Eisenbahnbrücke Stockstadt
Die Eisenbahnbrücke Stockstadt überspannt zwischen Stockstadt und Mainaschaff den Main bei Stromkilometer 81,344. Das Bauwerk gehört zur Bahnstrecke zwischen Darmstadt und Aschaffenburg. Es liegt bei Streckenkilometer 72,2 und weist zwei Gleise sowie auf der stromabwärtigen Seite einen Gehweg auf.
Verkehrsbedeutung
Im Rahmen der Errichtung der Main-Rhein-Bahn durch die Hessische Ludwigsbahn von Mainz über Darmstadt nach Aschaffenburg war kurz vor dem Zielbahnhof der Main zu überqueren. Die dort erforderliche Brücke und die Mainzer Südbrücke waren die einzigen aufwändigen Kunstbauten, die für die Strecke erstellt werden mussten. Sie waren somit auch diejenigen, die zuletzt fertiggestellt wurden, die Mainzer Südbrücke sogar erst 1862.
Erste Brücke
Die Brücke wurde ab 1856 von dem Mainzer Bauunternehmer Christian Lothary aus Buntsandstein mit neun Bogen auf zehn Pfeilern errichtet. Während das erste Teilstück der Strecke am 1. August 1858 dem öffentlichen Verkehr übergeben wurde, konnte das „Schlusssteinfest“ der Eisenbahnbrücke Stockstadt erst am 21. August 1858 gefeiert werden. Anwesend waren dabei der ehemalige König Ludwig I. von Bayern und seine Tochter Mathilde, die mit dem regierenden Großherzog von Hessen, Ludwig III., verheiratet war. Ein erster Versuchszug fuhr am 30. Oktober 1858 von Aschaffenburg nach Dieburg und damit auch über die Eisenbahnbrücke Stockstadt. Am 2. November 1858 wurde die Strecke Mainz–Aschaffenburg erstmals von einem Versuchszug durchgehend befahren, in dem auch der bayerische Minister Ludwig von der Pfordten saß. Der Güterverkehr wurde am 15. November 1858, der Personenverkehr am 25. Dezember 1858 aufgenommen. Die Eisenbahnbrücke Stockstadt hatte 420.000 Gulden gekostet.
Diese erste Eisenbahnbrücke Stockstadt wurde im Zweiten Weltkrieg durch die sich vor der anrückenden US-Armee zurückziehende Wehrmacht am 24. März 1945 gesprengt.
Zweite Brücke
Die heute bestehende, 211 Meter lange Brücke, die die zerstörte endgültig ersetzte, konnte am 1. Dezember 1955 übergeben werden. Sie kostete 3 Mio. DM und nutzt einige der historischen, mit Beton sanierten Buntsandstein-Pfeiler der ersten Brücke als Auflager. Die Hauptöffnung der neuen Brücke besteht aus einer stählernen, 69 Meter weit spannenden Stabbogenbrücke an die beidseits jeweils drei Öffnungen anschließen, die als Stahlbalken mit zwei unten liegenden Kastenträgern ausgebildet sind. In der östlichen Flussaue ist außerdem eine einbogige Vorlandbrücke vorhanden. Die Brücke ist Bestandteil der Route der Industriekultur Rhein-Main Bayerischer Untermain.
Im Jahr 2020 wurden die stählernen Überbauten der an jedem Mainufer vorhandenen dreifeldrigen Balkenbrücken ersetzt, während die Strombrücke unverändert blieb. Dabei sollte der Rad- und Fußgängerweg ursprünglich auf 2,50 Meter verbreitert werden, was jedoch nicht erfolgte. Im Mittelteil wurden lediglich die Brückengeländer erhöht. Die Vorlandbrücke auf der Mainaschaffer Seite, eine Sandstein-Rundbogenbrücke, wurde nicht erneuert.[1]
Siehe auch
Literatur
- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Eisenbahn in Hessen. Kulturdenkmäler in Hessen. (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland). Theiss Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1917-6, Bd. 2.1, S. 249.
- Georg Wittenberger, Förderkreis Museen und Denkmalpflege Darmstadt-Dieburg (Hrsg.): Die Main-Rhein-Bahn. In: Die Bahn und ihre Geschichte. (= Schriftenreihe des Landkreises Darmstadt-Dieburg 2) (Hrsg.: Georg Wittenberger / ). Darmstadt 1985, S. 51–57.
Weblinks
Einzelnachweise
- Mainquerung in Stockstadt muss ersetzt werden. In: main-echo.de. Main-Echo, 17. Februar 2019, abgerufen am 18. Februar 2019 (paywall).