Eurystyles
Eurystyles ist eine Gattung aus der Familie der Orchideen (Orchidaceae). Sie besteht aus etwa zwanzig Arten krautiger Pflanzen, die im tropischen Amerika beheimatet sind.
Eurystyles | ||||||||||||
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Eurystyles cotyledon | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Eurystyles | ||||||||||||
Wawra |
Beschreibung
Die Eurystyles-Arten sind sehr kleine, immergrüne, epiphytisch wachsende Pflanzen. Die schlanken Wurzeln sind fleischig und glatt oder behaart. Die Blätter stehen dicht in einer Rosette. Sie sind elliptisch geformt, spitz endend, an der Basis in einen auf der Oberseite gefurchten Blattstiel übergehend. Oft sind sie grau-grün gefärbt, glänzend, am Rand bewimpert und manchmal behaart.
Der endständige, traubige, behaarte Blütenstand ist kurz, aufrecht bis überhängend, er ist mit wenigen Hochblättern besetzt, die den Tragblättern gleichen. Die Blüten stehen dicht beieinander, sie sind spiralig angeordnet und nicht resupiniert. Die Blüten sind klein und weiß, sie sind fast versteckt zwischen den großen, bewimperten Tragblättern. Der Fruchtknoten ist ungestielt, nur leicht verdreht, spindelförmig, nicht behaart. Die Sepalen sind auf der Außenseite behaart, zu einer Röhre zusammengeneigt und an ihrer Basis miteinander verwachsen. Das dorsale Sepal ist teilweise mit der Säule verwachsen. Die seitlichen Sepalen formen mit der Basis der Säule einen mehr oder weniger zweigeteilten Sack. Die Petalen haften am dorsalen Sepal an. Die Lippe ist an der Basis abrupt verschmälert („genagelt“), der relativ breite Nagel ist mit der Basis der seitlichen Sepalen zu einem Nektarium verwachsen. Die Lippe setzt sich meist pfeilförmig geöhrt fort, mit nach hinten gerichteten Nektardrüsen (diese bei einigen Arten fehlend). Die Säule ist schlank und lang, sie ragt deutlich über die Ansatzstelle am Fruchtknoten hinaus („Säulenfuß“). Die Narbe besteht aus zwei Flächen, die deutlich getrennt bis zusammenfließend sein können. Das Staubblatt ist oval und zugespitzt. Die Säule bildet seitlich des Staubblatts oft zwei fingerförmige Staminodien. Die gelben Pollinien sind keulenförmig mit kleinem, rundlichem Viscidium (Klebscheibe). Das Trenngewebe zwischen Staubblatt und Narbe (Rostellum) ist gerade, dünn, es endet spitz oder stumpf. Bei einigen Arten ist Selbstbestäubung die Regel: hier fehlt das Rostellum komplett, die Narbe steht am Ende der Säule in direkter Nachbarschaft zum Staubblatt.
Die Kapselfrucht ist oval und unbehaart. Das Ende ist durch anhaftende Reste der Blütenhülle „geschnäbelt“.
Vorkommen
Eurystyles kommt in Mittelamerika vom Süden Mexikos aus südwärts über die ganze Nordhälfte Südamerikas vor. Die Karibik wird ebenfalls besiedelt. Die Arten kommen in Höhenlagen bis 3000 Meter vor. Die Standorte liegen im Schatten immerfeuchter Wälder, wo die Pflanzen epiphytisch am Stamm und an den unteren Ästen wachsen.
Systematik und botanische Geschichte
Eurystyles wird innerhalb der Tribus Cranichideae in die Subtribus Spiranthinae eingeordnet. Eine nah verwandte Gattung ist Lankesterella.[1] Von einigen Autoren werden die Gattungen Pseudoeurystyles und Synanthes abgespalten.
