Eduard Zais
Eduard Zais (* 8. Oktober 1804 in Maulbronn; † 16. Februar 1896 in Wiesbaden) war ein deutscher Architekt, nassauischer Baubeamter und Kirchenbauer.
Leben und Wirken
Sein Vater war der Architekt und Stadtplaner von Wiesbaden Christian Zais. Im Brief vom 3. Dezember 1817 schrieb sein Vater Christian Unser Eduard geht jetzt auch zu Herrn Bodreich, um Latein zu lernen, und äußert jetzt übrigens die entschiedenste Neigung für Zeichenkünste und Architectur, indem er jede Minute benutzt, die er bey meinem aus Darmstadt angekommenen Gehülfen (Lerch) im Zeichnen zubringen kann.Wenn er so fortfährt, muß ein tüchtiger Architekt aus ihm werden, bey welchem Fache er mit seiner Gesinnung und Vorliebe zu diesem Geschäft auch ein glücklicher Mensch seyn kann[1] Christian Zais will, so zeigt es der Brief vom 29. Dezember 1817, den Vorschlag seines Sohnes Wilhelm folgen und Eduard in diesem Frühjahr ins hiesige Pädagogium schicken. Am 30. November 1818 ist im Briefe des Vaters zu lesen, dass Eduard recht fleißig Latein bei Herrn Thiriot macht und in diesem Winter das versäumte nachholt. Neben dem Besuch des Pädagogiums seit Frühjahr 1818 erhielt Eduard auch noch Unterricht bei Privatlehrern. Ein Studium am Vorläuferinstitut des heutigen Karlsruher Instituts für Technologie schloss sich an. Dort lehrte damals der bedeutende Vertreter des Klassizismus Friedrich Weinbrenner, bei dem bereits sein Vater Schüler war.
Nach dem Studium trat er 1825 in den nassauischen Staatsdienst ein, wie Herrmann berichtet.[2] 1825 war er Assistent des Hofbaudirektors Friedrich Ludwig Schrumpf zu Wiesbaden. 1826 wurde er unter Mitwirkung des Bauinspectors Wirth geprüft.[3] Er bestand das Nassauische Staatsexamen als „Kandidat der Baukunde“ und war von 1828 bis 1840 Landbaumeister-Akzessist, als solcher Mitarbeiter von Baudirektor Carl Florian Goetz. Er bildete sich in München fort, denn das Matrikelbuch der Akademie der bildenden Künste weist ihn vom 11. November 1828 bis 23. Juli 1829 nach. Von 1840 bis 1852 war er als Landesbaumeister für den Bezirk Wiesbaden tätig. 1846 wurde er zum Baurat ernannt. 1852 bis 1858 war er als Kreisbaumeister für den Baubezirk Nassau zuständig. 1858–1870 leitete er als Bauinspector den Hochbaubezirk Nassau.[4]
1866 wurde er in preußische Dienste übernommen. Vom 1. Oktober 1870 bis 1873 übernahm er die Verwaltung der Baugeschäfte des Stadtkreises Wiesbaden als Kreisbeamter. 1873 wurde er auf eigenen Wunsch in den Ruhestand versetzt. Eduard Zais reiste als Baurat viel. Er hatte schon in frühen Jahren die Erlaubnis erhalten, zum Studium die Irrenanstalten in Erlangen, Achern, Siegburg und Hall in Tirol zu besuchen. Als Ergebnis dieser Reisen plante und baute er selbst Heil- und Pflegeanstalten im nassauischen Bereich. Hauptsächlich errichtete er aber Kirchen.
