Emil Wünsche
Emil Wünsche (* 15. April 1864 in Niederhelmsdorf; † 27. Oktober 1902 in Dresden) war ein Unternehmer der deutschen Fotoindustrie und Gründer der Emil Wünsche AG.
Leben
Emil Wünsche war gelernter Kaufmann und arbeitete später in der Trockenplatten-Fabrik Unger & Hoffmann als Buchhalter. Hierbei wurde ihm der Wert von fotografischen Platten sowie anderen fotografischen Artikeln bewusst und er beschloss, selbst ein Geschäft zu gründen. 1887 eröffnete er ein Versandgeschäft, um einen großen Kundenkreis mit fotografischen Artikeln in Dresden abzudecken. Er belieferte allerdings nicht nur den Raum Dresden, sondern auch Interessenten in vielen anderen Orten des Königreiches Sachsen.
Da die Präsentation in der Residenzstadt fehlte, eröffnete Emil Wünsche 1889 ein Geschäft in der Dresdner Innenstadt mit großzügigen Verkaufs- und Ausstellungsräumen in der Moritzstraße 20. Es war das erste repräsentative Fachgeschäft für Kameras und Zubehör in Dresden. Er bezog die Kameras von der Hüttig AG.
1894/95 kaufte Emil Wünsche Kleinbetriebe auf, die seine früheren „Hauslieferanten“ waren, um einen größeren Einfluss auf die Gestaltung der Produktionsprogramme zu nehmen. Die Kleinbetriebe behielten aber vorerst ihre juristische Selbständigkeit.
Da der Bedarf an Kameras und auch die Kameraproduktion stetig stieg, beschloss Wünsche – angeregt durch die Erfolge von Hüttig und Ernemann – eine eigene Kamerafabrik aufzubauen. Im Juni 1896 erfolgte der erste Spatenstich auf freiem Feld in Dresden-Reick an der Mügelner Straße. Der Fabrikneubau war mit den modernsten technischen und sozialen Gesichtspunkten für die damalige Zeit ausgestattet und erbaut. Alle Arbeitsmaschinen wurden von einer 120-PS-Dampfmaschine angetrieben.
1898 beschloss man, den Betrieb in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln, womit man eine größere finanzielle Flexibilität erreichen wollte. Die vorher aufgekauften Kleinbetriebe verloren nun ihre juristische Selbständigkeit. Daraufhin begann eine zielgerichtete Kameraentwicklung, was eine steigende Produktion und Beschäftigtenzahl mit sich brachte. 1902 war die Wünsche-AG der zweitgrößte Kamerahersteller nach der Hüttig AG, aber noch vor Ernemann.
In jenem Jahr gab es eine einschneidende Wendung des Betriebes: Emil Wünsche wählte am 27. Oktober 1902 den Freitod, woraufhin Richard Lange, der vorher Prokurist bei Hüttig war, dessen Direktorenposten neben Bernhard Eichapfel übernahm.
1907 übernahm Ludwig Scheuermann die Leitung der Wünsche-AG. Zu dieser Zeit geriet die Wünsche-AG durch die Konkurrenzsituation und zu spätes Reagieren auf Streikforderungen in Verlustgeschäfte. 1908 konnte wieder ein geringer Gewinn erreicht werden, aber es kam nicht mehr zu einem absoluten Aufschwung. Da mittlerweile Gespräche für eine Fusion der Dresdner Kamerabetriebe im Gange waren, kam es schließlich zu einer Vereinigung zur ICA AG. Diese war die einzige Überlebenschance für die Wünsche-AG. Nur so konnten die Weiterproduktion der Wünsche-Kameras und die Arbeitsplätze der Beschäftigten garantiert werden.
Bekannte Produkte
- Mars-Camera – eine Magazinkamera für 12 Platten im Format 12 × 16,5 cm mit sehr gut verarbeitetem Holzgehäuse
- Spiegel-Camera Bosco
- Spiegel-Camera Ada
Literatur
- Richard Hummel: Spiegelreflexkameras aus Dresden – Geschichte, Technik, Fakten Lindemanns. Stuttgart 1998, ISBN 3895061271
- Jan Beenken: Emil Wünsche, Sonderveröffentlichung des Club Daguerre, Darmstadt 2021, ISSN 1862-3379