Einwohnerentwicklung von Gera
Der Einwohnerentwicklung von Gera beschreibt die Einwohnerentwicklung der Stadt Gera.
Einwohnerentwicklung von Gera
Es folgt eine Übersicht mit den Einwohnerzahlen von Gera nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1833 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik (bis 1989) und des Statistischen Landesamtes (ab 1990). Die Angaben beziehen sich ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1966 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1871 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.
Die Einwohnerentwicklung lässt sich in drei Phasen unterteilen:
Phase 1: Vorindustrielle Zeit
(jeweiliger Gebietsstand)
Bis 1850 wuchs die Einwohnerzahl der Stadt Gera nur mäßig und sank nach dem Stadtbrand von 1780 sogar zeitweilig. Nachdem 1811 die Spinnmaschine und 1836 der Webstuhl eingeführt wurde, beschleunigte sich das Wachstum industrialisierungsbedingt.
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¹ Volkszählungsergebnis
Phase 2: 1850 bis 1989
(jeweiliger Gebietsstand)
Nach 1850 entwickelte sich Gera zu einer bedeutenden Industriestadt. Die Textilindustrie besaß die größte Bedeutung und sollte diese auch noch bis 1989 behalten. Entsprechend entwickelte sich auch die Einwohnerzahl. Die sprunghaften Anstiege zwischen den Jahren 1910 und 1925 sowie zwischen 1946 und 1950 lassen sich auf die Eingemeindungswellen der Jahre 1919 bis 1923 und 1950 zurückführen. Der starke Anstieg der Bevölkerungszahl von 1970 bis 1989 auf den historischen Höchststand von rund 135.000 lässt sich wiederum auf die Förderung Geras als Bezirksstadt und dem daraus resultierenden Bau der Neubaugebiete Lusan und Bieblach-Ost zurückführen. Eine wichtige Funktion bekam die Stadt in dieser Zeit auch als Wohnort für die Kumpels der SDAG Wismut. Die Entwicklung bis 1989 zeigt gewisse Parallelen mit der zur damaligen Zeit drittgrößten Stadt Thüringens, Jena auf.
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¹ Volkszählungsergebnis
Phase 3: Seit 1990
(jeweiliger Gebietsstand)
Am 31. Dezember 2009 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Gera nach Fortschreibung des Thüringer Landesamtes für Statistik 99.987 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern). Damit verlor die Stadt seit der Wende in der DDR 34.847 Einwohner. 1988 hatte die Stadt nach dem damals gültigen Gebietsstand 134.834 Einwohner. Bemerkenswert ist der Rückgang der Bevölkerungszahl zwischen 1991 und 1997 trotz der Eingemeindungswelle 1994. Ursache dafür ist der starke Rückgang der Geburtenrate zu Beginn der 1990er Jahre und die arbeitsmarktbedingte Abwanderung, die mit dem Zusammenbruch der Geraer Industrie einsetzte. 2007 hat Jena die Stadt Gera mit der Einwohnerzahl überholt. Damit hat Jena, das entgegen dem derzeitigen Trend in Ostdeutschland aufgrund der hohen Studierendenanzahl seine Einwohnerzahl stabilisieren konnte, Gera als zweitgrößte Stadt Thüringens abgelöst. 2009 hat Gera seinen Status als Großstadt verloren und hat nun eine Einwohnerzahl von unter 100.000 Menschen. Der Einwohnerrückgang hat sich seit 2009 erheblich verlangsamt und hat sich seit 2012 stabilisiert. Erstmals seit 1988 wurde für Gera im Jahr 2011 wieder ein positiver Wanderungssaldo von 92 Personen (Hauptwohnsitze) festgestellt.
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Siehe auch
Literatur
- Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1880–1918
- Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1919–1941/42
- Deutscher Städtetag (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch Deutscher Gemeinden, 1890 ff.
- Staatliche Zentralverwaltung für Statistik (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Deutschen Demokratischen Republik, 1955–1989