Im Jahre 1894 feierte er seinen neunzigsten Geburtstag mit großer Anteilnahme der Wiesbadener.[5]
Seine Bauten
Bild | Gebäude | Ort | Jahr | Lage | Anmerkung |
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Schule | Schwalbach am Taunus | 1833–1835 | das spätklassizistisches Schulgebäude auf der „rothen Wiese“ etwas außerhalb der damaligen Bebauung wurde später Rathaus und wird heute als Jugendzentrum genutzt.[6] | ||
Kirche | Steinfischbach | 1841–1843 | ⊙ | evangelische Kirche in klassizistischem Stil auf der Camberger Straße 15 | |
Kirche St. Peter auf dem Berg | Bleidenstadt | 1849 | ⊙ | Wegen Baufälligkeit wurde in Bleidenstadt das Kirchenschiff der Kirche St. Peter auf dem Berg im Jahre 1849 abgetragen. An den verbleibenden Westturm plante und baute Eduard Zais das neue klassizistisch-romanisierende Langhaus.[7] | |
nassauische Heil- und Pflegeanstalt | Eltville | 1849 | ⊙ | In Eltville konnte am 18. Oktober 1849 die neue herzoglich nassauische Heil- und Pflegeanstalt eingeweiht werden. Bevor Eduard Zais die Pläne dazu erstellte, besichtigte er mit Dr. Lindpaintner, dem Leiter der bisherigen Anstalt, die modernsten Anlagen in Deutschland, England und Frankreich. Heute ist dies ein psychiatrisches Krankenhaus.[8] | |
Rettungshaus für verwahrloste streunende Buben | Obernhof | 1850 | ⊙ | Mit Unterstützung der Gräfin von Giech, einer Tochter des Freiherrn vom und zum Stein, wurde 1850 ein „Rettungshaus“ für obdachlose Knaben im Schlossgut Langenau bei Obernhof geschaffen. Eduard Zais wurde wohl beauftragt, da sein Vater Christian Zais bereits den Neugotischen Turm am Schloss des Freiherrn vom Stein erbaut hatte. 1855 wurde die Knabenanstalt verlegt ins sogenannte Schlösschen nach Scheuern. | |
Johanniskirche (Lahnstein) | Niederlahnstein | ⊙ | 1855 | Die Johanniskirche brannte 1794 aus und blieb über ein halbes Jahrhundert eine Ruine. 1842 stürzte auch der nördliche Chorflankenturm ein. König Friedrich Wilhelm IV. der von seiner Sommerresidenz Burg Stolzenfels aus auf diese Ruine direkt an der Lahnmündung schaute, drängte auf Wiederherstellung der Kirche. Dies scheiterte aber wegen der Kosten an der Gemeinde. 1855 erklärte sich der Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung in Wiesbaden bereit, den Wiederaufbau zu finanzieren. Dieser erfolgte nun von 1856 bis 1866 nach den Plänen von Baurat Eduard Zais und Oberbaurat Richard Götz.[9][10] | |
Evangelische Kirche (St. Goarshausen) | St. Goarshausen | 1860–1866 | ⊙ | 1857 wurde eine evangelische Kirche in St. Goarshausen wegen des Eisenbahnbaus abgerissen. Von 1860 bis 1866 erfolgte der Neubau über den Manfred Köhn umfangreich berichtet.[11] | |
Kohlensäure-Stahlbad | Bad Schwalbach | um 1860 | ⊙ | Um 1860 veränderte er das von Zengerle erbaute Kohlensäure-Stahlbad[12] | |
Rathaus | Bad Ems | 1861 | ⊙ | das Rathaus wurde 1861 durch Eduard Zais erweitert. | |
Johanneskirche (Eltville-Erbach) | Erbach (Rheingau) | 1865 | ⊙ | Am 1. August 1865 wurde die evangelische Kirche in Erbach (Eltville) eingeweiht, gestiftet von Marianne von Oranien-Nassau, geborene Prinzessin der Niederlande und von 1830 bis 1849 Prinzessin von Preußen. Es ist eine vierjochige neugotische Hallenkirche mit eingebautem Turm auf der Eingangsseite und angebautem Chor mit Fünfachtelschluss. Diese evangelische Johanniskirche gilt als Hauptwerk von Eduard Zais | |
Kirche St. Martin | Bad Ems | 1866 | ⊙ | Außerdem wurde 1866 der Grundstein für die Kirche St. Martin gelegt, die dann 1884 vom Bischof Knopp aus Fulda eingeweiht werden konnte.[13] | |
Schule | Kaub | 1866–1868 | ⊙ | 1866–68 wurde auf einem ehemals als Totenhof genutzten Gelände eine Schule als dreiflügeliger Backsteinbau errichtet. Es gab fünf Lehrerwohnungen und sechs Schulsäle. Später wurde ein Teil als Rathaus von Kaub genutzt. | |
Ehemalige Wilhelms Heilanstalt | Wiesbaden | 1868–1871 | Unter der Adresse Schloßplatz 3 entstand in Wiesbaden die Wilhelms Heilanstalt in den Jahren 1868–71 unter Oberbaurat Ph. Hoffmann nach den Plänen des für die öffentlichen Bauten zuständigen Ministeriums in Berlin. Eduard Zais schuf die Kureinrichtungen und führte den Bau zu Ende. | ||
