Eselstation
Die Eselstation, in alten Eisenacher Stadtführern auch als „die Eselei“ bezeichnet, ist der traditionelle Standplatz der Wartburgesel und in den Frühlings- und Sommermonaten eine Touristenattraktion am Hauptzugangsweg zur Wartburg. Bereits seit 1900 können Touristen, in der Regel Kinder, mit den acht bis zehn Eseln ein etwa 400 m langes Wegstück zur Burg hinaufreiten. Ganz in der Nähe befindet sich der Elisabethbrunnen.
Geschichte
Die Vorfahren der heutigen Wartburgesel dienten seit über 800 Jahren als Lasttiere zur Versorgung der Burg mit Trinkwasser, Brennholz, Lebensmitteln und Baumaterialien. Neben Martin Luthers Studierstube befindet sich auf der Burg das sogenannte Eseltreiberstübchen, ein winziger Raum und Schlafplatz für den burgeigenen Eseltreiber. Seit alters her waren auch die Einwohner des Ehrensteigs in der Eisenacher Weststadt mit ihren Grautieren für die tagtäglich anfallenden Boten- und Versorgungsdienste der Wartburg zuständig. Als Gegenleistung waren sie von allen Abgaben und Steuern befreit.
Um 1880 ging die große Zeit der Eseltransporte bereits ihrem Ende entgegen, dafür wurden nun Pferdefuhrwerke und später Lastkraftwagen und Taxis eingesetzt. Um den wachsenden Besucherverkehr bewältigen zu können, wurde zeitweise sogar der Bau einer Seilbahn zum Hotel auf der Wartburg geplant.[1] In dieser Zeit wurden von den Eisenacher Stadtführern angeschaffte Esel für den Ritt zur Wartburg angeboten. Die Gäste konnten in einer knappen halben Stunde bequem und in Begleitung eines Fremdenführers vom Marktplatz, vom Kartausgarten oder anderen Standorten bis zur Burg hinaufreiten.
Mit dem Aufkommen der Droschken und des Automobilverkehrs zur Wartburg wurde auch diese Erwerbsmöglichkeit der Eseltreiber zunichtegemacht. Es blieb das Eselreiten auf die Wartburg für Kinder, das Familie Hölzer vom Ehrensteig seit nunmehr vier Generationen als Saisongeschäft betreibt und so zu einem bekannten Eisenacher Traditionsunternehmen wurde.[2]
Traditionell tragen die Esel Namen: Moritz, Liesel, Moni, Max, Rosi, Anja, Sonja, Conny und Peter. Sie warten auf ihren Einsatz in einem Verschlag an der Wartburgallee.[3]
An der Eselstation kann man sich einen Wartburgesel kaufen, die Grautiere aus Plüsch sind als Reiseandenken sehr beliebt.
Literatur
- Petra Schall: Eselei. Die Wartburgesel und ihre Geschichte. In: Kleine Schriftenreihe der Wartburgstiftung. Nr. 2. Druckhaus Dierichs Kassel, Eisenach, S. 32.
- Ulrike Frank: Mit dem Esel auf die Wartburg. Geschichten und Anekdoten aus dem alten Eisenach. Wartberg, 2007, ISBN 978-3-8313-1803-2, S. 79.
- Heinrich Weigel: Wanderungen um Eisenach. In: Eisenach Information (Hrsg.): Eisenacher Schriften zur Heimatkunde. Heft 7. Eisenach 1979, S. 88.
- Johann Wilhelm Storch: Über sogenannte Schwedenhufeisen. In: Variscia. Mittheilungen aus dem Archive des Voigtländischen Alterthumsforschenden Vereins. Vierte Lieferung. Leipzig 1837, S. 41–48 (Digitalisat). Diskussionsbeitrag zu Vorkommen und Bedeutung von Eseln auf mittelalterlichen Burgen (hier Wartburg) und bei mittelalterlichen Bodenfunden.
Weblinks
Einzelnachweise
- Selbst jüngste Pläne, die steile Wegstrecke vom Parkplatz bis zum Wartburghotel durch moderne Personenbeförderungstechnik (Lift, Rolltreppe) erträglicher zu machen, wurden mit Blick auf den Welterbe-Status der Wartburg zurückgezogen.
- Rainer Beichler: Wartburg-Esel nun in vierter Generation. In: Wartburgkreisonline.de Onlinemagazin. 10. April 2007, abgerufen am 3. Dezember 2014.
- Rainer Beichler: Auszubildende an der Eselstation. In: Wartburgkreisonline.de Onlinemagazin. 1. April 2005, abgerufen am 3. Dezember 2014.