Ergert (Unternehmerfamilie)
Die Familie Ergert war eine österreichische Unternehmerfamilie. Den Familienbetrieb begründete Johann Jeremias Ergert im Jahre 1753 mit einer Kattun-Manufaktur in Gabel. Gemeinsam mit seinem Sohn Franz Ignaz Ergert errichtete er in den 1780er Jahren ebenfalls in Gabel eine frühindustrielle Fabrik, spätere „k.k. landesbefugte Cotton- und Tüchelfabrik Franz Ergert & Sohn“, die um 1800 eine der Hauptproduktionsstätten für Baumwollwaren in Böhmen wurde.[1] In der Stadt Gabel stellte die Familie mehrere Ratsherren, drei Kommandanten des k. k. privilegierten Scharfschützenkorps und einen Bürgermeister. Ein Zweig der Familie gehört nach der 1850 erfolgten Erhebung in den Adelstand zum österreichischen Adel.[2] Nachkommen leben heute in Deutschland und Österreich.
Namensträger
- Ignaz Ergert (1682–1749), Webmeister und Zunftschöffe
- Johann Ergert (1688–1742), kaiserlicher Offizier unter Prinz Eugen im Türkenkrieg (1714–1718), als Hauptmann und Festungskommandant zeichnete er sich 1735 bei der Verteidigung der Burg Gonzaga gegen eine feindliche Übermacht besonders aus
- Johann Jeremias Ergert (1730–1798), Manufakturbesitzer, Zunftmeister und Gemeindeältester der Stadt Gabel in Nordböhmen
- Franz Ergert (1758–1831), österreichischer Fabrikant und Pionier der Industrialisierung
- Wenzel Ergert (1783–1847), Fabrikant, Ratsherr und Schützenhauptmann der Stadt Gabel in Nordböhmen
- Karl von Ergert (1795–1865), österreichischer Kavallerieoffizier
- Johann Ergert (1815–1876), k.k. Hauptmann, Träger des österreichischen Militärverdienstkreuzes (für außerordentliche Tapferkeit vor dem Feinde 1849)
- Joseph Ergert (1816–1879), Ingenieur, Erfinder und Sirup- und Spirituosenfabrikant in Jungbunzlau
- Wilhelm Ergert (1819–1892), österreichischer Fabrikant, Bürgermeister der Stadt Gabel in Nordböhmen
- Anton Ergert (1826–1888), Kaufmann, erster Stadtrat und Bezirksschulrat der Stadt Gabel in Nordböhmen
- Heinrich Ergert (1832–1875), Inhaber einer Seidenfärberei, Aussteller bei der Weltausstellung 1873 in Wien, Gründungsmitglied und Schriftführer des Gewerbevereins in Leitmeritz
- Friedrich Ergert (1836–1886), Buchhalter und Lyriker; Gründer und Obmann des Schiller-Vereins (1859–1869), Initiator und Gründungsmitglied des Joseph-Emanuel-Hilscher-Vereins (1861) und Obmann des Gewerbevereins (1881–1884) in Leitmeritz
- Joseph Silvester Ergert (1843–1894), Kaufmann, Gesellschafter der Textilfirma Wm. Rowland & Comp. in Wien, als Tenor Mitglied des Wiener Singvereins (1872–1888), Bergsteiger und frühes Mitglied des Österreichischen Alpenvereins
- Wilhelm Ergert (1854–1922), Beamter des k. u. k. Handelsministeriums und liberaler Politiker, Armenrat der Stadt Wien, Büroleiter des letzten liberalen Bürgermeisters von Wien
- Karl-Joseph von Ergert (1867–1927), Ökonom, Sekretär des böhmischen Landtags, Gesellschafter der familieneigenen Saniped Unternehmung A. Freiherr von Gillern & Cie. in Wien (1912)
- Rudolf Ergert (1890–1968), österreichischer Historiker (Dr. phil.), Journalist (Chefredakteur der Egerer Zeitung) und sudetendeutscher Politiker (Ende der 1920er Jahre Generalsekretär der Deutschdemokratischen Freiheitspartei)
- Wilhelm Ergert (1895–1966), österreichischer und deutscher Nachrichtenoffizier
- Viktor Ergert (1918–1984), österreichischer Journalist und Historiker (Dr. phil.), Verfasser des vierbändigen Werks 50 Jahre Rundfunk in Österreich
- Hans Ergert (1925–2002), Jurist (Dr. jur.), österreichischer Finanzbeamter im Rang eines wirklichen Hofrats, u. a. Träger des Großen Ehrenzeichens, ehemaliger Leiter der Bezirksgruppe Krems des Österreichischen Naturschutzbundes
- Bernd E. Ergert (* 1940), deutscher Jagdhistoriker, Kunstmaler und Fachbuchautor, ehemaliger Direktor des Deutschen Jagd- und Fischereimuseums und Kulturpreisträger des Deutschen Jagdverbandes (1990)
- Armin Ergert (* 1981), deutscher Rugby-Bundesliga Spieler des Rugby Club Heidelberg
Literatur
- Heimatbuch der Gerichtsbezirke Deutsch-Gabel und Zwickau in Böhmen 1975
- Stephan von Keess: (Hrsg.), Darstellung des Fabriks- und Gewerbswesens im österreichischen Kaiserstaate, Band 1, Wien 1820
- Peter Frank-Doefering, Adelslexikon des Österreichischen Kaisertums, Herder 1989
Einzelnachweise
- von Keess 1820, Seite 188
- Frank-Doefering, 1989, Seite 289