Esterhazy Betriebe
Die Esterhazy Betriebe GmbH ist eine österreichische Unternehmensgruppe mit Sitz in Eisenstadt. Sie wurde 2002 zur Verwaltung des Vermögens der Esterházy-Stiftungen gegründet. Geleitet wird das Unternehmen von Stefan Ottrubay, dem Neffen der verstorbenen Fürstin Melinda Esterházy.[1]
Stiftungen und Unternehmensgruppe
Nach dem Tod von Fürst Paul Esterházy 1989 entschloss sich dessen Witwe Melinda Esterházy im Jahr 1992, den gesamten historischen Besitz in Privatstiftungen einzubringen.[2] 1994 wurden drei unauflösliche Stiftungen des österreichischen Rechts gegründet.[3]
Seit den 1920er Jahren lebt kein Vertreter der Familie Esterházy mehr in den österreichischen historischen Immobilien der Familie. Die Kernaufgaben der Stiftungen sind es, den Grundbesitz sowie die Immobilien wirtschaftlich zu entwickeln, mit den Erträgen die geschichtlichen und kunsthistorischen Werte zu bewahren und die historischen Denkmäler der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zum Grundbesitz der Stiftungsgruppe zählen insgesamt 44.000 Hektar Land- und Forstwirtschaftsflächen mit Wäldern, Ackerflächen, ein Teil des Neusiedler Sees, Weingärten und Abbaugebiete wie der Pauliberg. Ein Großteil liegt im Burgenland. Der Kulturbesitz umfasst mehrere Burgen und Schlösser, die alle der Öffentlichkeit zugänglich sind.[4]
2001 wurde die Esterhazy Betriebe GmbH als Managementgesellschaft gegründet, die für die operative Führung der Bereiche „Tourismus, Kultur und Veranstaltungen“, „Forst, Landwirtschaft und Naturmanagement“, „Immobilien und Freizeitanlagen“ sowie die „Weingruppe Esterhazy“ zuständig ist.[5] Alle Bereiche werden weitgehend eigenverantwortlich geleitet und agieren dezentral. Die Leitung der Esterhazy Stiftungen und Betriebe in Eisenstadt übertrug Melinda Esterházy im Jahr 2001 an ihren Neffen[6][7] Stefan Ottrubay.[4] 2013 wurde zusätzlich ein Direktionsrat[8] eingerichtet, der Kontroll- und Steuerungsaufgaben wahrnimmt.
Seit dem Bestehen der Stiftungen wurden mehr als 100 Mio. Euro in deren Substanz und in den Kulturtourismus im Burgenland investiert (Stand 2021).[2] Esterhazy hat etwa 350 Mitarbeiter.
Unternehmensbereiche
Neben der Verwaltung bieten die Esterhazy Betriebe GmbH sogenannte Konzerndienstleistungen an wie Buchhaltung, Marketing & PR, Controlling, Personaldienstleistungen, Rechtsberatung und IT-Betrieb. Die Verantwortung tragen gemäß dem Stiftungsrecht die Vorstände der Stiftungen.
