Elias Maluco (Drogenhändler)

Elias Pereira da Silva alias Elias Maluco (* 23. Mai 1966 in Rio de Janeiro; † 22. September 2020 in Catanduvas, Paraná), auch genannt „O Rei do Tráfico[1][2]“ war ein bekannter brasilianischer Drogenhändler und Führungspersönlichkeit des Comando Vermelho. Nach dreimonatiger Menschenjagd nach dem Mord an dem Journalisten Tim Lopes wurde Elias Maluco am 19. September 2002 verhaftet.

Verhaftung von Elias Maluco durch die Policia Civil
Blick auf den Complexo Alemão
Polizeioperation im Complexo Alemão
Journalist Tim Lopes

Biographie

In seiner führenden Position in der Organisation des CV beherrschte Elias Maluco den Drogenhandel in dreißig Slums von Rio de Janeiro, wobei die beiden Favelas Complexo do Alemão und Penha als seine wichtigsten Hochburgen angesehen werden konnten. Elias Maluco wurde beschuldigt, mindestens sechzig Menschen getötet zu haben. Die Polizei machte ihn vor allem für die beiden Gewaltwellen verantwortlich, die Rio de Janeiro im Dezember 2006 und November 2010 erschütterten. Am späten Nachmittag des 22. September 2020 teilte die Strafanstalt Paraná (DEPEN) der Presse mit, dass Elias Maluco in seiner Zelle des Bundesgefängnisses von Catanduvas tot aufgefunden wurde. Sein Körper wies dabei Spuren von Gewaltanwendung auf.

Ermordung von Tim Lopes

Am 2. Juni 2002 w​urde der investigative Journalist Tim Lopes, d​er zu dieser Zeit über sexuellen Missbrauch v​on Minderjährigen u​nd Drogenhandel b​ei Baile Funk-Veranstaltungen i​n der Favela Vila Cruzeiro i​m Stadtteil Penha berichtete, v​on einer Gruppe v​on Drogendealern u​nter der Führung v​on Elias Maluco entführt u​nd in d​ie Favela d​a Grota i​m Complexo d​o Alemão verschleppt, w​o er gefoltert u​nd getötet wurde. Elias Maluco h​atte herausgefunden, d​ass Tim Lopes Aufnahmen m​it einer Mikrokamera v​om offenen Drogenverkauf a​uf der Straße besessen hatte, w​as zu seinem Todesurteil geführt hatte.

Später n​ahm die Polizei Drogenhändler fest, d​ie die Aussage machten, d​ass Tim Lopes v​on Elias Maluco persönlich gefoltert wurde. An seinem Körper wurden brennende Zigaretten ausgedrückt. Angeblich s​oll er v​on Elias Maluco eigenhändig m​it einem Samuraischwert enthauptet worden sein. Sein Leichnam w​urde an e​inem Ort, d​er von Einheimischen a​ls „Mikrowelle“[3] bezeichnet wird, i​n Autoreifen gesteckt u​nd mit Benzin i​n Brand versetzt[4]. Am 12. Juni 2002 wurden d​ie verkohlten Überreste v​on Tim Lopes a​uf einem geheimen Friedhof i​n der Favela d​a Grota aufgefunden.

Das Verbrechen a​n Tim Lopes schaffte große internationale Medienaufmerksamkeit u​nd motivierte Demonstrationen g​egen Gewalt u​nd für d​ie Verteidigung d​er Pressefreiheit i​n Rio d​e Janeiro. Brasilien w​urde von d​er Interamerikanischen Pressegesellschaft (IAPA) z​u einem gefährlichen Land für Journalisten gebrandmarkt.

Inhaftierung, Prozess und Haft

Nach dreimonatiger Fahndung unter der Leitung des Sicherheitsgipfels von Rio de Janeiro begann die Polizei am 16. September 2002 die sogenannte „Operation Sufoco“, an der 500 Polizisten[5] teilnahmen und die sich auf den Complexo do Alemão konzentrierte, um Elias Maluco habhaft zu werden. Nach 50 Stunden Belagerung durch die Polizei wurde er schließlich am 19. September 2002 in der Favela da Grota gefangen genommen und widersetzte sich der Verhaftung nicht. Folgendes Zitat zum Zeitpunkt seiner Verhaftung wurde ihm zugeschrieben: „Ich habe verloren, Chef. Aber bitte schnitzen Sie mich nicht.[6]“ Das Verfahren gegen Elias Maluco begann im Dezember 2002, an dem der Sänger Belo[7] beteiligt war, wegen Verbrechen des Menschenhandels und der Mitgliedschaft einer Vereinigung für Drogenhandel zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt. Am 10. November 2003 wurde er vom XXIII. Strafgerichtshof von Rio de Janeiro wegen desselben Verbrechens im Rahmen eines anderen Verfahrens zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt, und außerdem am 25. Mai 2005 wurde er zu 28,5 Jahren Haft verurteilt. Darunter wurde auch die Straftat des vorsätzlichen Mordes an Tim Lopes berücksichtigt.

Elias Maluco war seit seiner Verhaftung bis zum 4. Januar 2007 im Gefängniskomplex Bangu I inhaftiert, als er zusammen mit elf anderen Führern der kriminellen Fraktio Comando Vermelho (CV) in das Bundesgefängnis von Catanduvas, im Bundesstaat Paraná, verlegt wurde Elias Maluco wurde beschuldigt, das Verbrennen von Bussen und Angriffe auf Polizeistationen und Posten der Militärpolizei geplant zu haben, die am 28. Dezember 2006 in Rio de Janeiro stattfanden und insgesamt zum Tod von neunzehn Menschen führten. Nach dem Beginn einer neuen Gewaltwelle in Rio de Janeiro am 21. November 2010 wurden Elias Maluco und Marcinho VP[8], die nach Angaben des Polizei-Geheimdienstes die Angriffe angeordnet hatten, am 25. November 2010 in die Strafanstalt in Porto Velho, Rondônia, gebracht. Am 18. August 2011 wurde Elias Maluco jedoch erneut in das Bundesgefängnis von Campo Grande, Mato Grosso do Sul, verlegt. Für seine Prozesse soll er insgesamt 42 Anwälte[9] beschäftigt haben.

Tod

Am 22. September 2020 w​urde Elias Maluco t​ot in seiner Zelle i​m Bundesgefängnis v​on Catanduvas aufgefunden. In d​er Sterbeurkunde w​ird mechanisches Ersticken d​urch Aufhängen a​ls Todesursache[10] genannt. Elias Maluco hinterlässt e​inen Sohn, Diego Pereira d​a Silva, a​lias „Maluquinho“ (* 2. April 1985[11]).

Einzelnachweise

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