Die Gattung Eurystyles wurde 1863 von Wawra beschrieben, der sie in die Ingwerartigen (Zingiberales) einordnete. Typusart ist Eurystyles cotyledon. Der Name Eurystyles setzt sich zusammen aus den griechischen Worten ἐυρύς eurys, „breit“, und στῦλος stylis, „Griffel“. Laut Garay war das Wawra vorliegende Material verformt; Wawra könnte aber auch das Gynostemium für einen ungewöhnlich breiten Griffel gehalten haben.
Folgende Arten werden zu Eurystyles gezählt:[2]
- Eurystyles actinosophila (Barb.Rodr.) Schltr. (Syn.: Eurystyles bertonii (Burns-Bal., H.Rob. & Merc.S.Foster) Szlach.): Brasilien, Argentinien und Paraguay.[2]
- Eurystyles alticola Dod: Dominikanische Republik.[2]
- Eurystyles auriculata Schltr.: El Salvador, Costa Rica, Panama, Kolumbien.[2]
- Eurystyles ananassocomos (Rchb.f.) Schltr. (Syn.: Eurystyles borealis A.H.Heller), Eurystyles cristata (Schltr.): Inseln der Karibik und Mexiko bis Peru.[2]
- Eurystyles barrerorum (Szlach. & Kolan.): Die 2019 erstbeschriebene Art kommt in Kolumbien und Venezuela vor.[2]
- Eurystyles christensonii D.E.Benn.: Peru.[2]
- Eurystyles cogniauxii (Kraenzl.) Schltr.: Brasilien.[2]
- Eurystyles colombiana (Schltr.) Schltr.: Kolumbien und Ecuador.[2]
- Eurystyles cornu-bovis Szlach.: Costa Rica und Panama.[2]
- Eurystyles cotyledon Wawra: Costa Rica bis Brasilien.[2]
- Eurystyles crocodilus Szlach.: Brasilien.[2]
- Eurystyles domingensis Dod: Kuba bis Hispaniola.[2]
- Eurystyles gardneri (Lindl.) Garay: Ecuador und Brasilien.[2]
- Eurystyles guentheriana (Kraenzl.) Garay: Bolivien.[2]
- Eurystyles hoehnei Szlach.: Brasilien.[2]
- Eurystyles lobata Chiron & V.P.Castro: Brasilien.[2]
- Eurystyles lorenzii (Cogn.) Schltr.: Brasilien.[2]
- Eurystyles ochyrana (Szlach., Mytnik & Rutk.) F.Barros & L.R.S.Guim.: Brasilien.[2]
- Eurystyles rutkowskiana Szlach.: Brasilien.[2]
- Eurystyles splendissima Szlach.: Brasilien.[2]
- Eurystyles standleyi Ames: Südliches Mexiko, Costa Rica und Panama.[2]
Literatur
Die Informationen dieses Artikels stammen überwiegend aus:
- Leslie A. Garay: 225 (1). Orchidaceae (Cypripedioideae, Orchidoideae and Neottioideae). In: Gunnar Harling, Benkt Sparre (Hrsg.): Flora of Ecuador. Band 9, 1978, ISSN 0347-8742, S. 253–255.
- Leslie A. Garay: A generic revision of the Spiranthinae. In: Botanical Museum Leaflets of Harvard University. Band 28, Nr. 4, 1982, S. 318–319.
- Alec M. Pridgeon, Phillip Cribb, Mark W. Chase, Finn Rasmussen (Hrsg.): Genera Orchidacearum. Orchidoideae (Part 2). Vanilloideae. Band 3/2. Oxford University Press, New York und Oxford 2003, ISBN 0-19-850711-9, S. 204–207.
Einzelnachweise
- Gerardo A. Salazar, Mark W. Chase, Miguel A. Soto Arenas, Martin Ingrouille: Phylogenetics of Cranichideae with emphasis on Spiranthinae (Orchidaceae, Orchidoideae): evidence from plastid and nuclear DNA sequences. In: American Journal of Botany. Band 90, Nr. 5, 2003, S. 777–795.
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Eurystyles. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 30. März 2020.