Enrico Giusti
Enrico Giusti (* 28. Oktober 1940 in Florenz) ist ein italienischer Mathematiker, der sich mit Analysis, Mathematikgeschichte und Mathematikpädagogik beschäftigt.
Giusti studierte zunächst Physik an der Universität Rom, wo er 1963 das Diplom (Laurea) erwarb. Danach war er am Kernforschungszentrum INFN in Florenz. Er wandte sich dann der Mathematik zu und stieß zur damals sehr aktiven Analysis-Forschungsgruppe um Enrico Bombieri in Pisa (damals im Zentrum einer sich stürmisch entwickelnden Analysis Forschung in Italien, wo auch Aldo Andreotti, Ennio de Giorgi, Guido Stampacchia waren). 1965 wurde er Assistent an der Universität Pisa. 1972 wurde er außerordentlicher Professor an der Universität L’Aquila und 1975 ordentlicher Professor an der Universität Triest. 1978 ging er an die Universität Pisa und ab 1980 war er an der Universität Florenz.
Er war unter anderem Gastwissenschaftler an der University of California, Berkeley, der Stanford University, dem Mittag-Leffler-Institut, dem Institute for Advanced Study, der Nankai-Universität in China und der Universität Paris VII.
Er befasste sich zunächst mit partiellen Differentialgleichungen, Variationsrechnung, Differentialgeometrie und Minimalflächen (mit di Giorgi und Bombieri ab den 1960er Jahren), wandte sich aber in den 1980er Jahren der Mathematikgeschichte zu und beschäftigte sich unter anderem mit früher Analysis im 17. Jahrhundert (Bonaventura Cavalieri, Gottfried Wilhelm Leibniz und andere), René Descartes, Galileo Galilei und seine Schule, Augustin Louis Cauchy.[1] Er gab auch populärwissenschaftliche Bücher über Mathematikgeschichte heraus und schrieb ein Buch über Mathematik in der Küche.
Mit Bombieri und Giorgi vervollständigte er 1969 die Lösung des Bernstein-Problems in der Differentialgeometrie der Minimalflächen im euklidischen Raum (siehe den Artikel Ennio de Giorgi).
In den 2000er Jahren war er mit der Entwicklung eines interaktiven Mathematikmuseums beschäftigt, des Gartens des Archimedes (Il Giardino di Archimede), das er 1999 in Florenz gründete.[2]
1968 erhielt er den Pomini-Preis und 1978 den Premio Caccioppoli. Er erhielt die Medaille der Accademia Nazionale dei XL.
Schriften
- Minimal surfaces and functions of bounded variation, Birkhäuser 1984
- Direct methods in the calculus of variations, World Scientific 2003
- Equazioni ellittiche del secondo ordine, Bologna, Pittagora 1978
- Bonaventura Cavalieri and the theory of indivisibles, Cremonese, Rom 1980
- Euclides reformatus. La teoria della proporzioni nella scuola galileana, Bollati Boringhieri 1993
- Ipotesa sulla natura degli oggetti matematici, Bollati Boringhieri 1999 (Hypothesen über die Natur mathematischer Objekte)
- Piccola storia del calcolo infinitesimale dall’antichità al Novecento, Pisa 2007
- Herausgeber: Un ponte sul Mediterraneo : Leonardo Pisano, la scienza araba e la rinascita della matematica in Occidente, Florenz 2002
- Herausgeber mit Luigi Pepe: La matematica in Italia (1800-1950), Florenz 2001
- Herausgeber mit Carlo Maccagni: Luca Pacioli e la matematica del Rinascimento, Florenz 2004
- La Matematica in Cucina, Bollati Boringhieri, Turin, 2004 (Mathematik in der Küche)
Weblinks
Einzelnachweise
- Publikationsverzeichnis zur Mathematikgeschichte, pdf (Memento des Originals vom 22. Juni 2006 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
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