Generalgouverneur, Militärhaber der 7 Länder Wa, Baekje, Silla, Imna, Gara, Jinhan, Mahan; Großgeneral der den Frieden im Osten bewahrt; König des Landes Wa“ (使持節都督倭百濟新羅任那加羅秦韓慕韓七國諸軍事安東大將軍倭國王 / 使持节都督倭百济新罗任那加罗秦韩慕韩七国诸军事安东大将军倭国王, shichijie dudu Wa Baiji Xinluo Renna Jialuo Jinhan Muhan qi guo zhujunshi an dong da jiangjun Waguo wang). | Song Shu (倭國傳 / 倭国伝) | |||
升明2 478 |
Bu nannte sich beim Titel kaifu yitong sansi (開府儀同三司 / 开府仪同三司) und bat um seine offizielle Anerkennung. Kaiser Shun übergab Bu den Titel „Kaiserlicher Kommissar, Generalgouverneur, Militärhaber der 6 Länder Wa, Silla, Imna, Gara, Jinhan, Mahan; Großgeneral der den Frieden im Osten bewahrt; König von Wa“ (使持節都督倭新羅任那加羅秦韓慕韓六國諸軍事安東大將軍倭王 / 使持节都督倭新罗任那加罗秦韩慕韩六国诸军事安东大将军倭王, shichijie dudu Wa Xinluo Renna Jialuo Jinhan Muhan qi guo zhujunshi an dong da jiangjun Wa wang). | Song Shu (順帝 und 倭國傳 / 倭国伝) | ||
建元1 479 |
Südliche Qi | Kaiser Gao übergab Bu den Titel „Großgeneral der den Osten befriedet“ (鎮東大將軍 / 镇东大将军, zhen dong da jiangjun). | Qi Shu (倭國傳 / 倭国伝) | |
天監1 502 |
Liang | Im April übergab Kaiser Wu Bu den Titel „General der den Osten unterwirft“ (征東将軍 / 征东将军, zheng dong jiangjun). | Liang Shu (武帝) |
Die Selbstbezeichnung der Könige von Wa mit einem Titel ist dabei stets als Bitte um Erlaubnis diesen Titel tragen zu dürfen zu verstehen. Die darin außer Wa genannten Länder befanden sich alle auf der Halbinsel Korea. Jinhan und Mahan existierten jedoch bereits zu dieser Zeit nicht mehr – Jinhan ging in Silla und Mahan in Baekje auf. Baekje und Wa waren enge Verbündete im Kampf gegen Goguryeo, Silla zweckbedingt ebenfalls. Imna (jap. Mimana) war eine japanische Kolonie in Korea auf dem Boden von Gara (auch Gaya genannt). Bis auf Baekje hatte Song-China keine diplomatische Beziehungen mit diesen, weswegen die Song-Kaiser den Königen von Wa den Titel erlaubten, jedoch stets Baekje dabei aussparten.[5]
Des Weiteren erhielten die Könige zuerst den Titel an dong jiangjun („General der den Frieden im Osten bewahrt“), obwohl sie selber um den Titel an dong da jiangjun („Großgeneral …“) baten. Sie standen damit in der Wichtigkeit für Song-China unter den Königen von Goguryeo und Baekje die den Titel zheng dong jiangjun bzw. zhen dong jiangjun besaßen. Erst unter dem Qi- und dem Liang-Kaiser zog Wa gleich.[6]
Alle diese Kommunikationen lassen sich lediglich in chinesischen Quellen finden, nicht jedoch in japanischen. Da diese Aufzeichnungen für echt gehalten werden, wurde teilweise davon ausgegangen, dass der japanische Generalgouverneur in Korea eigenmächtig handelte und damit lediglich vorgab, im Auftrag des japanischen Hofs zu agieren, dieser aber von diesen Geschehnissen nicht informiert wurde. Das Motiv könnte gewesen sein, durch eine chinesische Anerkennung Japans den japanischen Einfluss in Korea festigen zu können.[7]
Identifikation
Weder die Namen noch die Ereignisse lassen sich in den antiken japanischen Geschichtswerken wie Nihonshoki oder Kojiki finden. Basierend auf der darin beschriebenen Genealogie des japanischen Kaiserhauses werden u. a. drei mögliche Varianten der Identifizierungen vorgenommen:
Stammbaum nach Song Shu | Stammbaum nach Liang Shu | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Variante A | Variante B | Variante C | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Das Song Shu schreibt Kō war der „Erbe, Kronprinz“ (世子, shizi) von Sai, dies zeigt jedoch nicht unbedingt eine Vater-Sohn-Beziehung an. Das Liang Shu wiederum schreibt explizit das Kō der Sohn von Sai, als auch das dieser wiederum der Sohn von Chin ist.
