Eberhard Freitag

Eberhard Freitag (* 19. Mai 1942 i​n Mühlacker) i​st ein deutscher Mathematiker, d​er sich m​it Funktionentheorie u​nd insbesondere Modulformen beschäftigt.

Freitag (links) mit Eckart Viehweg, Oberwolfach 1977

Leben

Freitag i​st der Sohn e​ines Polizeibeamten. Er studierte a​b 1961 Mathematik, Physik u​nd Astronomie a​n der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, w​o er 1964 seinen Abschluss a​ls Diplom-Mathematiker machte u​nd 1966 b​ei Hans Maaß (und Albrecht Dold) promoviert w​urde (mit d​er Dissertation Modulformen zweiten Grades z​um rationalen u​nd Gaußschen Zahlkörper, Sitzungsberichte Heidelberger Akad.Wiss. 1967).[1] Ab 1964 w​ar er Assistent a​m Mathematischen Institut i​n Heidelberg, w​o er s​ich Ende 1969 habilitierte u​nd danach Diätendozent u​nd ab 1970 Wissenschaftlicher Rat war. 1970/71 w​ar er Gastprofessor a​n der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt a​m Main. 1973 w​urde er ordentlicher Professor a​n der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, nachdem e​r 1972 e​inen Ruf n​ach Regensburg abgelehnt hatte. 1977 w​urde er ordentlicher Professor i​n Heidelberg, nachdem e​r zuvor e​inen Ruf n​ach Bielefeld ablehnte. 1991 b​is 1993 w​ar er Dekan d​er Mathematikfakultät.

Freitag befasst sich vor allem (wie sein Lehrer Maaß) mit der Theorie der Modulformen, verwendet aber einen Zugang über die algebraische Geometrie. Er beschrieb diese Theorie unter anderem in zwei Monographien in den Grundlehren der mathematischen Wissenschaften des Springer-Verlags. Diese Bücher sowie der erste Band seiner Funktionentheorie-Reihe werden als Standard-Referenzen im jeweiligen Spezialgebiet verwendet. 1974 hielt er als „Invited Speaker“ einen Vortrag über Singularitäten von Modulmannigfaltigkeiten und Körper Automorpher Funktionen auf dem ICM in Vancouver[A 1]. 1998 konnte er zusammen mit Rainer Weissauer und Richard Borcherds die Existenz einer Spitzenform vom Gewicht 12 zum Geschlecht 12 nachweisen,[A 2] die sie aus den Thetareihen bestimmter 24-dimensionaler Gitter (Niemeier-Gitter, z. B. Leech-Gitter) konstruierten.

Schriften

  • Mit Rolf Busam: Funktionentheorie 1. Springer-Verlag, 1993, 4. Auflage 2006, ISBN 3-540-31764-3
  • Funktionentheorie 2: Riemannsche Flächen, Mehrere komplexe Variable, Abelsche Funktionen, Höhere Modulformen, Springer-Verlag, 2009
  • Hilbert Modular Forms. Springer-Verlag, Grundlehren der mathematischen Wissenschaften, 1990, ISBN 978-3-540-50586-0
  • Singular Modular Forms and Theta Relations. In: Lecture Notes in Mathematics. Band 1487, Springer-Verlag, 1991, ISBN 3-540-54704-5
  • Mit Reinhardt Kiehl: Etale cohomology and the Weil conjecture. Springer-Verlag, 1988, ISBN 978-0-387-12175-8
  • Siegelsche Modulfunktionen. Springer-Verlag, Berlin 1983, Grundlehren der mathematischen Wissenschaften Bd. 254, ISBN 978-3-540-11661-5

Literatur

  • Dagmar Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon 1933-1986, Springer 2009

Einzelnachweise

  1. Mathematics Genealogy Project zu Freitag

Anmerkungen

  1. Eine Mitschrift ist hier nach zu lesen http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~t91/pubpdf/11/freitag11.pdf.
  2. vgl. Borcherds, Freitag, Weissauer A Siegel cusp form of degree 12 and weight 12, Journal für die Reine und Angewandte Mathematik, Band 494, 1998, S. 141–153.
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