Ezhel
Ezhel, früher auch Ais Ezhel (bürgerlich Sercan İpekçioğlu; geboren am 1. Juli 1991 in Ankara) ist ein türkischer Rapper. Musikalisch mischt er Trap, Hip-Hop und Reggae.
Leben und Karriere
Sercan İpekçioğlu stammt aus einer musikalischen Familie. Seine Mutter war Staatssängerin, die ausländische Gäste mit Liedern auf Türkisch, Arabisch und Chinesisch unterhielt. Mit 18 Jahren, damals noch als Reggae-Sänger mit der Band Afra Tafra, erhielt er ein Stipendium für das private TED Ankara College Foundation Schools. Statt des Besuchs des Colleges begann er aber 2006 mit Straßenmusik, die er selbst „AnatolianUrbanCore/Hip-Hop/Reggae-Dub/Trap“ nannte.[1] Nach Auflösung der ersten Band gründete er mit ein paar Freunden aus Ankara die Band Kökler Filizleniyor.[2] Bis 2017 nutzte er den Künstlernamen Ais Ezhel.[3] Ezhel beherrscht neben Türkisch auch Grundzüge der kurdischen Sprache.[4]
Sein 2017 erschienenes Debütalbum Müptezel (türkisch für „wertlos“) wurde breit rezipiert. Inhaltlich beschäftigt sich Ezhel mit dem Straßenleben, der Underground-Kultur der Hauptstadt, aber vor allem auch mit gesellschaftskritischen Themen wie Kinderarbeit, Armut, sexueller Belästigung und Kindesmissbrauch. Er thematisiert ebenfalls die Verhaftung von Journalisten und lässt kurdische Wörter in seine Texte einfließen, was laut Die Tageszeitung als politisches Statement gedeutet werden kann.[5]
Sein Song Geceler (deutsch: „Die Nächte“) wurde über 35 Millionen Mal bei Spotify gestreamt und brachte ihm den Titel 'Freestyle King' von Hip Hop Life,[6] aber wegen Nacktheit und Gewalt im Video auch eine starke Ablehnung in konservativen Kreisen ein.[7]
Im Mai 2019 bezeichnete die New York Times ihn als einen der 15 wichtigsten zeitgenössischen europäischen Pop-Interpreten.[8]
Aufmerksamkeit erlangte er durch seine kurzzeitige Verhaftung am 24. Mai 2018 wegen „Anstiftung zum Drogenkonsum“ auf Grund eines Songtextes. Anschließend wurde er am 19. Juni 2018 unter Auflagen entlassen.[9]
Im September 2019 stellte er – zeitgleich mit Susamam von 20 türkischen Rappern – seinen regimekritischen Rapsong Olay vor. Im Video sind Bilddokumente des Putschversuches am 15. Juli 2016 und von Protesten der vergangenen Jahre eingebaut.[10] Das Video reflektiert auch die Zahl der in der Türkei in den letzten Jahren ermordeten Frauen. Seit 2019 lebt er in Berlin.[11]
Diskografie
Alben
- 2017: Müptezhel
Kollaborationen
- 2019: Lights Out (mit Ufo361)
- 2020: Made in Turkey (mit Murda)
Singles
- 2016: Ateşi Yak
- 2017: Geceler
- 2017: Şehrimin Tadı
- 2017: Bazen (mit Emel)
- 2017: Alo
- 2017: İmkansızım
- 2018: Kazıdık Tırnaklarla
- 2018: KAFA10 (mit Anıl Piyancı)
- 2019: Felaket
- 2019: Summer of My Life (mit Gringo, Yung Kafa & Küçük Efendi)
- 2019: İlk Kural Saygı (mit Killa Hakan & Gringo)
- 2019: Ne deve ne kush (mit Büyük Ev Ablukada)
- 2019: Fight Kulüp (mit Ceza, Ben Fero & Killa Hakan)
- 2019: Olay
- 2019: LOLO
- 2019: AYA (mit Murda)
- 2019: Wir sind Kral (mit Ufo361)
- 2019: YKKE (mit Ufo361)
- 2019: Mon Ami (mit Eno)
- 2020: Bi Sonraki Hayatımda Gel (mit Murda)
- 2020: Made in Turkey (mit Murda)
- 2020: Devam (mit Gentleman & Luciano)
- 2020: KRAMP (mit Ben Fero)
- 2020: Allah‘ından Bul (#10 der deutschen Single-Trend-Charts am 23. Oktober 2020[13])
- 2020: LINK UP (mit Kelvyn Colt)
- 2020: Melodien (mit Newman)
- 2021: Not a Day (mit Patrice)
- 2021: Sakatat
- 2021: 4 Kanaken (mit Haftbefehl, Capo & Veysel)
- 2021: Lifeline (mit Gentleman)
- 2021: Bul Beni
- 2021: Mayrig
- 2021: Hayrola (mit Artz & Bugy)
- 2022: Ağlattın
Quelle:[14]
Weblinks
- Ezhel in der Internet Movie Database (englisch)
- Olay, offizielles Video zum Song von Ezhel
- Ezhel bei Youtube
Einzelnachweise
- Çinar Özer: taz.gazete. In: Unser Geist ist frei, taz.de. 30. Mai 2018, abgerufen am 15. Mai 2019.
- Salon İKSV | Ezhel (en) In: Salon İKSV. Abgerufen am 14. März 2018.
- The Story of Turkish Hip Hop (en-GB). In: We Love Istanbul, 22. Mai 2016. Abgerufen am 14. März 2018.
- Ana Sayfa: Ezhel Kimdir? Ezhel Kürt Mü? Ezhel Neden Tutuklandı? In: kundir.net. 7. August 2018, abgerufen am 12. April 2020 (türkisch).
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) taz.de
- Ulaş: Freestyle King 2 Şampiyonu Ais Ezhel! (tr-TR) In: Hiphoplife.com.tr | Türkiye`den Hip Hop Kültürü.. Abgerufen am 16. März 2018.
- Ömer: Wer ist Ezhel? Über den kontroversen Künstler aus der Türkei. In: backspin.de. 8. Mai 2019, abgerufen am 15. Mai 2019.
- 15 European Pop Acts You Might Not Know, but Should. The New York Times. 22. Mai 2019. Abgerufen am 15. Juni 2019.
- Cigdem Toprak: Ezhel: „Türkischer Rap ist hier in Deutschland geboren“. In: Die Zeit. 8. Juli 2019, abgerufen am 9. Februar 2021.
- Johanna Christner: „Ich kann nicht schweigen“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. September 2019
- Ezhel über Rebellion, Randgruppen und Rap. In: renk. 15. März 2021, abgerufen am 30. August 2021.
- Chartquellen: Deutschland Österreich Schweiz
- Offizielle Single Trending Charts. mtv.de, 23. Oktober 2020, abgerufen am 24. Oktober 2020.
- iTunes Ezhel