Erich Röth
Erich Röth (* 15. Oktober 1895 in Flarchheim, Kreis Mühlhausen/Thüringen; † 6. April 1971 in Eisenach) war ein deutscher Verleger und Sprachforscher.
Leben
Nach Ausbildung und Tätigkeit als Lehrer gründet Erich Röth 1920 seine Urquellbuchhandlung in Mühlhausen, 1921 seinen gleichnamigen Verlag, in dem bis 1931 vorwiegend thüringische Heimatliteratur erscheint, darunter ab 1924 "Thüringer Monatshefte. Pflüger". 1926 übersiedelt er nach Flarchheim und übernimmt 1929 die Zeitschrift "Die Kommenden" (Ernst Jünger zeitweise Herausgeber), in der sich alsbald in der "Front der Kommenden" der überbündische Widerstand gegen die heraufkommende NS-Diktatur formiert. Ab 1930 gibt Karl O.Paetel das "Handbuch der deutschen Jugendbewegung" heraus. Ab 1931 Zusammenarbeit mit Roderich v. Bistram. Als die Zeitschrift 1933 zweimal verboten wird, übersiedelt Erich Röth 1934 nach Eisenach und gibt sie mit gleichen Mitarbeitern und Zielen unter dem Tarnnamen "Wille zum Reich" wieder heraus. Ab 1934 Verbindung zum Gegnerkreis Harro Schulze-Boysen, dessen Verleger Erich Röth bis 1936 ist. Danach Zusammenarbeit mit der süddeutschen Widerstandsgruppe Curt Letsche-Alfred Broghammer. Am 30.4.1941 l wird der zum Heer eingezogene Erich Röth verhaftet und im Gestapo-Hauptquartier Berlin Prinz-Albrecht-Straße in Einzelhaft genommen, danach Jena und der Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt und verurteilt, jedoch nicht hingerichtet. Am 5. Dezember 1941 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Ab Februar 1942 unter Polizeiaufsicht in einer Sanitätseinheit an der Front.
Am 31. März 1947 erhält Röth Verlagslizenz durch die Sowjetische Militäradministration. Erich Röth greift seine 1928 begonnene Reihe "Das Gesicht der Völker" zur Völkerverständigung wieder auf, veröffentlicht darin Volksdichtung und Kulturzeugnisse aus allen 5 Erdteilen, was solches Aufsehen erregt (wie auch die "Rumänische Ikonenmalerei" von C.Heinrich Wendt), dass dem noch privaten Erich Röth-Verlag am 25. 7. 1955 als einzigem in der Ulbrichtzeit eine Zweigniederlassung in Westdeutschland (Kassel) genehmigt wird (Leiter Sohn Diether). Hier erscheinen 3 Bände, darunter "Chinesische Musik" von Kurt Reinhardt. Ständiger Buchaustausch zwischen Eisenach und Kassel, der zu großen Verlusten führt, da die DDR-Behörde "Deutscher Buchexport und -import GmbH" Druckaufträge der Zweigstelle in der DDR widerrechtlich dem Hauptsitz zurechnet, was zu dortigen hohen Steuerbelastungen führt.
Da Erich Röth sich weigert, Staatskredit anzunehmen, wird ihm am 3. Mai 1958 von Minister Erich Wendt die Verlagslizenz entzogen, mit der wahrheitswidrigen Begründung, er habe die Naziherrschaft vorbereitet. Als angebliche Beweise dienen Schriften, die überhaupt nicht in seinem Verlag erschienen sind,dazu auch ein Band der Widerstandsgruppe Schulze-Boysen (vgl. dazu BArch DR Bundesarchiv). Alle Einsprüche, auch bei höchsten Regierungsstellen, werden abgelehnt, willkürlich konstruierte angebliche Steuerschulden werden in enormer Höhe eingezogen, Erich Röths Existenz vernichtet.
Da Erich Röth verlegerisch nicht mehr tätig sein darf, wendet er sich seinen bereits 1926 begonnen Sprachforschungen wieder zu, sammelt und etymologisiert er reiches Wortgut der mitteldeutschen sprachlichen Unterschicht und entdeckt bisher unbekannte indoeuropäische Lautgesetze und das Weiterleben des Indoeuropäischen bis in die Gegenwart. Am 6.4.1971 verstorben
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Herausgabe von Periodika
- 1926: Thüringer Monatshefte Pflüger
- 1926 Die Urquellbücher
- 1927f.: Deutsche Bauernhochschule (4 Hefte)
- 1928 - 1958: Das Gesicht der Völker .
- 1929 - 1933 Die Kommenden
- 1934- 1941 Wille zum Reich (zeitweise:" Führerzeitschrift des Deutschen Wandervogels")
- 1951ff. Die Erdkreisbücher
- 1953ff.Veröffentlichungen der Wartbgurgstiftung
- 2016- 2018 (posthum) Bäuerliches Leben um 1900 (5 Bände)
Nachlass
Seit 2002 befindet sich ein Teil des Nachlasses im Institut für Zeitgeschichte München, einiges über die Nachkriegstätigkeit des Verlages im Historischen Archiv und der Bibliothek des Börsenvereins in Frankfurt am Main.
Veröffentlichungen
- Sind wir Germanen? Das Ende eines Irrtums. Kassel 1967, 2. Auflage Bad Langensalza: 2006, danach posthum:
- Mit unserer Sprache in die Steinzeit. Mitteldeutsches Wortgut erhellt die Ur- und Frühgeschichte. Bad Langensalza 2004, 2. Auflage 2005
- Lebens- und Jahresfeste in Nordwestthüringen. Bad Langensalza 2017
- Der Bauer als Ackermann. Bad Langensalza 2018
- Bäuerliche Tätigkeiten in Scheune, Stall, Haus und Hof. Bad Langensalza 2018
- Tiere auf dem Bauernhof. Bad Langensalza 2018
- Hausarbeiten der Bauersfrau. Bad Langensalza 2019
- Kleines etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Ihre Geschichte in neuer Sicht. Hamburg 2022
Veröffentlichungen über ihn
- Justus H. Ulbricht in: Monika Estermann/Michael Knoche: Von Göschen bis Rowohlt. Beiträge zur Geschichte des deutschen Verlagswesens 1990. Wiesbaden 1990, S. 182–192 (fehlerhaft)
- Diether Röth (Hrsg.): Festschrift Erich Röth-Verlag 1921–1981. Verlag mit Profil. Kassel 1981
- Dieter Fechner: Mühlhäuser Druckereien Buchhandlungen Bibliotheken seit 1565. Bad Langensalza, S. 42–54, 80–82
- Stefan Breuer, Ina Schmidt: Die Kommenden, eine Zeitschrift der bündischen Jugend (1926–1933). Schwalbach/Ts. 2010 (fehlerhaft)
- Diether Röth: Verlag in zwei Diktaturen. Der Erich Röth-Verlag – eine Dokumentation zur Zeitgeschichte. Bad Langensalza 2016
- Diether Röth: Der Erich Röth Verlag. Mitteldeutsches Jahrbuch für Kultur und Geschichte. Bonn 2022, S. 227–229