Es besteht weithin Einigkeit bei der Identifizierung von Bu mit Yūryaku, Kō mit Ankō und Sai mit Ingyō. Hierbei wird ausgegangen vom groben zeitlichen Rahmen, den Verwandtschaftsverhältnissen und bei Bu zusätzlich auch von der Ableitung dieses chinesischen Namens von dem eigentlichen Namen von Yūryaku. Das Nihon Shoki und Kojiki geben als dessen wirklichen Namen (imina) Ōhatsuse-waka-take-no-mikoto an. Das Nihon Shoki verwendet dabei als Schreibweise 大泊瀬幼武命, wobei 武 hier für take steht. Dasselbe Schriftzeichen bezeichnet auch den Wa-König Bu.[8][9] Auch Inschriften auf dem Schwert Kinsakumei Tekken aus dem Inariyama-Kofun und dem Eta-Funayama-Schwert aus dem gleichnamigen Kofun, beide aus dem 5./6. Jahrhundert, geben als realen Namen Yūryakus Waka-takeru an. Gelegentlich werden aber auch Sai und Kō anders identifiziert besonders bei einer rein linguistischen Herangehensweise.[10]
Die Identifikation der ersten beiden Könige ist stärker umstritten, wobei es 3 Varianten gibt.
Variante A geht davon aus, dass die gesamte Genealogie der Wa-Könige durch die Chinesen richtig dargestellt wurde und San mit Hanzeis älterem Bruder Richū gleichgesetzt werden kann. Probleme bereitet hier jedoch die außerordentlich lange Regierungszeit Sans im Vergleich zu der Richūs.[9]
Variante B geht davon aus, dass Richū wegen seiner kurzen Regierungszeit den Chinesen unbekannt war, und als diese hörten, dass Hanzei seinem Bruder nachfolgte, sie annahmen sein Vater Nintoku (hier folglich San) sei sein Bruder gewesen.[9]
Kern der Variante C ist, dass der erste König Ōjin meint.[11] Diese folgt damit mehr der Version des Liang Shu, nach der Chin der Vater von Sai war. Nintoku war der Vater von Richū, Hanzei und Ingyō, die Beziehungen dieser drei Kaiser ist identisch mit anderen Varianten. Als erster König ergibt sich dann Nintokus Vorgänger Ōjin. Dabei ergibt sich ein Widerspruch mit dem Song Shu als auch dem Liang Shu, da beide schreiben, dass Chins Vorgänger San sein älterer Bruder gewesen sei. Nintokus ältere Brüder waren jedoch selber nicht Herrscher, sondern sein Vorgänger war sein Vater Ōjin. Diese Variante geht daher von einem Fehler der chinesischen Quellen aus. Des Weiteren wird als Ōjins Regierungszeit traditionell gemäß Nihon Shoki 270–310 angegeben, was zu früh ist. Allerdings würde sich dies auflösen, da im Vergleich mit koreanischen Chroniken angenommen wird dass die Zeitangaben für Ōjin um zwei volle 60-Jahre-Zyklen zu früh angesetzt wurden.[12][13]
Einzelnachweise
- 盧重国 (Noh Jung Kook): 5世紀の韓日関係史-『宋書』倭国伝の検討-. (PDF) 日韓歴史共同研究委員会, S. 235, archiviert vom Original am 29. Juni 2006; abgerufen am 14. Juni 2010 (japanisch).
- vgl. Wang Zhenping: Ambassadors from the Islands of Immortals. China-Japan Relations in the Han-Tang Period. University of Hawaiʻi, Honolulu 2005, ISBN 978-0-8248-2871-4, S. 229–230 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- 講談社 日本人名大辞典. Kōdansha, Tokio 2009 (Digitalisat bei kotobank.jp).
- Donald F. McCallum: The Production of Buddhist Icons in Asuka-Period Japan. In: Melinda Takeuchi (Hrsg.): The Artist as Professional in Japan. Stanford University Press, Stanford 2004, ISBN 0-8047-4355-X, S. 29 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Wontack Hong: Ancient Korea-Japan Relations. Paekche and the Origin of the Yamato Dynasty. Kudara International, Seoul 2010, ISBN 978-89-85567-06-0, S. 118 (Online-Fassung [PDF]).
- Wontack Hong: Ancient Korea-Japan Relations. Paekche and the Origin of the Yamato Dynasty. Kudara International, Seoul 2010, ISBN 978-89-85567-06-0, S. 122 (Online-Fassung [PDF]).
- Yoshi S. Kuno: Japanese Expansion On The Asiatic Continent. Volume I. University of California Press, Cambridge University Press, Berkeley, London 1937, S. 226 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Hirano Takuji (平野卓治): 倭王武. In: Asahi Shimbun-sha (Hrsg.): 朝日日本歴史人物事典. Tokio 1994 (Digitalisat bei kotobank.jp).
- Peter Metevelis: Myth in History. Volume 2 of Mythological Essays. Writers Club Press, Lincoln 2002, ISBN 0-595-22950-6, S. 63–64 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Anthony J. Bryant: Early Samurai AD 200–1500. Osprey Publishing, 1991, ISBN 1-85532-131-9, S. 8 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Kazuhiko Seki (関和彦): 倭王讃. In: 朝日日本歴史人物事典. Asahi Shimbun-sha, Tokio 1994 (Digitalisat bei kotobank.jp).
- Yoshi S. Kuno: Japanese Expansion On The Asiatic Continent. Volume I. University of California Press, Berkeley 1937, S. 212–214 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Christopher Seeley: A History of Writing in Japan. E. J. Brill, Leiden 1990, ISBN 90-04-09081-9, S. 6 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).