Freiherr-vom-Stein-Denkmal | Nassau (Lahn) | 1872 | In Nassau wurde am 9. Juli 1872 im Beisein von Kaiser Wilhelm I. ein Freiherr-vom-Stein-Denkmal eingeweiht. Die Planung erfolgte durch Eduard Zais. Der Sockel und Baldachin waren aus rotem Sandstein aus Böttingen bei Aschaffenburg gefertigt. Ausgeführt wurde es vom Steinhauer Mai aus Homburg v.d.H. Die Figur formte Johannes Pfuhl aus Carrara-Marmor. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde es 1952 durch ein neues Standbild ersetzt. | ||
Freiherr-von-Schütz-Schule | Bad Camberg | 1874–75 | ⊙ | Die Schule ist die älteste Hörbehinderten-Schule in Deutschland.[14] | |
Opladen | Kirche am Bielert | 1876 | ⊙ | Weit außerhalb des nassauischen Bereichs erbaute er in Opladen die evangelische Kirche am Bielert. 1874 wurde der Grundstein gelegt und 1876 war die Einweihung. | |
Denkmalgeschütztes Gebäude in Hadamar Psychiatrisches Krankenhaus | Hadamar | 1883 | In Hadamar wurde 1883 die „Corrigendenanstalt“ neben dem ehemaligen Franziskanerkloster auf dem Mönchberg errichtet. Zais baute die Anlage deutlich am Vorbild des rund 30 Jahre zuvor von ihm geplanten Pflegeheims, heute Klinik für Psychiatrie auf dem Eichberg in Eltville. | ||
St.-Marien-Kirche | Wiesbaden-Biebrich | 1874 | ⊙ | Auch in Biebrich erfolgte die Grundsteinlegung für die katholische Kirche 1874. Den Plan hatte der Aachener Architekt Hugo Schneider erstellt, die Bauleitung übernahm Baurat Eduard Zais. | |
Ehemaliges Henrietten-Thersienstift | Nassau | In Nassau errichtete Eduard Zais das Henrietten-Theresienstift als zweigeschossigen Putzbau mit Mittelrisalit im Rundbogenstil. Später wurde dies als Krankenhaus genutzt[9] | |||
Pfarrhaus | Dausenau | In Dausenau wurde von ihm an der Straße nach Nassau ein Pfarrhaus errichtet, später als Schule genutzt und heute Gemeindeverwaltung. Es wurde 2011 kernsaniert. |
Weblinks
- Zais, Eduard. Hessische Biografie. (Stand: 2. Oktober 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Eintrag zu Eduard Zais in der Rheinland-Pfälzischen Personendatenbank
Einzelnachweise
- Wolf-Heino Struck Christian Zais an seinen Sohn Wilhelm - der Architekt des Klassizismus zu Wiesbaden in seiner Familie, Nassauische Annalen Bd. 92, 1981
- Albert Herrmann Gräber bekannter und im öffentlichen Leben bekanntgewordener Personen auf den Wiesbadener Friedhöfen
- Hanns Maiwald 1807–1828, Freud und Leid eines nassauischen Baumeisters in Weilburg, Weilburger Blätter Nr. 94, Jan-März 1992
- Personal Nachrichten. Preussen, Deutsche Bauzeitung, Jhg.IV, Nr. 20; 19. Mai 1870.
- Wiesbadener Tagblatt, vom 12. Oktober 1894
- Michael Eibel, Altes Rathaus - Heute Jugendhaus; Schwalbacher Nachrichten vom 6. November 1986
- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Kirche St. Peter auf dem Berg In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
- Markus Benedikt Kretmair, In Fear of the Frail: The Treatment of the Disabled at the Eichberg Asylum for the Mentally III in the Nazi Germany, B.A.Simon Fraser University, 1995, Canada
- Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Rheinland-Pfalz und Saarland
- Dr. Backes, Ganztagesfahrt, verbunden mit der Jahreshauptversammlung nach Lahnstein am 25. April 1971, Nassauische Annalen, Bd. 83, 1972, Seite 323.
- Manfred Köhn, St. Goarshausen und die alte Kirche bis 1860 vom Planen und Bauen, Der Baurat Eduard Zais zu Nassau In: Mitten wir im Leben sind, 125 Jahre „Zais' Kirche der evangelischen Gemeinde St. Goarshausen“
- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Stahlbad Bad Soden In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
- Hans-Jürgen Kotzur, Die katholische Pfarrkirche St. Martin in Bad Ems, Rheinische Kunststätten Heft 251, 1. Auflage, 1981
- Falko Lehmann, Kulturdenkmäler in Hessen Landkreis Limburg-Weilburg, Band 1, Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen