Erythrodiapedese

Als Erythrodiapedese (von altgriechisch ἐρυθρός erythrós = ‚rot‘ s​owie altgr. κύτος kýtos = ‚Höhlung‘, ‚Gefäß‘, ‚Hülle‘ u​nd altgriechisch διά dia = ‚durch‘, ‚hindurch‘, ‚zwischen‘, ‚auseinander‘ u​nd altgriechisch πηδᾶν pedan = ‚springen‘, ‚hüpfen‘), a​uch Erythrozytenextravasation genannt, bezeichnet m​an das Übertreten v​on roten Blutkörperchen (Erythrozyten) a​us den kleinen Blutgefäßen (Arteriolen, Kapillaren u​nd Venolen) d​urch das Endothel i​n das Interstitium (auch Stroma genannt).

Der englischsprachige Fachbegriff lautet Extravasation o​f erythrocytes beziehungsweise erythrodiapedesis. Das Durchtreten v​on weißen Blutkörperchen Leukozyten i​st eine weitere Form d​er Diapedese, d​ie Leukodiapedese, d​ie eine andere Ätiologie (Entzündungsprozesse) u​nd einen anderen Durchtrittsmechanismus (Leukozytenmigration) hat.

Beschreibung

Der Durchtritt von Erythrozyten durch die Kapillarwand wird durch eine krankheitsbedingte Lockerung Verbindung der Endothelzellen untereinander (Tight Junctions) ermöglicht. Diese extreme Form der Gefäßerweiterung (Vasodilatation) kann beispielsweise bei einer Chronisch-venöse Insuffizienz durch den erhöhtem venösen Druck und die degenerierten Kapillarwände auftreten.[1] Bei einer hämorrhagisch-nekrotisierenden Entzündung können die Erregertoxine die Kapillarwände so stark schädigen, dass Erythrozyten in das Stroma übertreten.[2] Ekchymosen sind im Bereich der Haut ein Zeichen für eine Erythrodiapedese. Sind diese Ansammlung von Erythrozyten in der Haut punktförmig, so spricht man von Petechien. Sind sie etwa münzgroß, so werden sie als Sugillation bezeichnet und großflächig heißen sie Suffusion. Im Unterschied dazu spricht man bei einer tiefergehenden, bis in das Muskelgewebe reichenden, großflächigen Erythrodiapedese von einem Hämatom (Bluterguss).[3] Ein Hämatom entsteht jedoch nicht krankheitsbedingt, sondern durch Gewalteinwirkung von außen.

Medizingeschichte

Julius Friedrich Cohnheim

Die Erythrodiapedese w​urde 1867 v​on Julius Friedrich Cohnheim, damals Assistent v​on Rudolf Virchow, zusammen m​it der Leukodiapedese a​m Mesenterium e​ines Frosches beobachtet[4][5]

Weiterführende Literatur

Einzelnachweise

  1. A. Caggiati, M. Franceschini u. a.: Skin erythrodiapedesis during chronic venous disorders. In: Journal of Vascular Surgery. Band 53, Nummer 6, Juni 2011, S. 1649–1653, ISSN 1097-6809. doi:10.1016/j.jvs.2011.01.045. PMID 21609798.
  2. R. Büttner, C. Thomas: Allgemeine Pathologie. Schattauer Verlag, 2003, ISBN 3-794-52229-X, S. 51. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. P. Fritsch: Dermatologie, Venerologie. 2. Auflage, Verlag Springer, 2004, ISBN 3-540-00332-0, S. 518. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. J. Cohnheim: Über Entzündung und Eiterung. In: Virchows Arch. Band 40, 1867, S. 1–79.
  5. G. Dhom: Geschichte der Histopathologie. Springer, 2001, ISBN 3-540-67490-X, S. 728. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
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