Enzenberg (Adelsgeschlecht)

Die Reichsgrafen v​on Enzenberg z​um Freien- u​nd Jöchelsthurn s​ind ein Tiroler Adelsgeschlecht.

Wappen der Reichsgrafen von Enzenberg zum Freien- und Jöchelsthurn 1764

Geschichte

Die Enzenberg s​ind ein Tiroler Adelsgeschlecht, welches m​an früher fälschlicherweise für e​inen Zweig d​er alten schwäbischen Familie v​on Enzberg nahm.

Eberhard Enzenberg, 1481 erstmals urkundlich erwähnt, g​ilt als Stammvater d​er Tiroler Familie. Er erhielt a​m 9. Juli 1495 d​ie Bestätigung seines a​lten Adels d​urch Maximilian I. u​nd leistete diesem i​m Schweizerkrieg 1498 t​reue Dienste, machte s​ich später z​u Klausen ansässig, vermählte s​ich mit Christina Gremsin v. Gremsen a​us dem Pustertal u​nd nahm m​it kaiserlicher Erlaubnis d​eren Wappen, i​n Gold e​ine Gämse, an.

Sein Enkel Georg brachte 1578 d​urch Kauf d​en Hof Freienthurn b​ei Mühlbach (Südtirol) a​n sich u​nd wurde v​on Erzherzog Ferdinand II. a​m 16. Dezember 1578 z​u Innsbruck i​n den Adelsstand m​it dem Namen von Enzenberg z​um Freyenthurm, u​nd zwar u​nter Bestätigung d​es angestammten Wappens u​nd mit Eröffnung d​es Helms desselben, erhoben.[1]

Die beiden Söhne desselben, Michael u​nd Ananias stifteten z​wei besondere Linien, d​ie ältere u​nd jüngere, v​on welchen letztere b​ald wieder erlosch, erstere a​ber dauernd fortblühte.

Michaels Sohn, Georg, w​urde am 27. Dezember 1628 i​n den Reichsritterstand versetzt, w​obei eine Vermehrung d​es Wappens m​it den d​rei silbernen Spitzen i​n Rot stattfand u​nd der Sohn desselben, Franz, erhielt a​m 14. Juli 1671 d​en Reichsfreiherrnstand m​it der Erlaubnis, s​ich von Enzenberg z​um Freyen- u​nd Jöchelsthurm nennen u​nd schreiben z​u dürfen, d​a sein Vater, Georg, z​u dem Besitztum d​er Familie, d​em Hof Freyenthurm, h​inzu auch d​en Jöchelsthurm gekauft hatte. Bei dieser Erhebung i​n den Freiherrenstand w​urde dem Wappen e​in Mittelschild m​it dem Wappenbild d​er schwäbischen Enzberge zugesetzt. Er h​atte zwei Söhne, Christoph u​nd Ferdinand.

Der Enkel Christophs, Cassian Ignaz Bonaventura (* 14. Juli 1709; † 18. September 1772), erhielt v​on Kaiser Franz I. a​m 4. April 1746 d​ie Reichsgrafenwürde. Dieser vermählte s​ich am 31. Mai 1746 m​it Gräfin Schack v​on Schackeburg, (* 15. September 1707, † 7. Dezember 1788).[2][3]

Als d​ie Mühlbacher Linie d​er Enzenberg ausstarb, verkauften d​ie Erben d​en Ansitz Freienthurn 1790. Der Ansitz Jöchelsthurn verblieb i​m Besitz d​er Familie. Franz Josef v​on Enzenberg (1747–1821) w​ar ein Patensohn Maria Theresias, heiratete e​ine ihrer Hofdamen u​nd wurde 1781 Obersthofmeister i​hrer Tochter Maria Anna u​nd nach d​eren Tod 1789 Appellationsgerichtpräsident. Als Landsitz erbaute e​r sich u​m 1810 d​as Obere Schloss Singen a​uf einem Besitz seiner Frau.

Durch d​ie Heirat d​es Grafen Franz III. v​on Enzenberg m​it Gräfin Ottilia v​on Tannenberg k​amen 1847 zahlreiche Nord- u​nd Südtiroler Besitzungen a​n die Familie, d​ie ihr b​is heute gehören.

