Ebbe Weiss-Weingart
Ebbe Weiss-Weingart (* 20. Februar 1923 in Nürnberg; † 13. November 2019[1]) war eine deutsche Goldschmiedin und Schmuckdesignerin.
Leben und Werk
Weiss-Weingart wurde 1923 in Nürnberg als die jüngere von zwei Töchtern des Ehepaares Karl Erhard (1877–1950) und Anne Betty Weiss (1892–1970) geboren. Ihr Vater war Direktor bei dem Unternehmen I.G. Farben und ein leidenschaftlicher Kunstsammler, so kam die junge Ebbe früh in den Kontakt mit bildender und dekorativer Kunst und entschied sich für eine künstlerische Laufbahn. Nach dem Studium an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg (1939–1943) besuchte sie die Meisterschule für Goldschmiede in München (1943–1945) und absolvierte 1948 die Meisterprüfung.[2] Nach Kriegsende ließ sie sich am Bodensee nieder und eröffnet ihr eigenes Atelier. Seit 1954 lebte sie in Salem und arbeitete dort bis 2015 in ihrer Werkstatt.
Gold war in den 1950er Jahren Mangelware, daher arbeitete sie zunächst mit Messing, Holz, farbigen Glasflüssen und Emailletechniken. Bereits in diesen Jahren war sie auf der La Triennale di Milano 1951 in Mailand vertreten und wurde für drei Arbeiten mit der Silbermedaille ausgezeichnet.
- Relief, Bronze vergoldet, 1958
- Armreif
- Frosch, Frosch mit Goldschaukel, Kleiner Frosch, 2010–2014
- Zwei gefasste griechische Münzen
- Zwei Goldbroschen
Ab 1956 konzentrierte sie sich auf Broschen, Hals-, Ohr- und Armschmuck aus Gold, deren unkonventionellen Gestaltungen sich zumeist als Schraffuren, Furchen, Faltungen, Ätzungen oder Aufbrechungen darstellen. Die Oberflächen wirken oft faltig oder borkig. Neben Gieß- und Meißeltechniken erzielte sie diese neuartigen Wirkungen auch durch Aufschweißen feinster Goldspäne. Bahnbrechend wirkten die Experimente und waren beispiellos in der vorherrschenden konstruktiven Auffassung der Goldschmiedekunst. „Dem amorphen Metall gab sie etwas Lebendiges, indem das kostbare Gold die Anmutung von geknülltem Papier, von etwas organisch Gewachsenem annahm.“[3]
Mit der Erprobung unterschiedlichster Arbeitstechniken unter Nutzung von Kunststoff, Straußenei, Lapislazuli, Korallen, Edelsteinen, Keshi- und Biwaperlen als Farbakzente, zeigte sie richtungsweisend Wege für die moderne Schmuckentwicklung. Neben Masken und figürlichen Motiven, insbesondere Menschen- und Tierdarstellungen, schuf sie ebenso Stücke mit ironisch-skurrilem Unterton. Seit den 1990er Jahren setzte sie chinesischen Jade in ihren Schmuck mit ein.[4]
„In allen meinen Arbeiten lebt ein Stück meiner Seele, es sind Selbstmitteilungen, die als Träume aus meinem Innern fließen“
Ebbe Weiss-Weingart überließ der Stadt Hanau für das Deutsche Goldschmiedehaus 250 Schmuckstücke aus den Jahren 1947 bis 1998 als Beitrag für die 1960 begonnene Sammlung, die heute mit weit über 900 Schmuckstücken und Tafelgerät einen repräsentativem Überblick zur nationalen und internationalen Goldschmiedekunst nach 1945 gibt.[6] Die Goldschmiedin Ebbe Weiss-Weingart war an vielen Ausstellungen in bekannten in- und ausländischen Museen vertreten, u. a. in Helsinki, Paris, Tokyo und den USA.[7]
Ehrungen und Auszeichnungen
- 1951 – Silbermedaille der La Triennale di Milano in Mailand
- 1960 – Staatspreis Gestaltung Kunst Handwerk des Landes Baden-Württemberg
- 1963 – Hessischer Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk
- 1967 – Staatspreis Gestaltung Kunst Handwerk des Landes Baden-Württemberg
- 1978 – Goldener Ehrenring der Gesellschaft für Goldschmiedekunst
- Staatspreis des Landes Bayern
Veröffentlichungen
- Christianne Weber-Stöber, Sabine Runde, Peter Schmitt, Christoph Engel: Ebbe Weiss-Weingart 70 Jahre Schmuck. Arnoldsche, 2017, ISBN 978-3-89790-509-2.
- Christianne Weber-Stöber: Silbertriennale International: 18. weltweiter Wettbewerb. Verlag Arnoldsche, ISBN 978-3-89790-474-3.
- Magistrat der Stadt Hanau: Ebbe Weiss-Weingart 1947–1998. Sammlung Deutsches Goldschmiedehaus. 2006, ISBN 3-926011-45-9.
- Andrea Richter-Mahlo, Ingo Nentwig: Fisch frißt Plankton, Schmuck von Ebbe Weiss-Weingart. 1993–1998. Begleitbuch zur Ausstellung Fisch Frißt Plankton vom 5. Dezember 1998 bis 28. März 1999 im Grassimuseum Leipzig. Museum für Kunsthandwerk, 1998, ISBN 3-932900-07-3.
- Schmuckmuseum Pforzheim: Ebbe Weiss-Weingart, Schmuck und Objekte 1946–1993. Begleitbuch zur Ausstellung. Pforzheim 1993.
- Peter Schmitt: Ebbe Weiss-Weingart. Schmuck 1946–1983. Ausstellungskatalog. Karlsruhe: Badisches Landesmuseum, Frankfurt am Main: Museum für Kunsthandwerk 1983, ISBN 3-923132-01-8.
- Landesgewerbeamt Baden-Württemberg (Hrsg.): Ebbe Weiss - Weingart. Goldschmiede Salem. 24. Jahrgang, Heft 2/1962. Karlsruhe: Braun 1962.
Einzelnachweise
- Traueranzeige Ebbe Weiss-Weingart, FAZ vom 24. November 2019
- Ebbe Weiss-Weingart - Werdegang, Preise und Auszeichnungen, aufgerufen am 30. März 2018
- Ebbe Weiss-Weingart. Schmuckträume, aufgerufen am 30. März 2018
- Gesellschaft für Goldschmiedekunst: Ebbe Weiss-Weingart – 70 Jahre Schmuck. Abgerufen am 30. März 2018.
- Ebbe Weiss-Weingart. Schmuckträume, aufgerufen am 30. März 2018
- Gesellschaft für Goldschmiedekunst: Deutsches Goldschmiedehaus Hanau – Sammlungen. Abgerufen am 30. März 2018.
- Highlights aus der Sammlung Ebbe Weiss-Weingart, aufgerufen am 30. März 2018