Ernst Kalmus

Ernst Kalmus (* 1. Januar 1874 i​n Berlin; † 1959 i​m Kibbuz Jawne) w​ar ein deutscher Nervenarzt a​us Hamburg.

Unterschrift von Dr. Ernst Kalmus

Leben

Ernst Kalmus w​urde als Sohn e​ines Bankiers i​n Berlin geboren u​nd besuchte d​as dortige Königliche Wilhelms-Gymnasium, w​o er 1891 d​as Abitur ablegte. Seit 1892 w​ar er Mitglied d​er Gruppe Jung-Israel. Er studierte Medizin i​n Berlin u​nd wurde 1895 m​it einer Arbeit Über Rückenmarkserkrankungen b​ei Diabetes mellitus promoviert. Danach w​ar er a​n der Berliner Gutzmann'schen Poliklinik für Sprachstörungen tätig. 1895 gründete Kalmus d​ie zionistische Ortsgruppe i​n Breslau u​nd war Mitglied i​m Präsidium d​er Vereinigung jüdischer Studierender. Seit 1898 w​ar er Abgeordneter d​es Zionistenkongresses. Ab d​em Jahr 1900 arbeitete Kalmus a​ls Assistent a​n der „Staats-Irrenanstalt“ i​n Lübeck.[1]

aus: Altonaer Nachrichten, 20. Juli 1904, S. 4

1904 ließ Kalmus s​ich als Spezialarzt für Nerven- u​nd Gemütskranke i​n Hamburg nieder. Seine Praxis befand s​ich im Gebäude Esplanade 23. 1911 heiratete e​r Agnes, geb. Federlein. 1911 w​urde die Tochter Ruth Kalmus geboren. Ernst Kalmus w​ar von 1905 b​is 1910 Vorsitzender d​er zionistischen Ortsgruppe Hamburg-Altona u​nd war i​m Vorstand d​er Talmud Tora Schule. Als Kriegsteilnehmer i​m Ersten Weltkrieg w​urde ihm Ende Dezember 1915 i​n einem Feldlazarett d​as Eiserne Kreuz verliehen.[2] Im Repräsentanten-Kollegium d​er jüdischen Gemeinde i​n Hamburg w​ar Kalmus mehrere Jahre l​ang bis 1933 Schriftführer.

Anfang 1933 w​urde Kalmus verhaftet, Mitte d​es Jahres wanderte e​r nach Palästina aus, w​o er weiter medizinisch tätig war.

Privatbibliothek

Besitzstempel von Dr. med. Ernst Kalmus

Aus d​er Privatbibliothek v​on Ernst Kalmus wurden i​n der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart insgesamt fünf Bände d​er zionistischen Zeitschrift Palästina gefunden. Diese s​ind sämtlich m​it Besitzstempel v​on Ernst Kalmus gekennzeichnet.[3]

Veröffentlichungen

  • Über Rückenmarkserkrankungen bei Diabetes mellitus. Dissertation Universität Berlin 1895.
  • Ein Fall von Trompetenstottern. In: Neurologisches Centralblatt. Leipzig, 19. Jg., 1900, S. 448–452, 505–509. (Online in archive.org).
  • Ehescheidung bei inducirtem Irresein, an einem Gutachten erläutert. Aus der Staats-Irrenanstalt zu Lübeck. In: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten. Berlin, 35. Band, 1902, S. 188–204. (Online in archive.org).
  • National-Conservativ! In: Jüdische Presse, Jg. 28, 1897, Nr. 37, Berlin 15. September 1897, S. 395–397 (Online; PDF, Compact Memory).
  • Die Schulpolitik der Gemeinde. In: Gemeindeblatt der Deutsch-Israelitischen Gemeinde zu Hamburg, Jg. 3, 1927, Nr. 10, 10. Oktober 1927, S. 1–3 (Online; PDF, Compact Memory).
  • Zur Schulpolitik der Gemeinde. In: Gemeindeblatt der Deutsch-Israelitischen Gemeinde zu Hamburg, Jg. 4, 1928, Nr. 1, 10. Januar 1928, S. 1–2.
  • Wahlreformvorschläge. In: Gemeindeblatt der Deutsch-Israelitischen Gemeinde zu Hamburg, Jg. 5, 1929, Nr. 2, 12. Februar 1929, S. 2–3.

Literatur

  • Kalmus, Ernst, Dr. med. In: Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. Hrsg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. Saur, München 1988, ISBN 3-598-10477-4, S. 182.
  • Kalmus, Ernst. In: Alma Kreuter: Deutschsprachige Neurologen und Psychiater. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon von den Vorläufern bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Saur, München 1996, ISBN 978-3-598-11196-9, Band 2, Haab–Otto, S. 688.

Einzelnachweise

  1. Alma Kreuter: Kalmus, Ernst. In: Deutschsprachige Neurologen und Psychiater. Band 2, Saur, München 1996.
  2. Das Eiserne Kreuz. In: Neue Hamburger Zeitung. Jg. 20, Nr. 661 (Abend-Ausgabe). Hamburg 30. Dezember 1915, S. 7 (Online; PDF der The European Library [abgerufen am 17. September 2018]).
  3. Raubgutforschung Württembergische Landesbibliothek Stuttgart.
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