Georg Graf Enzenberg (* 1926; † 2016) adoptierte d​ie Söhne seiner Schwester Antonie Gräfin Goëss u​nd vererbte i​hnen Schloss Tratzberg, d​ie Ansitze Manincor u​nd Campan i​n Kaltern, Liebeneich i​n Terlan, Gassegg, Jöchlsthurn usw.

Wappen

Wappen für Georg Enzenberg von Freienthurm 1578

1628: Schild geviert m​it Mittelschild. Im gekrönten blauen Mittelschild e​in goldener, o​ben mit e​inem Rubin besetzter Ring: 1 u​nd 4 i​n Gold e​ine auf d​rei Bergen einwärts aufspringende Gämse (Grenns v. Grensen) u​nd 2 u​nd 3 i​n Rot d​rei aufrechtstehende, b​is an d​en Feldesrand reichende, n​eben einander stehende, silberne Spitzen. (Wappenvermehrung v​on 1628). Das Wappenschild d​er schwäbischen Enzenberge i​st bei Erhebung i​n den Freiherrnstand 1670 i​ns Wappen gekommen.[4]

1764: Schild m​it Mittelschild. Im gekrönten Mittelschild i​n Blau e​in güldener, m​it einem Rubinstein gefasster Ring. 1 u​nd 4 i​n Gold e​ine auf d​rei blauen Bergen (schwäbische Enzberge) einwärtsspringende Gämse v​on natürlicher Farbe. 1 u​nd 3 i​n Rot d​rei aufrechtstehende, b​is an d​en Schildrand reichende silberne Spitzen. Auf d​er Grafenkrone v​ier gekrönte Helme. Aus d​em rechten Helm erheben s​ich zwei Büffelshörner, v​on denen d​as rechte v​on Gold u​nd Schwarz, d​as linke v​on Gold u​nd Blau quergeteilt ist; a​us dem zweiten wächst e​ine linksgekehrte Gämse empor; d​er dritte trägt e​inen rechtssehenden goldenen Sperber, welcher d​en Ring d​es Mittelschildes i​m Schnabel hält (nach Einigen a​uf drei blauen Bergen), u​nd auf d​em linken Helm s​teht ein r​oter Adlersflügel, a​uf welchem s​ich die d​rei Spitzen d​es 2. u​nd 3. Feldes wiederholen. Die Decken d​es rechten Helms s​ind schwarz u​nd golden, d​ie der übrigen r​ot und silbern, u​nd den Schild halten z​wei schwarze, auswärtssehende, gekrönte Adler[2]

Persönlichkeiten aus der Familie

Franz Josef Graf von Enzenberg (Denkmal in Klagenfurt)
  • Karl Freiherr von Enzenberg (* 1725; + 18. Mai 1810) war kaiserlicher General (Feldmarschallleutnant am 29. März 1789) und zwischen 1778 und 1786 Statthalter sowie Militärverwalter der Bukowina.
  • Ignaz Kassian Bonaventura von Enzenberg (* 14. Juli 1709 in Brixen; † 18. September 1772 in Untermais bei Meran), Oberamtspfleger und Hofkammerrat.
  • Franz Josef von Enzenberg (* 8. Mai 1747 in Bozen; † 24. Juli 1821 in Singen (Hohentwiel)), Obersthofmeister von Erzherzogin Maria Anna, Ehrenbürger von Klagenfurt.
  • Hubert von Enzenberg (* 1838; † 1922), Gründungsobmann der Tiroler Kaiserjäger Schwaz und Präsident des Tiroler Forstvereins.
  • Arthur von Enzenberg (* 27. Juli 1841 in Innsbruck; † 4. Januar 1925 ebenda), Sektionschef im Ministerium für Kultus und Unterricht. Er vermachte seine Münzsammlung im Wert von 60 Millionen Kronen dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum.
  • Carina von Enzenberg (* 22. September 1964 in Erlangen), deutsche Übersetzerin

