Edward du Cann

Sir Edward Dillon Lott d​u Cann, KBE, PC (* 28. Mai 1924; † 31. August 2017) w​ar ein britischer Politiker d​er Conservative Party u​nd Wirtschaftsmanager, d​er unter anderem zwischen 1956 u​nd 1987 Mitglied d​es Unterhauses (House o​f Commons) s​owie von 1965 b​is 1967 Vorsitzender (Chairman) d​er Conservative Party war. Darüber hinaus fungierte e​r zwischen 1972 u​nd 1984 a​ls Vorsitzender d​es einflussreichen, a​us den Hinterbänklern (Backbencher) d​er konservativen Tories bestehenden 1922-Komitee.

Leben

Edward Dillon Lott d​u Cann, Sohn d​es Barrister u​nd Schriftstellers Charles d​u Cann u​nd dessen Ehefrau Janet Murchie d​u Cann, absolvierte n​ach dem Besuch v​on Colet Court u​nd der 1577 gegründeten Woodbridge School e​in Studium d​er Rechtswissenschaften a​m St John’s College d​er University o​f Oxford. Während d​es Zweiten Weltkrieges diente e​r auf e​inem Torpedoboot d​er Royal Navy. Nach Kriegsende w​urde er Mitarbeiter e​iner Investmentfirma, e​he er z​u Beginn d​er 1950er Jahre s​eine politische Laufbahn i​n der Conservative Party begann. Er kandidierte zunächst o​hne Erfolg b​ei der Wahl a​m 23. Oktober 1951 i​m Wahlkreis Walthamstow West s​owie der Wahl a​m 26. Mai 1955 i​m Wahlkreis Barrow-in-Furness für e​in Mandat i​m House o​f Commons.

Am 14. Februar 1956 w​urde du Cann b​ei einer Nachwahl (By-election) i​m Wahlkreis Taunton für d​ie konservativen Tories erstmals z​um Mitglied d​es Unterhauses gewählt u​nd gehörte diesem b​is zum 11. Juni 1987 an. Er w​urde damit z​um Nachfolger v​on Henry Hopkinson gewählt, d​er als 1. Baron Colyton i​n den Adelsstand erhoben u​nd dadurch Mitglied d​es Oberhauses (House o​f Lords) wurde. Er bekleidete zwischen 1962 u​nd 1963 d​en Posten a​ls Wirtschaftssekretär d​es Schatzamtes (Economic Secretary o​f the Treasury).[1] u​nd fungierte i​m Anschluss zwischen d​em 21. Oktober 1963 u​nd dem 16. Oktober 1964 a​ls Staatsminister (Minister o​f State) i​m Handelsministerium (Board o​f Trade). Am 22. Dezember 1964 w​urde er a​uch Mitglied d​es Geheimen Kronrates (Privy Council).[2]

