Eberhard von Attendorn

Eberhard I. Attendorn, a​uch Everhardus d​e Atendorn, Evert v​on Attenderen o​der Athendorn (* Lübeck; † 21. März 1399[1] ebenda) w​ar ein deutscher Bischof v​on Lübeck.

1301: Ratsherr Vollmer Attendorn stiftete ein Armenhaus in der Glockengießerstr. 4

Familie

Attendorns Familie, d​as Geschlecht d​erer von Attendorn, stammte a​us Westfalen u​nd war i​n der Mitte d​es 13. Jahrhunderts n​ach Lübeck eingewandert.[2] Bereits 1286 u​nd 1289 verzeichnen Archivalien d​en Ratmann Volmar I. Attendorn,[3] d​er 1286, s​owie 1289 Kämmerer u​nd 1291 Ratsherr u​nd Schulrektor gewesen war. Jener Volmar I. könnte e​s auch gewesen sein, d​er 1301 i​n der Glockengießerstraße e​in Armenhaus errichten ließ. Sein Sohn Volmar II.[4] i​st ebenfalls Ratsherr gewesen. Er h​atte eine Tochter Adelheid, d​ie als Witwe v​on Ertmar Crispin d​en Heinrich v​on Wahrendorp heiratete.[5] Dessen Vetter Konrad Attendorn († 1339), d​er Sohn d​es Eberhard Attendorn, w​ar 1306 Ratsmitglied u​nd 1324–1339 Bürgermeister v​on Lübeck. Dieser Konrad stiftete e​ine Kapelle i​n der St. Johanniskirche.

Dessen Sohn Gottschalk errichtete i​n der erwähnten Kapelle p​er Testament v​om 16. Januar 1349 e​ine Vikarie, d​ie 1352 bestätigt wurde,[6] u​nd zudem e​ine Vikarie a​n der St. Katharinenkirche. Seine Mutter hieß Gertrud (Druda) u​nd Brüder w​aren der Ratsherr Eberhard, d​er 1349 a​uf einer Pilgerfahrt n​ach Jerusalem verstarb[7] u​nd eine Tochter Hedwig, d​ie Simon Swering heiratete,[8] Gottschalk, Bruwinus (auch Vrowin; † 1348) u​nd die Äbtissin d​es Johannisklosters Gertrud v​on Attendorn. Von Gerhard s​ind die Söhne Gerhard (1359 Prokonsul, 1367 Bürgermeister † 1396), Gottschalk (1377 Ratsherr; † 1388) u​nd die Tochter Gertrud (verh. m​it Johannes Wesler[9]) bekannt. Ein weiterer Volmar III. Attendorn w​urde 1334 a​uf seinem Feld erschlagen.[10] Zudem tauchen a​uch zahlreiche Geistliche d​er Familie Attendorn auf. Nach Scholtz s​oll sein Vater Ratsherr gewesen sein,[11] n​ach Melle d​er Sohn d​es Eberhard Attendorn.[12] Jedoch k​ann man d​iese Aussagen a​uch in Zweifel ziehen, d​a Attendorn a​ls Vormund e​iner 1331 erworbenen Besitzung d​es Volmar Attendorn siegelt.[13]

Leben

Eberhard w​ar von seiner Familie z​um geistlichen Stand bestimmt, h​atte als Lübecker Kanoniker 1365 e​in Studium a​n der Universität Bologna begonnen u​nd wird i​n Bologna 1371 a​ls Prokurator erwähnt.[14] Am 12. November 1372 erhält Attendorn e​ine Zusage d​es Papstes Gregor XI. z​ur Anwartschaft a​uf die Domherrenstelle d​er Schweriner Kirche,[15] u​nd erhält d​iese 1377. Zu letztgenanntem Zeitpunkt i​st er Lizentiat d​es kanonischen Rechts u​nd zudem Propst v​on Eutin.[16] Er w​urde nach d​em 3. August 1387 a​ls Dekan d​es Stifts Lübeck einstimmig z​um Bischof gewählt u​nd am 10. Dezember 1387 v​om Papst bestätigt.[17]

Als Bischof v​on Lübeck begegnet e​r vorrangig a​ls Unterzeichner v​on Urkunden. 1394 genehmigt d​er Bischof, Eberhard v​on Attendorn, d​ie Bruderschaft d​er sämtlichen Vikare d​er ganzen Stadt Lübeck u​nd errichtet s​ie förmlich.[18] Er g​ab am 9. Dezember 1397 s​eine Zustimmung z​ur Errichtung d​es Kartäuserklosters Ahrensbök.[19] Er errichtete m​it viel Aufwand e​ine Kapelle i​n Eutin u​nd eine i​n Lübeck.[20] Abweichend v​om Familienwappen siegelte e​r mit e​inem Wappen, d​as den heiligen Michael m​it dem Wappenschild d​er Attendorn zeigt.[21] Nach seinem Tode w​urde er i​m Chor d​es Lübecker Doms begraben.