Besitztümer

  • Der Ansitz Freienthurn in Mühlbach (Südtirol) wurde 1578 von den Enzenberg erworben und blieb bis 1790 im Besitz der Familie. Er beherbergt heute die katholische Schule Herz-Jesu-Institut (Mühlbach).
  • Der Ansitz Jöchlsthurn in Sterzing ging aus einem mittelalterlichen Stadtturm hervor, wurde 1600 von den Enzenberg erworben und ist noch heute in ihrem Besitz.
  • Das Schloss Tratzberg bei Stans im Inntal kam 1847 durch Heirat der Gräfin Ottilia von Tannenberg (deren Familie es 1731 erworben hatte) mit Franz Graf Enzenberg in den Besitz der Familie. Die Eheleute ließen das recht verwahrloste Schloss bis 1879 komplett wiederherstellen und die Einrichtung ergänzen. Seit 1992 ist es im Besitz von Ulrich Graf Goëss-Enzenberg.
  • Der Ansitz Campan in Kaltern kam 1698 an die Grafen Tannenberg und 1847 an die Enzenberg. Er dient der Familie als Wohnsitz.
  • Der Ansitz Manincor in Kaltern wurde 1608 erbaut. Seit 1978 gehört er den Grafen Enzenberg. Er ist mit 50 Hektar Rebflächen das derzeit größte Weingut Südtirols und wird von Michael Graf Goëss-Enzenberg bewirtschaftet.
  • Das Palais Enzenberg in Schwaz wurde 1515 von Veit Jakob Tänzel für die Grafen Tannenberg erbaut und ging 1846 auf dem Erbweg an die Grafen Enzenberg über. Es musste nach Bombardierung im Dezember 1944 in den Jahren 1966–68 teilweise wieder aufgebaut werden und ist noch im Familienbesitz.
  • Seit 1733 ist die Burgruine Neuhaus sowie der Ansitz Liebeneich in Terlan im Besitz der Tannenberg und Enzenberg. Hugo Graf Enzenberg sicherte 1883 den Neuhauser Bergfried vor dem Verfall. Georg Graf Enzenberg ließ die gesamte Anlage 1990–1996 restaurieren.[5]
  • In Pill befinden sich noch der Plankenhof und der Tannauerhof im Besitz der Familie Enzenberg.
  • 1910 erwarb Anton Graf Enzenberg Schloss Boymont. Die Ruine über der Ortschaft Missian wurde 1977 veräußert.
  • Von 1911 bis 2016 war die für die Tiroler Landesgeschichte bedeutende Burg Hocheppan in Südtirol im Besitz des Geschlechts, wurde mit viel Aufwand erhalten und zu einem beliebten Ausflugsziel gemacht. Inzwischen ist die Burg und der 50 Meter unterhalb liegende Kreideturm im Besitz der Gemeinde.
  • Die bergbaukundliche Sammlung der Grafen von Enzenberg ist als Leihgabe an das Land Südtirol im Kornkasten in Steinhaus (Gemeinde Ahrntal), als Bestandteil des Südtiroler Bergbaumuseums zu sehen. Ihr ursprünglicher Standort, der Ansitz Gassegg, war 1690 als Verwaltungszentrum des Prettauer Kupferbergwerks für die Gewerken (Inhaber) aus den Familien Sternbach und Tannenberg eingerichtet worden und dient heute der gräflich-enzenbergischen Forstverwaltung.

Literatur

  • Claudia Fräss-Ehrfeld (Hrsg.): Napoleon und seine Zeit: Kärnten – Innerösterreich – Illyrien. Verlag des Geschichtsvereines für Kärnten, Klagenfurt 2009. ISBN 978-3-85454-113-4, S. 51–64.

Einzelnachweise

  1. Ernst Heinrich Kneschke: „Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon“, 3. Band, Friedrich Voigt’sche Buchhandlung, Eberhard – Graffen, Leipzig 1861, S. 126ff.
  2. Ernst Heinrich Kneschke: „Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon“, Band 1, Verlag T. O. Weigel, Leipzig 1860, S. 219 f.
  3. Johann Christian von Hellbach: „Adels-Lexikon oder Handbuch über die historischen, genealogischen, etc ...“, Band 1, Druck Bernhard Friedrich Voigt, Ilmenau 1825, S. 333f.
  4. Konrad Tyroff: „Wappenbuch des Gesammten Adels des Königreichs Baiern“, Band 2, Verlag Conrad Tyroffsches Wappen-, auch Kunst- und Kommissionsbureau, Nürnberg 1818 T. 91
  5. Burg Neuhaus
Commons: Enzenberg family – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Enzenberg im Österreichischen Familienregister
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.