Eduard Preuß
Eduard Preuß voller Name Friedrich Reinhold Eduard Preuß, später oft Edward Preuss (* 10. Juli 1834 in Königsberg,[1] Königreich Preußen; † 17. Juli 1904, in Chicago, USA[2]) war ein lutherischer Theologe, Hochschullehrer, Konvertit zum katholischen Glauben, Journalist und Chefredakteur der größten deutschsprachig-katholischen Tageszeitung Amerikas.
Leben und Wirken
Lutherischer Theologe
Eduard Preuß wurde als Sohn des königlichen Waisenhaus- und Seminardirektors August Eduard Preuß und dessen Gattin Rosalie geb. Stehr, in Königsberg geboren.[3] Der Vater war ein bekannter Pädagoge und Buchautor, letzteres meist unter dem Kürzel „A.E. Preuß“.[4] Der Junge besuchte das örtliche Gymnasium und erwarb 1853 sein Doktorat in Philosophie an der Universität Königsberg. Hier in der Stadt arbeitete er zunächst als Gymnasiallehrer. 1857 promovierte er in Theologie an der Universität Berlin, wo er 1859 auch habilitierte. Neben einer Anstellung als Lehrer an der Dorotheenstädtischen Realschule und am Friedrich-Wilhelms-Gymnasium wirkte Eduard Preuß bis 1868 an der Berliner Universität als Tutor und Privatdozent.[5] Zu seinen Schülern gehörten u. a. Mitglieder des königlichen Hauses, mit den Historikern Theodor Mommsen und Leopold von Ranke verband ihn eine Freundschaft und selbst Otto von Bismarck gehörte zu seinem Bekanntenkreis. Religiös stand er auf dem Boden eines streng konservativen Luthertums.
Am 8. Dezember 1854 verkündete Papst Pius IX. das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis Mariens (Befreiung Mariens von der Erbsünde), wogegen sich im protestantischen Bereich eine starke Gegenbewegung formierte, die diesen Glaubenssatz nachhaltig bestritt. Zu ihr gehörte auch Eduard Preuß. Er verfasste dagegen eine theologische Schrift mit dem Titel „Die Römische Lehre von der unbefleckten Empfängniss: aus den Quellen dargestellt und aus Gottes Wort widerlegt“, welche auch in Fremdsprachen übersetzt wurde.[6] Hierdurch erlangte Preuß eine große Bekanntheit als protestantischer Theologe. In der teils polemischen Schrift griff Preuß nicht nur die katholische Kirche, sondern auch den Rationalismus im protestantischen Lager an, was zu heftigen Kontroversen und Auseinandersetzungen führte, da die Universität Berlin vom liberalen Protestantismus dominiert war.
Im Dezember 1868 gab Eduard Preuß seine Berliner Stellung auf und folgte einem Ruf ans theologisch konservative, lutherische Concordia Seminar, der Missouri-Synode in St. Louis, USA, wo er Exegese, Kirchengeschichte und Hebräisch unterrichtete. Gleichzeitig ließ ihn die Beschäftigung mit der katholischen Glaubenslehre und besonders mit dem Dogma von der „Unbefleckten Empfängnis“ nicht mehr los.
