Erich Habann

Erich Habann (* 6. August 1892 i​n Soldau, Ostpreußen; † 24. März 1968) w​ar ein deutscher Physiker u​nd Nachrichtentechniker.

Leben

Seine wissenschaftliche Laufbahn begann er im Ersten Weltkrieg als Assistent von Prof. Heinrich Fassbender. 1918 führten sie einen hochfrequenten Trägerfrequenz-Fernsprechverkehr von drei gleichzeitigen Fernsprechverbindungen zwischen Berlin und Potsdam vor. Ein halbes Jahr später konnte ein öffentlicher postalischer Trägerfrequenz-Telegrafieverkehr zwischen Berlin und Weimar (Sitz der Nationalversammlung) eingerichtet werden. Fast 100 Patente und Patentanmeldungen aus der Anfangszeit der Trägerfrequenztechnik tragen Fassbenders und Habanns Namen.[1]

Nach seiner Promotion a​m physikalischen Institut d​er Universität Jena u​nter der Leitung v​on Max Wien[2] m​it der Arbeit Eine n​eue Generatorröhre (1924)[3] über e​in Zweischlitz-Magnetron m​it außenliegendem Schwingkreis[4], w​urde er 1928 a​n der TH Braunschweig habilitiert[5] u​nd später z​um ao. Professor für Schaltungslehre d​er Fernmeldetechnik. Hans Erich Hollmann arbeitete m​it diesem Magnetron.[6]

Bei Ausbruch d​es Zweiten Weltkriegs zählte e​r zu d​en Wissenschaftlern, d​ie Erich Schuhmann z​u WaF (Forschungsabteilung d​es Heereswaffenamt; hervorgegangen a​us der Zentralstelle für Heeresphysik u​nd Heereschemie, a​b 1933 u​nter der Bezeichnung Wa Prüf 11, 1938 umbenannt i​n WaF) einberufen ließ u​nd dort a​uf nachrichtentechnischem Gebiet forschte. Im März 1942 w​ar er Erich Bagge behilflich b​ei der Patentanmeldung seiner Isotopenschleuse. Er meldete außerdem e​in Patent an, m​it dem „der Transistor i​n seiner ursprünglichen Form v​on Erich Habann erstmals angegeben“ wurde.[5]

Ab 1945 arbeitete e​r am sowjetischen Institut Berlin z​ur Rekonstruktion deutscher Raketentechnik. 1946 i​m Rahmen d​er Aktion Ossawakim i​n die Sowjetunion verbracht,[7] w​urde er d​ort 1947 a​ls Spezialist verpflichtet, w​o er i​n seinem Fachgebiet arbeitete u​nd 1951 i​n die DDR entlassen wurde.

Veröffentlichungen

  • Die neuere Entwicklung der Hochfrequenztelephonie und -telegraphie auf Leitungen. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1929
  • Der Schwingkristall und die Ursachen seiner Wirkungsweise. In: Annalen der Physik. 1931, Band 401, Heft 1[8]
  • Die Adsorptions- und Diffusionserscheinungen von Gasen an Berührungsstellen fester Körper. In: Annalen der Physik. 1934, Band 411, Heft 5[9]

Literatur

  • Günter Nagel: Pionier der Funktechnik. Das Lebenswerk des Wissenschaftlers Erich Habann der in Hessenwinkel lebte, ist heute fast vergessen. In: Märkische Oderzeitung. Brandenburger Blätter vom 15. Dezember 2009, S. 9.
  • Rainer Karlsch: Für und wider ›Hitlers Bombe‹  – Studien zur Atomforschung in Deutschland. Hrsg.: Heiko Petermann. Waxmann, Münster / New York / München / Berlin 2007, ISBN 978-3-8309-1893-6, S. 251 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 23. Januar 2021]).

Einzelnachweise

  1. P. Noll: Nachrichtentechnik an der TH/TU Berlin – Geschichte, Stand und Ausblick (Memento vom 10. Juni 2007 im Internet Archive)
  2. Salvatore Califano: Pathways to Modern Chemical Physics. XII Auflage. Springer Science+Business Media, 2012, ISBN 978-3-642-28179-2, S. 283, doi:10.1007/978-3-642-28180-8.
  3. Erich Habann: Eine neue Generatorröhre. Dissertation. Krayn Berlin, Jena 1924, OCLC 71863946, S. 12.
  4. Califano (2012), S. 97: "In 1924, the Czech August Zacek (1886–1961), professor at Prague’s Charles University, discovered that the magnetron could generate waves of 100 MHz to 1 GHz and at the same time the German Erich Habann student at the university of Jena, while investigating the magnetron for his doctoral dissertation, reached the same conclusion."
  5. Günter Nagel: Die Rüstungsforschung des Heeres 1930–1945 unter der Leitung von Erich Schumann und sein Einfluss auf die nationalsozialistische Wissenschaftspolitik. In: Lorenz Friedrich Beck, Hubert Laitko (Hrsg.): Dahlemer Archivgespräche. Band 13. Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, berlin 2008, S. 95121, 114 (mpg.de [PDF]).
  6. Silicon Materials Science and Technology
  7. Verschleppung geht weiter. In: Arbeiterwille. Sozialdemokratisches Organ der Alpenländer / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes der Alpenländer / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes für Steiermark und Kärnten / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes für Steiermark, Kärnten (und Krain) Neue Zeit. Organ der Sozialistischen Partei Steiermarks, 25. Oktober 1946, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/awi
  8. Universität Jena: Der Schwingkristall und die Ursachen seiner Wirkungsweise
  9. Universität Jena: Die Adsorptions- und Diffusionserscheinungen von Gasen an Berührungsstellen fester Körper
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