Tourismus, Kultur und Veranstaltungen
Konzerte und Festivals
Die Esterhazy Stiftungen stellen aktuell vier historische Standorte für Konzerte, Opern, Veranstaltungen und Ausstellungen zur Verfügung: Schloss Esterházy in Eisenstadt, Burg Forchtenstein, den Steinbruch in St. Margarethen sowie Schloss Lackenbach.[9] Es wurden zahlreiche Sanierungen von historischen Gebäuden sowie eine Neuaufstellung und Modernisierung aller Sammlungen veranlasst. Mit diesen Investitionen fördern die Stiftungen auch die Kultur und den Tourismus im Burgenland.[10]
Neben den seit 2010 im Schlosspark von Schloss Esterházy stattfindenden Gala-Abenden besteht zum Beispiel seit 2011 die eigene klassische Konzertreihe classic.Esterhazy.[11] Das 2017 begründete Herbstgold-Festival in Eisenstadt, ein Musik- und Kulinarikfestival,[12] bietet Konzerte aus den Bereichen der klassischen Musik, des Jazz sowie der Balkan- und Roma-Musik. Das Festival findet im Haydnsaal und weiteren Räumen des Schlosses Esterházy sowie in der historischen Orangerie im Eisenstädter Schlosspark statt.[13]
Sammlungen und Ausstellungen
Die Sammlungen des Hauses Esterházy stellen einen der größten historischen Schätze des pannonischen Raumes dar. Die Kunst- und Wunderkammer, die Fürst Paul I. im 17. Jahrhundert einrichten ließ, ist die einzige am Originalstandort erhaltende barocke Kunstkammer Europas. Zu den erhaltenen Kunstwerken zählen unter anderem Ahnenbildnisse des Hunnenkönigs Attila oder Vlad III. Ţepeş; sie dokumentieren den Legitimierungsanspruch der Vorfahren der Fürstenfamilie. Dazu kommen hunderte Waffen, Monturen und Ausrüstungen des Waffen- und Zeughauses auf Burg Forchtenstein. Die Sammlungen wurden seit Mitte der 2000er Jahre neu aufgestellt. Auf Burg Forchtenstein wird die Präsentation der Schätze exemplarisch mit gleichzeitig kontinuierlicher konservatorischer Überarbeitung gelebt.
Neben den nationalen Sammlungen stellt Esterhazy immer wieder Objekte für Ausstellungen im Ausland zur Verfügung, unter anderem für eine Ausstellung im New Yorker Metropolitan Museum of Art.[14] Beispielsweise wurde in Japan eine große Haydn-Ausstellung an mehreren Standorten gezeigt, die von einem französischen Kurator entsendete, internationale Schatzkammer-Ausstellung zum Thema Kaiser Rudolf II. begleitet wurde. Auch im Jahr 2019 wurden Objekte nach Karlsruhe verliehen, um eine Ausstellung zum Thema „Kaiser und Sultan“ zu vervollständigen.
Forst, Landwirtschaft und Naturmanagement
Mit knapp 40.000 Hektar sind die Esterhazy Stiftungen einer der größten privaten Grundbesitzer Österreichs, wobei mehr als ein Drittel des Gebiets unter Naturschutz steht.[15] Mit einer Fläche von 22.400 Hektar Waldbesitz bildet die Forstwirtschaft einen großen Teil des Gesamtumsatzes der Stiftungen Esterhazy.[16] Mittlerweile werden über 2.200 Hektar rein biologisch bebaut,[16][17] die Esterhazy Betriebe wurden 2017 für das Engagement zum Erhalt der Artenvielfalt mit dem Wildlife Estate Label ausgezeichnet.[18] Die Esterhazy Betriebe initiierten zudem die österreichischen Biofeldtage, die in erstmals 2018 stattfanden[19] und die zukünftig alle zwei Jahre stattfinden sollen.[20]
Immobilien und Freizeitanlagen
Zu den wesentlichen Aufgaben der Stiftungen gehört es, das historische Erbe der Immobilienprojekte zu bewahren und durch Investitionen neue Möglichkeiten zu schaffen. Beispielsweise betreibt Esterhazy im Burgenland elf See- und Freizeitsiedlungen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt zusätzlich auf Natur- und Tourismusprojekten; zum Beispiel initiierten die Esterhazy Stiftungen den 2019 begonnenen Umbau des Seebads Breitenbrunn am Neusiedlersee. Das naturnahe Erholungsgebiet wird rundum saniert, modernisiert und insgesamt wird der öffentliche Raum um 10.000 m² erweitert.[21]
Der Ausbau der Hospitality ist, unter Berücksichtigung der historischen Einflüsse, eines der wichtigsten Projekte bei Esterhazy. Hier wird kontinuierlich Investiert. Im Bereich des neu etablierten Schlossquartiers Eisenstadt und auf Burg Forchtenstein befinden sich Restaurants, eine Vinothek und ein Café[22][23][24][25] sowie ein Hotel im Schlosspark Lackenbach.[26]
Weblinks
Einzelnachweise
- Das Unternehmen Esterhazy. Abgerufen am 5. April 2021.
