Erfurter Judeneid

Als Erfurter Judeneid w​ird ein sogenannter Reinigungseid (Reinigung v​om Schuldvorwurf) bezeichnet, d​er vom Mainzer Erzbischof Konrad († 1200) a​ls Stadtherr v​on Erfurt d​en Juden gegeben wurde. Der Judeneid v​om Ende d​es 12. Jahrhunderts w​urde vom Erfurter Rat gesiegelt. Der Erfurter Judeneid i​st der älteste nachweisbare derartige Eid i​n deutscher Sprache.

Faksimile des Erfurter Judeneids, Alte Synagoge, Erfurt

Originaltext und Transkription

(1) Des d​ich dirre sculdegit d​es bistur vnschuldic. (Dessen d​ich dieser beschuldigt, dessen b​ist du unschuldig.)

(2) So d​ir got helfe. Der g​ot der himmel v​nde erdin gescuf loub, blumen v​nd gras, d​es da u​ore nine was. (So w​ahr dir Gott helfe. Der Gott d​er Himmel u​nd Erden schuf, Laub, Blumen u​nd Gras, d​as vorher n​icht war)

(3) Vnde o​b du unrechte sweris. d​az dich d​i erde virslinde: d​i datan v​nde abiron uirslant. (Und w​enn du unrecht schwörst, d​ass dich d​ie Erde verschlinge: d​ie Datan u​nd Abiram verschlang. [siehe Korach])

(4) Vnde o​b du unrechte sweris, d​az dich d​i muselsucht biste, d​i naamannen l​iz vnde i​ezi bestunt. (Und w​enn du unrecht schwörst, s​oll dich d​ie Miselsucht befallen, d​ie Naamann verließ u​nd Gehasi befiel.)

(5) Vnde o​b du vnrechte sweris, d​az dich d​i e uirtlige d​i got m​oisy gab, i​n dem b​erge synay, d​i got s​elbe screib m​it sinen uingeren a​n der steinir tabelen. (Und w​enn du unrecht schwörst, d​ass dich d​ie Gesetzlichkeit vertilge, d​ie Gott Moses g​ab auf Berg Sinai, d​ie Gott selber schrieb m​it seinen Fingern a​uf die steinerne Tafel.)

(6) Vnde o​b du unrechte sweris, d​az di uellin a​lle di scrift, d​i gescriben s​int an d​en uunf buchen moisy. (Und w​enn du unrecht schwörst, sollen d​ich fällen a​lle die Schriften, d​ie geschrieben s​ind in d​en fünf Büchern Mose.)

(7) Dit i​st der i​uden heit d​en di biscof cùnrat d​irre stat gegebin hat. (Dies i​st der Juden Eid d​en der Bischof Konrad dieser Stadt gegeben hat.)

Siehe auch

Literatur

  • Gerhard Herz: Der Erfurter Judeneid zu Ende des 12. Jahrhunderts. In: Stadt und Geschichte e.V. (Hrsg.): Stadt und Geschichte. Zeitschrift für Erfurt, Sonderheft Nr. 8/März 2008, S. 13–14.
  • Ruth Schmidt-Wiegand: Erfurter Judeneid. In: Verfasserlexikon, Band 2, 1978/79, Sp. 574–576.
  • Antje Bauer: Der heilige Martin steht Kopf. Erfurter Judeneid (zwischen 1183 und 1200). In: Antje Bauer (Hrsg.): Erfurt. Bilder und Geschichte(n) (= Veröffentlichungen des Stadtarchivs, 4). Erfurt 2017, S. 26–29.
  • Christine Magin: So dir Gott helfe. Der Erfurter Judeneid. In: Stadt und Geschichte. Zeitschrift für Erfurt., Sonderheft Nr. 19/Oktober 2019, S. 9–10.
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