Literatur

  • Friedrich Wilhelm Ebeling: Die deutschen Bischöfe bis zum Ende des sechzehnten Jahrhunderts – Biographisch, literarisch, historisch und kirchenstatistisch dargestellt. 1. Band, Leipzig 1858, S. 562–589.
  • Ernst Friedrich Mooyer: Verzeichnisse der deutschen Bischöfe seit dem Jahre 800 nach Chr. Geb. Minden 1854, S. 56–57.
  • Hermann Grote: Stammtafeln, Leipzig 1877
  • Margit Kaluza-Baumruker: Das Schweriner Domkapitel. Köln, Wien 1987 ISBN 3-41205787-8 S. 184–185.

Einzelnachweise

  1. Nach übereinstimmender Angabe des Liber memoriarum. (UrkBuch Bistum Lübeck I. S. 137, Anm. 8) und Fortsetzung Detmarchronik (Lüb. Chron. 2, 110.)
  2. Georg von Detten: Die Hansa der Westfalen: Ein Bild der Gewerbe- und Handelsthätigkeit unserer Landsleute im Mittelalter. Verlag Aschendorff, 1897, S. 122.
  3. † 1306, vgl. Johann Gerhard Krüger: Die beglückte und geschmückte Stadt Lübeck: D.i. Kurtze Beschreibung der Stadt Lübeck. Krüger, 1697, S. 54.
  4. † 1343, vgl. Johann Gerhard Krüger: Die beglückte und geschmückte Stadt Lübeck: D.i. Kurtze Beschreibung der Stadt Lübeck. Krüger, 1697.
  5. Mecklenburgisches Urkundenbuch
  6. Antje Grewolls: Die Kapellen der norddeutschen Kirchen im Mittelalter: Architektur und Funktion. Verlag Ludwig, Kiel 1999, ISBN 978-3-9805480-3-8, S. 216.
  7. Reinhold Röhricht: Deutsche Pilgerreisen nach dem Heiligen Lande. Wagner'sche Universitäts-Buchhandlung, 1900.
  8. Klaus Friedland: Visby-Colloquium des Hansischen Geschichtsvereins 15.-18. Juni 1984: Referate und Diskussionen. Böhlau, 1987, ISBN 978-3-412-07285-8, S. 26.
  9. Ulrich Simon: Das Lübecker Niederstadtbuch (1363-1399). Böhlau, 2006, Bd. 2, S. 13.
  10. Siegel des Mittelalters aus den Archiven der Stadt Lübeck. Band 10, S. 16.
  11. Peter Christian Heinrich Scholtz: Entwurf einer Kirchengeschichte des Herzogthums Holstein. S. 172. (online)
  12. Jacob von Melle: Gründliche Nachricht von der Kaiserl. freyen und des H. R. Reichs Stadt Lübeck. (online)
  13. Mecklenburgisches Urkundenbuch. Nr. 5221.
  14. Gustav C. Knod: Deutsche Studenten in Bologna (1289-1562): Biographischer Index zu den Acta nationis germanicae Universitatis Bononiensis.
  15. die Major Prähabenden der Schweriner Kirche vgl. Mecklenburgisches Urkundenbuch. Band 18, S. 210 Urk. Nr. 10368/10369.
  16. Er erhielt das Kanonikat mit Major Prähabende an der Schweriner Kirche an Stelle des verstorbenen Marquard von Bocholt, unter Beibehaltung seiner bisherigen Pfründe. Vgl.: Mecklenburgisches Urkundenbuch. 786–1900, Band 19, S. 222.
  17. Albert Hauck, Heinrich Boehmer: Kirchengeschichte Deutschlands: Teil: Das spätere Mittelalter. 1. Hälfte. Buch 9.: Die Kirche Deutschlands während des beginnenden Sinkens der päpstlichen Macht, 1250-1374. J.C. Hinrichs, 1920, S. 1173.
  18. Wolfgang Prange: Vikarien und Vikare in Lübeck bis zur Reformation. 2003, S. 47.
  19. Jürgen Wätjer: Die Geschichte des Kartäuserklosters "Templum Beatae Mariae" zu Ahrensbök (1397-1564). Verlag Institut für Anglistik und Amerikanistik, Universität Salzburg, 1988
  20. Friedrich Wilhelm Ebeling: Die deutschen Bischöfe bis zum Ende des sechszehnten Jahrhunderts. S. 580. (online)
  21. Berliner Museen: Berichte aus den Staatlichen Museen. Band 16–23. Gemeinschaftsverlag Grotelsche Verlagsbuchhandlung [und] Gebr. Mann., 1966, S. 52.
VorgängerAmtNachfolger
Johannes von KlenedenstBischof von Lübeck
1387–1399
Johannes Hundesbeke
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