Eisenbahnunfall von Guntershausen
Bei dem Eisenbahnunfall von Guntershausen fuhr am 5. November 1973 im Bahnhof Guntershausen der DC 973 auf den Interzonenzug D 453 auf. 14 Menschen starben.
Ausgangslage
Es herrschte Nieselregen. Der Interzonenzug D 453 von Mönchengladbach nach Leipzig Hauptbahnhof verließ mit 7 Minuten Verspätung um 14:18 Uhr den Hauptbahnhof Kassel. Er bestand aus 11 Wagen, gezogen von der Diesellokomotive 216 023.
Der DC 973 Ederland, gezogen von der Elektrolokomotive 110 243 folgte dem Interzonenzug in wenigen Minuten Abstand.
Bis zum Bahnhof Guntershausen nutzten beide Züge dieselbe Bahnstrecke. Erst im Bahnhof zweigt die Bahnstrecke Bebra–Baunatal-Guntershausen von der Main-Weser-Bahn ab.
Unfallhergang
Dem Lokomotivführer des voranfahrenden D 453 zeigte das Vorsignal zum Einfahrsignal des Bahnhofs Guntershausen „Langsamfahrt erwarten“. Dies bedeutet eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf maximal 40 km/h. Entsprechend versuchte er, seinen Zug abzubremsen. Laub, Nässe und Schmutz hatten aber einen Schmierfilm auf den Schienen gebildet. So gelang es ihm nicht, den Zug ausreichend zu bremsen, und die Zugbeeinflussung INDUSI führte eine Zwangsbremsung durch, als der Zug am Einfahrsignal mit zu hoher Geschwindigkeit vorbeifuhr. Der Zug kam so im nördlichen Einfahrbereich des Bahnhofs Guntershausen zum Halten, wobei die letzten Wagen noch vor dem Einfahrsignal standen. Somit war der Blockabschnitt der freien Strecke noch nicht vollständig vom D 453 geräumt, weshalb das rückwärtige Blocksignal Buchberg „Halt“ für nachfolgende Züge zeigte. Der Lokomotivführer meldete die Störung dem Fahrdienstleiter.
Der DC 973 fuhr mit zulässigen 120 km/h durch den Bahnhof Rengershausen. Nach dessen Ausfahrt zeigte das Vorsignal zum Block Buchberg „Halt erwarten“. Der Lokomotivführer bremste. Aber auch hier lag nasses Laub im Nieselregen auf den Schienen, sodass es dem Lokomotivführer trotz eines 2200 Meter langen Bremsweges nicht gelang, ausreichend zu bremsen. Als der Zug am „Halt“ zeigenden Blocksignal Buchberg vorbeifuhr, wurde auch hier eine Zwangsbremsung ausgelöst. Aber auch die wirkte wegen der Streckenverhältnisse nur unzureichend. Mit zunächst noch 90 km/h rutschte der Zug weiter talwärts und prallte mit noch ca. 40 km/h auf den Zugschluss des D 453. Der letzte Personenwagen, ein blauer 1.-Klasse-Wagen der Gattung Am202, wurde stark zusammengequetscht.
Folgen
14[1] Menschen starben, 65 weitere wurden verletzt. Unter den Toten befand sich auch der Fahrplandezernent der damaligen Bundesbahndirektion Kassel.
In einem Großeinsatz von Feuerwehr und Rettungsdiensten wurden eingeklemmte Reisende befreit, Verletzte versorgt und die Toten geborgen. Die Strecke blieb einen Tag lang gesperrt. Die Lokomotive 110 243 des DC 973 konnte repariert werden.
Seit dem Unfall bestand lange zwischen Rengershausen und Guntershausen eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 80 km/h. Heute darf die Strecke von Fahrzeugen mit Magnetschienenbremse wieder mit bis zu 110 km/h befahren werden. Auch werden die Gleise hier bei entsprechendem Wetter regelmäßig mit hohem Druck freigespritzt.
Literatur
- Martin Weltner: Bahn-Katastrophen. Folgenschwere Zugunfälle und ihre Ursachen. München 2008. ISBN 978-3-7654-7096-7, S. 16.
- Jürgen Ostermeyer: Kann nasses Laub der Eisenbahn gefährlich werden? / Erhellende Spuren zum Zugunglück von Guntershausen / Das Kräftespiel mit der variablen Reibung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20. Februar 1974, S. 10
Weblinks
- Volker Credé: Unglücke im Schienenverkehr.
- Sven Kühling: IC blieb in Guntershausen liegen. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine.
- Achim Meyer: Zugunglück 1973: Grete Hohmeister saß im letzten Wagen. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine vom 4. November 2013, abgerufen: 23. September 2017. Mit Fotos von der Unfallstelle.
Einzelnachweise
- So: Credé; Kühling und Ostermeyer berichten von 13 Toten.