Elefantenklo (Gießen)
Als Elefantenklo (kurz „E-Klo“) wird eine Fußgängerüberführung über eine Straßenkreuzung in Gießen bezeichnet. Diesen Spitznamen erhielt das Bauwerk wegen seiner übertriebenen Größe und der drei großen Öffnungen oberhalb der Kreuzung, die an ein überdimensionales Plumpsklo denken lassen. Es gilt heute als Störfaktor der architektonischen Proportionalität in Bezug auf das Stadtbild und als Symbol einer verfehlten Stadt- und Verkehrsplanung.
Elefantenklo | ||
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Offizieller Name | Fußgängerüberführung am Gießener Selterstor | |
Nutzung | Fußgänger | |
Unterführt | Anlagenring, Frankfurter Straße | |
Ort | Gießen | |
Konstruktion | aufgeständerte Betonplattform | |
Eröffnung | 28. September 1968 | |
Lage | ||
Koordinaten | 50° 34′ 55″ N, 8° 40′ 13″ O | |
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Details | ||
Geografische Lage
Das Elefantenklo überspannt die Kreuzung von vierspurigem Anlagenring, Frankfurter Straße und der Fußgängerzone Seltersweg, am Standort des früheren Selterstores.
Bauliche Gestaltung
Der Überweg besteht aus einer aufgeständerten, knapp 50 Meter langen und im Mittel 24 Meter breiten Betonplattform, die an den Schmalseiten durch Treppen und Rolltreppen für den Fußgängerverkehr erschlossen ist. Entlang ihrer Längsmittelachse befinden sich drei achteckige Öffnungen (Durchmesser ca. 9–10 m), die dem Autoverkehr Tageslicht und Fußgängern einen Blick auf den Straßenverkehr gewähren.[1] Architektonisch lässt es sich dem in den sechziger Jahren aufkommendem Brutalismus zuordnen. Der Volksmund spottet, diese Öffnungen gingen auf einen Engpass an Beton infolge einer unzutreffenden Berechnung zurück.[2] Das Elefantenklo wird als Gießens markantestes Wahrzeichen gewertet.[2][3]
Geschichte
Die Überführung wurde 1967/1968 errichtet, als Verkehrsplanung und Stadtentwicklung sich am Ideal der autogerechten Stadt orientierten. Vorher war dort ein Kreisverkehr. Schon im Umfeld der Einweihung am 28. September 1968 bekam das Bauwerk seinen Spitznamen, mit dem es überregional bekannt wurde. Mit dem Wandel von Stadtentwicklung in den folgenden Jahrzehnten wurde es zu einem in Beton gegossenen Symbol unzeitgemäßer Verkehrsplanung. Mehrmals wurde erwogen, die Überführung abzureißen.[4][5] Seit der Errichtung hat die Stadt Gießen bereits 2,2 Mio. Euro an Unterhaltungs- und Sanierungskosten aufgebracht.[4]
Zum 40-jährigen Jubiläum des Bauwerks 2008 enthüllten Mitglieder der studentischen Vereinigung Akademischer Micky Maus Club ein Transparent mit der Aufschrift „Elefantenklo“. Von 1977 bis 1987 erschien das linke Stadtmagazin Elephantenklo, das den Namen adoptiert hatte. Das ungeliebte Bauwerk bekam Kultcharakter.[6]
Im Herbst 2013 beschloss die Vereinigung der Geschäftsleute, die Attraktivität der Geschäftsumgebung im Bereich Selterstor zu steigern. Für rund 150.000 Euro erhielt das Elefantenklo eine „Spülung“: Ein Wasserfall wurde zur Landesgartenschau installiert. Zum Auffangen des Wasservorhangs wurde ein 4,60 mal 2,80 Meter großer Betonkasten zwei Meter tief im Boden versenkt. Die Installation ist seit Anfang Juni 2014 in Betrieb.[7]
Verkehrsbedeutung
Die Überführung bindet den Bereich des Hauptbahnhofs für Fußgänger an die Innenstadt an. Ursprünglich war die Anlage nicht behindertengerecht, da sie nur über Treppen zugänglich war. Der nachträglich angebaute Aufzug funktionierte – wie auch die Rolltreppen – nicht immer zuverlässig.[8][4][9] Damit wird das Elefantenklo auch als „Paradefall einer inhumanen Stadterschließung“[1] gewertet.
Siehe auch
Literatur
- Christian Diller, Ansgar Dorenkamp, Christoph Kolloge: Das „Elefantenklo“ – Ein Gießener Wahrzeichen in Leichtbeton auf dem Weg ins fünfte Lebensjahrzehnt. Recherchen zur Planungsgeschichte der Fußgängerplattform am Selterstor Gießen und Ergebnisse von Befragungen. = Schriften zur Gießener Stadtgeschichte 7. Gießen 2009.
- Manfred E. Schuchmann: Gießen – „Elefantenklo“ und Seltersweg. In: Manfred E. Schuchmann u. Christoph Mäckler: Architektursünden in Hessen – 25 Ortstermine von A wie Alsfeld bis W wie Wiesbaden. Jonas, Marburg 2009, S. 78–81.
Weblinks
Einzelnachweise
- Manfred E. Schuchmann: Gießen – „Elefantenklo“ und Seltersweg, 2009, S. 79.
- Freda Wagner: Gießens fragwürdiges Wahrzeichen: Das Elefantenklo. In: Universum = Online-Magazin des Studienfaches Fachjournalistik Geschichte an der Justus-Liebig-Universität Gießen.
- Elefantenklo soll „Spülung“ bekommen – BID Seltersweg plant Wasserfall (Memento des Originals vom 6. November 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , 31. Oktober 2013, Erhard Goltze, in: Gießener Anzeiger, abgerufen am 8. November 2013.
- mö: Elefantenklo: Nach Rolltreppen nun Aufzug ein Totalschaden. In: Gießener Allgemeine, 12. November 2012.
- Elefantenklo (Memento des Originals vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bei dooyoo.
- Vgl. etwa bei Qype.
- "Elefanten-Klo" jetzt mit Spülung. hr-online.de, Bericht vom 6. Juni 2014, abgerufen am 7. Juni 2014.
- Aufzug am Elefanten-Klo. In: Gießener Zeitung, 24. März 2013.
- tt: Anlage am Elefantenklo soll ab Mitte Mai ersetzt werden – Auftrag ist erteilt (Memento des Originals vom 3. Juli 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . In: Gießener Anzeiger, 5. März 2013.