Katholischer Publizist
Nach schweren inneren Kämpfen kam Eduard Preuß zu der Auffassung, dass das von ihm so heftig bekämpfte Dogma theologisch richtig sei und nahm in der Folge den ganzen katholischen Glauben an. Am 1. Dezember 1871 kündigte er seine Lehrstelle am Concordia Seminar und am 8. Dezember, dem Festtag der Unbefleckten Empfängnis, konvertiert er offiziell zur katholischen Kirche. Er veröffentlichte schon bald ein theologisches Werk in dem er sein Buch „Die Römische Lehre von der unbefleckten Empfängniss: aus den Quellen dargestellt und aus dem Wort Gottes widerlegt“ widerrief und das Dogma lehrmäßig begründete. Am 17. Oktober 1872 wurde in St. Louis die deutschsprachige Zeitung „Die Amerika“ gegründet, welche sich zur größten katholischen Tageszeitung der Vereinigten Staaten entwickelte. Von Anfang an fungierte Eduard Preuß, welcher sich immer öfter Edward Preuss nannte, als Chefredakteur. Als Neokatholik anfangs nur intern tätig und bekannt, übernahm er am 17. Januar 1878 auch offiziell die Leitung der Zeitschrift. 1902 musste sich Preuss gesundheitsbedingt aus dem Berufsleben zurückziehen und verstarb 1904 in Chicago. Er gehörte damals zu den bekanntesten Publizisten der USA und man bezeichnete ihn als den „Fürsten unter den deutsch-amerikanischen Journalisten“.[7][8]
Eduard Preuß verheiratete sich in Amerika mit Concordia P. Schuricht, aus einer angesehenen lutheranischen Familie,[9] welche 1839 zusammen mit Pastor Martin Stephan, dem Gründer der Missouri-Synode, aus Sachsen eingewandert war.[10]
Ihr Sohn Arthur Preuss (1871–1934) trat in die Fußstapfen des Vaters und wurde ebenfalls ein bekannter amerikanischer Journalist und katholischer Laientheologe.[11][12]
Literatur
- Ludwig Kleiber: „Geschichte der Dorotheenstädtischen Realschule während der ersten 25 Jahre ihres Bestehens“, Seite 68, Berlin, 1861; Scan aus der Quelle
- David August Rosenthal: „Konvertitenbilder aus den neunzehnten Jahrhundert“, Band 1, Teil 3, Seite 666–668; Ausschnitt aus der Quelle
- Josef Hättenschwiller S.J.: „Die unbefleckte Empfängnis: 32 Lesungen für den Maimonat“, 1916, Seite 164
- Josef Hanß: „Maria die schöne und hilfreiche Mutter: Wahre Begebenheiten aus neuer und neuster Zeit über die Marienverehrung“, Steffen Verlag, Limburg an der Lahn, 1935, Seite 15
- Thomas Adam: „Germany and the Americas: Culture, Politics, and History“, 2005, Seiten 904 und 905, ISBN 1-85109-628-0 Scan aus der Quelle
- Rory T. Conley: „Arthur Preuss, journalist and voice of German and conservative Catholics in America, 1871–1934“, 1998, ISBN 0-8204-4002-7; Beschreibung der Quelle in „google books“
Einzelnachweise
- „The Messenger“, Band 42, 1904, Seite 280; Quelle zum Geburtsdatum und -ort
- „Literarischer Handweiser für das katholische Deutschland“, Band 43, 1905; Quelle zum Todesdatum und -ort
- Historische Kommission für Ost- und Westpreussische Landesforschung: „Altpreussische Biographie“, Band 2, Seite 520, 1967; Ausschnitt aus der Quelle, zum Namen der Mutter
- Liste über Publikationen von A.E. Preuß
- Johann Heinrich Kurtz: Lehrbuch der Kirchengeschichte für Studierende, Band 2, Seite 21 Ausschnitt aus der Quelle
- Digitalscan des kompletten Buches gegen das Dogma der Unbefleckten Empfängnis
- „The Catholic Encyclopedia“, Band 6, 1913, Seite 483; Ausschnitt aus der Quelle
- „U.S. Catholic historian“, Band 12, Seite 50, 1994 Ausschnitt aus der Quelle, zum Zitat
- Rory T. Conley: „Arthur Preuss, journalist and voice of German and conservative Catholics in America, 1871–1934“, 1998, ISBN 0820440027, Seite 11; Ausschnitt aus der Quelle, zum Namen der Ehefrau
- Concordia Historical Institute quarterly, Bände 75–76, 2002, Seite 153; 1. Teil des Scans aus der Quelle; 2. Teil des Scans aus der Quelle
- Rory T. Conley: Arthur Preuss, „German-Catholic Exile in Amerika“, in „U.S. Catholic Historian“, 1994 Scan aus der Quelle
- „New Catholic encyclopedia“, Band 11, 1967, Seite 764; Scan aus der Quelle