Ehrenpforte
Als Ehrenpforte werden provisorische oder, seltener, auf Dauer angelegte Torbauten bezeichnet, die aus Anlass besonderer Festlichkeiten (militärische Siege, Fürstenhochzeiten, Herrscherbesuche, kirchliche Hochfeste tc.) errichtet wurden oder werden.[1]
Von den Triumphbögen unterscheiden sich die Ehrenpforten nach Auffassung der Erbauer durch ihren ephemeren Charakter, die Ehrenpforten seien nur für einen aktuellen Anlass bestimmt gewesen, und entsprechend kamen für ihre Gestaltung unterschiedliche Materialien zur Anwendung: dauerhafte für die Triumphbögen und vergängliche für die Ehrenpforten.[2]
Ehrenpforten sind schon für das 12. Jahrhundert nachgewiesen. Kardinal Cencius Camerarius (Cencio Savelli) verweist 1192 in seinem Liber censuum auf solche Ehrenpforten für den Papst am Ostermontag[2]. Sehr gebräuchlich war die Errichtung festlicher Ehrenpforten in den europäischen Städten ab dem 13. Jahrhundert, mit einem Schwerpunkt im 16. und 17. Jahrhundert. Die Aufklärung betrachtete solche Bauten als unnütz. Kaiser Leopold II. (HRR) in Wien verweigerte etwa 1790 die Errichtung einer Ehrenpforte und ordnete an, das dafür vorgesehene Geld zur Ausstattung von 40 Landmädchen zu verwenden. Auch Friedrich II. (Preußen) hatte bei seinem siegreichen Einzug nach Berlin 1763 die für ihn errichtete Ehrenpforte als unnötige Ausgabe missbilligend zur Kenntnis genommen. Dennoch erhielt sich der Brauch bis ins 19. Jahrhundert und darüber hinaus. Unter der Herrschaft des Nationalsozialismus wurde er beispielsweise wieder häufiger gepflegt.[3]
Der Begriff wird auch im übertragenen Sinn verwendet, etwa bei der Ehrenpforte Maximilians I., einem Holzschnittwerk.
Beispiele aus Europa
- Ehrenpforte in Erlangen zur Einweihung der Universität, 1743
- Provisorischer großer Triumphbogen (Paris) aus Holz und Stuck, 1810
- Ehrenpforte in Bamberg, 1887
- Ehrenpforte an der Kirche Mardorf, 2003
Literatur
- Hans Martin von Erffa: Ehrenpforte. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. 4, Stuttgart 1958, Sp. 1443–1504.
- Dietz-Rüdiger Moser: Triumphbögen und Ehrenpforten. (PDF; 657 kB). (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 14. März 2016; abgerufen am 21. Dezember 2018. in: Festschrift J. A. Schmoll gen. Eisenwerth, hg. von Winfried Nerdinger und Norbert Knopp, München 2005.
Weblinks
- Beispiele für aktuelle Ehrenpforten (Wettbewerb)
- Eine Ehrenpforte in Karlsruhe; in: Zentralblatt der Bauverwaltung, 1885, November, S. 477.
Einzelnachweise
- Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 223 vermerkt, aus den provisorischen Ehrenpforten hätten sich die monumentale Triumphbögen entwickelt. „Die provisorischen Ehrenpforten bestehen zumeist aus einem rohen Holzgerüst, das mit grünem Laub verdeckt erscheint und überdies mit Fahnen, Kränzen, Gipsstatuen, Trophäen u. dergl. dekoriert wird. Im Mittelalter war es gebräuchlich, Gruppen oder Einzelfiguren von lebenden Wesen so zu verwenden, daß sie einen sehr wirkungsvollen plastischen Schmuck des provisorischen Baues bildeten. Die meiden Ehrenpforten haben bloß einen großen Durchgang; zuweilen aber erscheinen auch drei Pforten angeordnet: die mittlere große Tür den Festzug, die beiden zur Seite für Fußgänger.“ Sulzer (1774) behandelte Triumphbögen und Ehrenpforten als Synonyme Johann Georg Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Bd. 2, S. 1183 ff. Der große Pariser Triumphbogen wurde übrigens zunächst 1810 als provisorische Ehrenpforte errichtet.
- Vgl. * Hans Martin von Erffa: Ehrenpforte. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. 4, Stuttgart 1958, Sp. 1443–1504, hier: Sp. 1443–1445.
- Beispiel: Ehrenpforte an der Stöpe 1935, Adolf Hitler Koog, Ehrenpforten aus Anlass des Bückebergfestes in Hameln