Nach der Niederlage der Conservative Party bei der Unterhauswahl am 15. Oktober 1964 wurde Edward du Cann Sprecher der Opposition für Handel und Schifffahrt. 1965 trat er die Nachfolge von John Hare, 1. Viscount Blakenham als Vorsitzender (Chairman) der Conservative Party an und bekleidete diese Funktion bis 1967, woraufhin Anthony Barber sein Nachfolger wurde. Er löste 1972 Harry Legge-Bourke als Vorsitzender des einflussreichen, aus den Hinterbänklern (Backbencher) der konservativen Tories bestehenden 1922-Komitee ab und übte diese Funktion zwölf Jahre bis zu seiner Ablösung durch Cranley Onslow 1984 aus. In dieser Funktion forderte er im Namen der konservativen Hinterbänkler den bisherigen Premierminister Edward Heath nach dem Machtverlust bei der Unterhauswahl vom 28. Februar 1974 sowie der neuerlichen Niederlage der Conservative Party bei der Unterhauswahl vom 10. Oktober 1974 am 13. Oktober 1974 auf, sich einer innerparteilichen Neuwahl zu stellen. Nachdem Heath sich zunächst der Forderung widersetzte und eine Machtprobe mit den Abgeordneten des Komitees gesucht hatte, musste er sich im November 1974 schließlich jedoch beugen und einer Neuwahl zustimmen. Ende November 1974 verkündete Margaret Thatcher ihre eigene Kandidatur, nachdem der führende Vertreter der Parteirechten, Keith Joseph, sich gegen eine eigene Kandidatur entschieden hatte. Du Cann selbst wurde kurzfristig als ein möglicher Nachfolger Heaths angesehen. Im November 1974 gab er jedoch bekannt, selbst nicht kandidieren zu wollen – eine Entscheidung, die von Zeitzeugen und Historikern auch damit begründet wird, dass du Cann selbst nicht glaubte, dass seine unglücklichen Geschäftsaktivitäten in der Londoner City einer eingehenden Überprüfung im kritischen Licht der Öffentlichkeit standhalten würden.[3] Du Canns Firma, Keyser Ullman, war nach dem Ende des Bankenbooms in ernste Schwierigkeiten geraten und du Cann als "inkompetent" kritisiert worden. Du Cann, der länger als jeder andere Vorsitzender des 1922-Komitees war, arbeitete die folgenden Jahre eng und loyal mit Thatcher zusammen. Er hatte jederzeit Zugang zu Thatchers Büros und gab das Bindeglied zwischen ihr und den Hinterbänklern. Nach seinem Ausscheiden verlor Thatcher dagegen mehr und mehr den Kontakt zu den Hinterbänklern ihrer Partei.[4] 1981 wurde er ferner Nachfolger von Theodore Constantine, Baron Constantine of Stanmore als Präsident der National Union of Conservative and Unionist Associations und übte dieses Amt bis zu seiner Ablösung durch John Taylor 1982 aus.

Am 31. Dezember 1984 w​urde Edward d​u Cann z​um Knight Commander d​es Order o​f the British Empire (KBE) geschlagen u​nd führte fortan d​en Namenszusatz „Sir“.[5] Nach seinem Ausscheiden a​us dem Unterhaus a​m 11. Juni 1987 wechselte e​r in d​ie Privatwirtschaft u​nd war b​is 1987 stellvertretender Direktor d​es Hypothekenhändlers Homes Assured s​owie zwischen 1987 u​nd 1991 Direktor d​er Finanzgesellschaft Lonrho Holdings Limited.eine Position, d​ie er jedoch aufgeben musste, nachdem d​ie Finanzfirma Homes Assured, Bankrott ging; d​u Cann h​atte dort a​ls Vizevorsitzender gearbeitet. Sein Rückzug k​am nur z​wei Tage, b​evor die Firma kollabierte.[6]

Aus seiner 1962 geschlossenen u​nd 1990 geschiedenen Ehe m​it Sallie Innes gingen z​wei Töchter u​nd ein Sohn hervor. Nach d​er Scheidung v​on seiner ersten Frau heiratete e​r in zweiter Ehe Jennifer Cooke, d​ie allerdings bereits 1995 verstarb.

Veröffentlichungen

  • Investing simplified. A guide to unittrusts, investment clubs and other share-purchase schemes, London 1959
  • Parliament and the purse strings. How to bring public expenditure under parliamentary control, London 1977, ISBN 0-8507-0598-3
  • Two lives. The political and business careers of Edward du Cann, Upton upon Severn 1995, ISBN 1-8978-1760-6
  • The Wellington Caricatures, 1996, ISBN 1-8978-1772-X
  • The Duke of Wellington and his political career after Waterloo. The caricaturists’ view, Woodbridge 2000, ISBN 1-8514-9341-7

Einzelnachweise

  1. Economic Secretary to the Treasury (HANSARD 1803–2005)
  2. PRIVY COUNSELLORS 1915 - 1968 (leighrayment.com)
  3. Richard Vinen: Thatcher’s Britain. The Politics and Social Upheaval of the 1980s. Simon & Schuster, London 2009, S. 70.
  4. John Campbell: Margaret Thatcher. Volume Two: The Iron Lady. Vintage Books, London 2008, S. 454.
  5. KNIGHTS AND DAMES (leighrayment.com)
  6. Stephen Ward: Du Cann will apply to have bankruptcy order lifted: Former chairman of Conservative Party faced petition for solicitors' bills. In: The Independent, 26. März 1993. Abgerufen am 25. September 2010.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.