Edgar Schultze
Edgar Schultze (* 1. November 1905 in Hamburg[1]; † 6. Mai 1986 in Aachen) war ein deutscher Bauingenieur für Grundbau und Bodenmechanik sowie Professor an der RWTH Aachen.
Leben
Der Sohn des Pastors Edgar Schultze aus Hamburg studierte an den Hochschulen in München, Wien und zuletzt in Berlin, wo er 1929 das Diplomexamen ablegte. Nach einer Tätigkeit als Regierungsbauführer in Hamburg, Frankfurt und Berlin promovierte er 1934 an der TU Berlin bei Arnold Agatz mit der Dissertation: Die nichtperiodischen Einflüsse auf die Gezeiten der Elbe bei Hamburg: Eine Anwendung der Korrelationsrechnung auf die Bestimmung der Hoch- und Niedrigwasserstände eines Tideflusses. Nach seiner Habilitation im Jahr 1936 wurde er zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter und 1943 außerplanmäßigen Professor.
Als ordentlicher Professor baute er ab 1949 die Bodenmechanik-Forschung an der RWTH Aachen auf[A 1] und wurde zum Direktor des Instituts für Verkehrswasserbau, Grundbau und Bodenmechanik (VGB) ernannt.
Schultze beschäftigte sich zum Beispiel mit dem bodenmechanischen Verhalten von Sanden und Schluffen, Setzungsbeobachtungen und zulässigen Setzungen für Bauwerke (Bauingenieur 1957), Flachgründungen, Erddruck[2], Grundbruch, Böschungsstabilität (womit er sich unter anderem im Rahmen des Braunkohletagebaus beschäftigt hatte), Spundwänden und verfasste mit Heinz Muhs eine Monographie über Baugrunduntersuchungsmethoden. Außerdem befasste er sich mit Gründungsschäden historischer Gebäude – er war lange Zeit Gutachter für den Schiefen Turm von Pisa. Ab den 1970er-Jahren befasste er sich auch mit Statistik im Grundbau.
Schultze war 1936 Mitarbeiter an dem Buch von Arnold Agatz Der Kampf des Ingenieurs gegen Erde und Wasser im Grundbau. 1977 verlieh ihm die TU Hannover die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Bauwesen. Im Jahr 1968 gehörte er zusammen mit vielen anderen Professoren der RWTH Aachen zu den Unterzeichnern des „Marburger Manifestes“,[3] das eine akademische Front gegen die aufkommende Mitbestimmung an den Hochschulen bildete.[4]
Sein Nachfolger an der RWTH Aachen war ab 1974 Walter Wittke.
Schriften
- Zusammen mit Heinz Muhs: Bodenuntersuchungen für Ingenieurbauten, Springer, 1950, 1967
- Erdstatische Berechnungen, Mitteilungen des Instituts für Verkehrswasserbau, Grundbau und Bodenmechanik der Technischen Hochschule Aachen, Band 40, 1967
- Abriß der Erdstatik, Mitt. VGB 1973
- Bodenmechanische Probleme von Sand, Mitteilungen VGB, Band 50, 1970
- Standsicherheit von Böschungen, Grundbau-Taschenbuch 1982
- Standsicherheit von Grundbauwerke und Druckverteilung und Setzungen, Grundbau-Taschenbuch 1966
- Schiefe Türme, Baugrundtagung Hamburg 1968, S. 1 (und Die Standsicherheit schiefer Türme, Mitt. VGB, Nr. 47, 1969)
- Erhaltung und Sanierung von Baudenkmälern: Baugrund und Gründungen, Mitt. VGB, Nr. 53, 1971
Literatur
- Verkehrswasserbau, Grundbau und Bodenmechanik. Beiträge aus Theorie u. Praxis. Herausgegeben aus Anlass des 65. Geburtstages von Edgar Schultze, VGB, Aachen 1970
Weblinks
- Bernd Biedermann: Edgar Schultze zum Gedenken, Nachruf in der Zeitschrift Schweizer Ingenieur und Architekt, Band 104 (1986), Heft 27–28
- Literatur von und über Edgar Schultze im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Who's who in Germany, Intercontinental Book and Publishing Company, 1974
- Achim Hettler; Karl-Eugen Kurrer: Earth Pressure, Berlin: Ernst & Sohn 2020, S. 112f., ISBN 978-3-433-03223-7.
- Wortlaut und Unterschriftenliste des Manifestes gegen die Politisierung der Hochschulen (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jahrgang 1968; Heft 8
- Marburger Manifest, in: Der Spiegel vom 22. Juli 1968
- Sein Vorgänger Hermann Proetel (Amtszeit 1922 bis 1949) beschäftigte sich hauptsächlich mit Wasserbau.