Evangelisches Diakonissenkrankenhaus (Jerusalem)
Das Evangelische Diakonissenkrankenhaus in der israelischen Stadt Jerusalem, auch als German Hospital bekannt, war eine Einrichtung der Kaiserswerther Diakonie. Es befindet sich an der Prophet Street (Rechov haNeviim) Ecke Straus Street und gehört heute zum Komplex des traditionsreichen Bikkur Cholim Hospitals, das sich auf der Straßenseite gegenüber befindet.
Evangelisches Diakonissenkrankenhaus בית חולים לדיאניות פרוטסטנטית Bikur Cholim Hospital | |
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Trägerschaft | Diakonie |
Ort | Jerusalem |
Staat | Israel |
Gründung | 1894 |
Website |
Geschichte und Beschreibung
Seit 1888 hatte der Jerusalemer evangelische Pfarrer Carl Schlicht Geld gesammelt für den Bau eines Krankenhauses in der Neustadt.[1] 1890 wurde ein Grundstück vom Bankhaus Frutiger erworben.[1] Ernst Schwartzkopff & Heinrich Theising (Berlin) planten den Bau, der in den Jahren 1892 bis 1894 von Theodor Sandel ausgeführt wurde. Er konnte im Juli 1894 eingeweiht werden. Über dem Hauptportal sieht man das Symbol der Kaiserswerther Diakonie, eine Taube mit Ölzweig, ebenso auch über dem Nebeneingang, und dort auch den Schriftzug „Ich bin der Herr, dein Arzt“ (Ex 15,26 ) deutsch und arabisch.
Das Gebäude hatte einen L-förmigen Grundriss. Der Zugang erfolgte vom Haupteingang am Eck aus. Gegenüber dem Eingang lag eine oktogonale Halle, links und rechts öffnete sich je ein Gang in einen der beiden Flügel des Gebäudes, der die einzelnen Krankensäle erschloss und sein Licht vom Ende des Ganges her empfing. Es gab in jedem Flügel vier Krankensäle zu je drei Betten. Der Operationssaal befand sich im Obergeschoss über der Eingangshalle und die Kapelle ihm gegenüber, über der oktogonalen Halle des Erdgeschosses.[2] Das Krankenhaus war mit einer Eisenträgerkonstruktion in Stein ausgeführt und hatte Flachdächer.
Bis zu 100 Patienten konnten hier aufgenommen werden, ein großer Garten rings um das Krankenhaus sollte für eine angenehme Atmosphäre sorgen. Bei seinem Jerusalembesuch 1898 spendete Kaiser Wilhelm II. Geld für die Einrichtung eines modernen Operationssaales und für die Wasserleitung.[1]
Im Ersten Weltkrieg diente das Krankenhaus als Lazarett, danach als englisches Zivilkrankenhaus, und erst 1923 wurde es wieder als Diakonissenkrankenhaus geführt. Nach einer Modernisierung beherbergte es nun eine Innere, eine Gynäkologische und eine Chirurgische Abteilung.[1]
Der Jerusalemer NSDAP-Ortsgruppenführer und Templer Ludwig Buchhalter empfahl in den 1930er Jahren den Verkauf der Einrichtung an das Bikur Cholim Hospital, da die Mehrzahl der Patienten Juden seien.[3] 1937 vermeldete die Zeitschrift Der Armen- und Krankenfreund, das Diakonissenkrankenhaus werde in die Gebäude der Auguste-Viktoria-Stiftung auf dem Ölberg umziehen. Am gegenwärtigen Standort leide man unter dem Verkehrslärm und sei „eine Insel in einem jüdischen Meer.“[4]
Nach der Staatsgründung 1948 war hier das Ziv-Militärkrankenhaus untergebracht.
Einzelnachweise
- Jakob Eisler: Auf den Spuren der Deutschen im Jerusalemer Westen. Ein Spaziergang durch die Prophetenstraße (Ha-Nevi'im) in Jerusalem. In: Wolfgang Schmidt (Hrsg.): Gemeindebrief-Stiftungsjournal (Evangelische Gemeinde deutscher Sprache zu Jerusalem). Nr. 1. Jerusalem 2018, S. 25 (evangelisch-in-jerusalem.org [PDF]).
- Some Foreign Hospitals in Jerusalem. In: The Hospital. 22. Juni 1918, S. 252, PMC 5239433 (freier Volltext).
- Gil Yaron: Jerusalem: Ein historisch-politischer Stadtführer. 2. Auflage. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-60167-5, S. 260.
- Heidemarie Wawrzyn: Nazis in the Holy Land 1933-1948. Walter de Gruyter, Berlin / New York 2013, ISBN 978-3-11-030629-3, S. 80.