- Ottrubay: Esterhazy-Potenzial wachgeküsst. ORF Burgenland, 15. November 2019, abgerufen am 30. März 2021.
- Kid Möchel: Der ernome Reichtum des Adels: das Esterhazy-Imperium. In: kurier.at. 23. Januar 2019, abgerufen am 5. April 2021.
- Matthias Benz: Esterhazy: Ein Schweizer modernisiert das Erbe des berühmten Adelsgeschlechts. NZZ, 22. Dezember 2019, abgerufen am 30. März 2021.
- Stefan Ottrubay, Chef der Esterházy-Stiftungen im Porträt - NR. 3, APRIL 2014 - NEW BUSINESS. Abgerufen am 30. März 2021.
- Josef Votzi: Esterházy-Schatz: Mein Schatz! In: Die Zeit. 28. Dezember 2020, abgerufen am 4. April 2021.
- Silke Farmer: Wird die Fürstin tatsächlich von ihrem Neffen festgehalten oder hat sie sich freiwillig völlig zurückgezogen? - Neffen-Zwist im Hause Esterházy. In: Wiener Zeitung. Abgerufen am 4. April 2021.
- Esterhazy: Neue Aufgabe für Ottrubay. 20. Februar 2014, abgerufen am 30. März 2021.
- Esterhazy engagiert Tourismus- und Kulturexperten. Abgerufen am 30. März 2021.
- Tourismus 2017. Statistik Burgenland, 2018, abgerufen am 30. März 2021.
- Dr. Stefan Ottrubay. Abgerufen am 30. März 2021.
- Die Presse (Hrsg.): Herbstgold - das Festival in Eisenstadt. Wien 3. Juni 2017, S. KS2.
- KulturHeute - ORF III. Abgerufen am 30. März 2021.
- James Barron: Science, Splendor and ‘Dresden Green’ to Impress a Sovereign. In: The New York Times. 19. Dezember 2019, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 30. März 2021]).
- Esterhazy-General Stefan Ottrubay: "Wir sind der größte Bio-Betrieb Österreichs". Abgerufen am 30. März 2021.
- michael.pekovics: Esterhazy legt Rechenschaft ab: Umsatzplus auf 55,8 Millionen. 23. Mai 2019, abgerufen am 30. März 2021.
- So bio ist das Burgenland: Bio-Landgut Esterhazy. Abgerufen am 30. März 2021.
- Birgit Steininger: Engagement zur Erhaltung der Artenvielfalt ausgezeichnet. In: Holzkurier. 21. April 2017, abgerufen am 4. April 2021.
- Viktoria Gruber: Die Biofeldtage 2018. In: Bauernzeitung. 16. Mai 2018, abgerufen am 30. März 2021 (deutsch).
- roland.pittner: Leistungsschau der Biolandwirtschaft im Burgenland. 7. Juni 2018, abgerufen am 30. März 2021.
- Seebad Breitenbrunn Bauprojekt. Abgerufen am 30. März 2021.
- Die Presse (Hrsg.): Investitionen für die Gäste. 17. Oktober 2020, S. 31.
- Selektion Vinothek Burgenland gegenüber Schloss Esterházy, Eisenstadt. Abgerufen am 30. März 2021 (deutsch).
- Café Maskaron. Abgerufen am 30. März 2021.
- Die Räume. Abgerufen am 30. März 2021.
- Peter de Cillia: Wenn Kultur Design trifft. Hrsg.: Hotel & Design. 18. Oktober 2020, S. 8–11.
- KAFFEESIEDERBALL 2020: Ballwein kommt aus dem Traditionsweingut Esterházy. Abgerufen am 30. März 2021.
- Othmar Pruckner: Der Umbauer von Eisenstadt. Hrsg.: trend. Premium. 25. September 2020, S. 42–44.
- Startseite - Weingut Esterházy - Spitzenweine aus Österreich. Abgerufen am 30. März 2021.