Echte Ottern
Die Echten Ottern (Vipera) bilden eine Gattung in der Unterfamilie Echte Vipern (Viperinae) der Familie der Vipern (Viperidae). Sie sind mit ca. 20 Arten vor allem in Europa, Nordafrika und dem mittleren Osten verbreitet, wobei die Taxonomie derzeit sehr stark diskutiert wird. Alle Vipera-Arten sind Bodenschlangen, nur einige erklettern niedriges Buschwerk. Die nördlichste Art ist die Kreuzotter (Vipera berus), deren Verbreitungsgebiet in Skandinavien bis über den Nördlichen Polarkreis reicht. Alle Arten dieses Taxons sind giftig.
Echte Ottern | ||||||||||||
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Kreuzotter (Vipera berus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Vipera | ||||||||||||
Laurenti, 1768 |
Merkmale
Die Echten Ottern umfassen Schlangenarten mit Körperlängen von etwa 35 Zentimeter wie der Atlas-Zwergotter (Vipera monticola) bis hin zu etwa 1,5 Metern wie bei der Kleinasiatischen Bergotter (Vipera xanthina). Der Körper ist meist gedrungen und besitzt einen deutlich vom Körper abgesetzten, dreieckigen Kopf. Die Kopfoberseite ist bei allen Arten von kleinen Schuppen besetzt. Die Färbungen entsprechen im Regelfall dem Untergrund, auf dem die Tiere leben, und reichen von Grau über Rotbraun und verschiedene Brauntöne bis hin zu Schwarz; grüne und „bunt“ gefärbte Arten gibt es dagegen nicht. Die Zeichnung besteht häufig aus dorsalen Fleckenmustern, die in Zickzackstreifen übergehen können; einige Arten oder Unterarten sind jedoch auch vollständig schwarz oder braun beziehungsweise rotbraun gefärbt. Eine Kopfzeichnung kann ebenfalls vorhanden sein, typische Muster sind hier Augenbinden oder V-förmige Flecken auf dem Hinterkopf.
Echte Ottern sind wie alle Vipern Giftschlangen. Sie verfügen über einen entsprechenden Giftapparat mit großen Giftdrüsen hinter den Augen, die über einen Giftkanal mit den meistens großen Giftzähnen im vorderen Oberkiefer verbunden sind.
Lebensweise
Alle Arten der Echten Ottern sind an das Leben am Boden angepasst. Sie sind auf allen Formen des Untergrunds zu finden und meistens farblich an diesen angepasst. Die meisten Arten leben in Wald-, Wiesen-, Heide- und Steppengebieten.
Vor allem die europäischen Arten der gemäßigten bis gemäßigt-warmen Zone sind fast ausschließlich tagsüber anzutreffen, während Arten in wärmeren Gebieten häufiger in der Dämmerung oder nachts aktiv sind. Durch die klimatischen Verhältnisse kommt es zudem bei mittel- bis nordeuropäischen Arten zu Ruhephasen während des Winters, wohingegen eine solche bei Arten aus Afrika und dem südlichen Asien nicht stattfindet. Die Aktivitätsphasen, auch bei vielen europäischen Arten, können allerdings zwischen verschiedenen Populationen je nach Lebensraumtyp variieren.
Die meisten Vipern ernähren sich von Kleinsäugern, denen sie aktiv nachstellen und die sie mit einem Biss töten. Alle Arten der Echten Ottern sind lebendgebärend.
Verbreitung und Lebensraum
Die Vertreter der Echten Ottern sind in Europa, Teilen Nordafrikas und dem mittleren Osten verbreitet. Die nördlichste Art ist die Kreuzotter (Vipera berus), deren Verbreitungsgebiet in Skandinavien bis über den Nördlichen Polarkreis reicht. Unter ihnen gibt es einige Arten mit einem sehr großen Verbreitungsgebiet, darunter vor allem die Kreuzotter. Andere Arten sind nur auf begrenzte Gebiete wie Gebirgszüge konzentriert, wie etwa die Taurische Bergotter (Vipera bulgardaghica) oder die Atlas-Zwergotter. Von Barans Viper (Vipera barani) ist sogar nur ein einziges Belegexemplar von der türkischen Schwarzmeerküste bekannt.
Systematik
In der nahen Vergangenheit wurden innerhalb dieser Gattung mehrere Revisionen vorgenommen, aus denen neue Gattungen wie die Großvipern (Macrovipera), die Bergottern (Montivipera) und die Orientalischen Ottern (Daboia) hervorgingen, eine Reihe weiterer Revisionen wurden vorgeschlagen.[1][2][3]
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Bei den aktuell in die Gattung Vipera eingeordneten Arten handelt es sich um[4]:
- Vipera altaica
- Europäische Hornotter (V. ammodytes)
- Anatolische Wiesenotter (V. anatolica)
- Aspisviper (V. aspis)
- Barans Viper (V. barani)
- Kreuzotter (V. berus)
- Darevskis Kreuzotter (V. darevskii)
- Westliche Kaukasusotter (V. dinniki)
- Armenische Wiesenotter (V. eriwanensis)
- Griechische Wiesenotter (Vipera graeca)[5][6]
- Kaukasusotter (V. kaznakovi)
- Stülpnasenotter (V. latastei)
- Lotievs Viper (V. lotievi)
- Atlas-Zwergotter (V. monticola)
- Waldsteppenotter (V. nikolski)
- Vipera orlovi
- Steppenotter (Vipera renardi)
- Nordiberische Kreuzotter (V. seoanei)
- Vipera transcaucasiana
- Wiesenotter (V. ursinii)
- Vipera walser[7]
Fossil ist Vipera antiqua aus dem frühen Miozän bekannt.
Schlangengift
Die meisten Viperngifte sind vor allem hämotoxisch und zerstören also in erster Linie Zellen des Blutes und die sie umgebenden Gewebe durch verschiedene Proteasen. Hämotoxine führen zu umfassenden Gewebezerstörungen, inneren Blutungen und Schwellungen sowie Nekrosen und sind sehr schmerzhaft. Zu den wirksamsten Bestandteilen des Giftes gehören zudem Proteine, die die Blutgerinnung unterdrücken und damit gemeinsam mit den gewebezerstörenden Anteilen innere Blutungen verursachen. Blutungen treten dabei unter der Haut, in Nasen- und Mundhöhle und vor allem auch in Darm und Gehirn der Beutetiere auf. Neben diesen gibt es bei einigen Arten zudem neurotoxische Bestandteile, die auf das Nervensystem des Opfers wirken und Lähmungen hervorrufen.
Einzelnachweise
Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil den unter Literatur angegebenen Quellen, darüber hinaus werden folgende Quellen zitiert:
- H.-W. Herrmann, U. Joger, G. Nilson: Phylogeny and systematics of viperine snakes. III: resurrection of the genus Macrovipera (Reuss, 1927) as suggested by biochemical evidence. In: Amphibia-Reptilia. Band 13, 1992, S. 375–392.
- P. Lenk, S. Kalayabina, M. Wink, U. Joger: Evolutionary relationships among the true vipers (Reptilia: Viperidae) inferred from mitochondrial DNA sequences. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 19, 2001, S. 94–104. (PDF 139 kB)
- Thomas Garrigues, Catherine Dauga, Elisabeth Ferquel, Valérie Choumet, Anna-Bella Failloux: Molecular phylogeny of Vipera Laurenti, 1768 and the related genera Macrovipera (Reuss, 1927) and Daboia (Gray, 1842), with comments about neurotoxic Vipera aspis aspis populations. In: Molecular Phylogenetics and Evolution, 35 (1), 2005, S. 35–47.
- Vipera In: The Reptile Database
- Mizsei, Edvárd, Jablonski, Daniel, Roussos, Stephanos A., Dimaki, Maria, Ioannidis, Yannis, Nilson, Göran & Nagy, Zoltán T., 2017, Nuclear markers support the mitochondrial phylogeny of Vipera ursinii – renardi complex (Squamata: Viperidae) and species status for the Greek meadow viper, Zootaxa 4227 (1), DOI: 10.11646/zootaxa.4227.1.4 pp. 75-88
- Nilson, G. & Andrén, C. (1988) A new subspecies of the subalpine meadow viper, Vipera ursinii (Bonaparte) (Reptilia, Viperidae), from Greece. Zoologica Scripta, 17 (3), 311–314. doi:10.1111/j.1463-6409.1988.tb00106.x
- Samuele Ghielmi, Michele Menegon, Stuart J. Marsden, Lorenzo Laddaga and Sylvain Ursenbacher. 2016. A New Vertebrate for Europe: The Discovery of A Range-restricted Relict Viper in the western Italian Alps. Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research. 54(3); 161–173. DOI: 10.1111/jzs.12138
Literatur
- David Mallow, David Ludwig, Göran Nilson: True Vipers. Natural History and Toxicology of Old World Vipers. Krieger Publishing Company Malabar, Florida, 2003, ISBN 0-89464-877-2.
- Ulrich Gruber: Die Schlangen Europas und rund ums Mittelmeer. Franckh’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1989, ISBN 3-440-05753-4.
- Ulrich Joger, Nikolai Stümpel: Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas; Band 3/IIB, Schlangen (Serpentes) III Viperidae. Aula-Verlag, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-89104-617-0.