EDU (Hochschule)
EDU ist eine private Hochschule, die 2018 in Kalkara (Malta) gegründet wurde und ein Onlinestudium für internationale Studenten im Fach Medizin anbietet. Das Studium führt zu den Abschlüssen Bachelor of Medicine und Master of Medicine. Die Anerkennung der Abschlüsse als Voraussetzung für die Approbation und damit die Erlaubnis zur Berufsausübung als Arzt ist bislang weder in Deutschland noch in anderen Ländern einschließlich Malta selbst gewährleistet.
Allgemeines
Die Hochschule wurde am 27. Juni 2018 durch Evarist Bartolo, Minister für Bildung und Arbeit der Republik Malta, zugelassen.[1] Sie ist als „Institution of Higher Education“, unterhalb einer Einstufung als „University“, lizenziert. Der Bachelor- und der Masterabschluss sind durch die Malta Further and Higher Education Authority (MFHEA) akkreditiert.[2]
Träger ist die Digital Education Holdings Ltd. In Deutschland würde man dies mit dem Sammelnamen „Hochschule“ bezeichnen, wozu neben Universitäten z. B. auch die früheren Fachhochschulen gehören.[3]
Sprecher der Gründungsfakultät war der Bonner Anästhesist Andreas Hoeft, der im November 2020 verstarb. Die laufenden Geschäfte und die Verwaltung des Lehrbetriebs führen der Geschäftsführer Jürgen Laartz und Chancellor Holm Keller.[4]
Studium
Die Teilnahme am Studium setzt keinen Wohnsitz in der Republik Malta voraus. Der Studienbeginn sei in der Regel zu 6 Startterminen pro Jahr möglich.
Bewerber benötigen die allgemeine Hochschulreife. Ein dreistufiger Aufnahmeprozess beinhaltet ein Motivationsschreiben, einen Online-Test und ein Interview mit Lehrkräften. Insofern ist die Zulassung gemäß Definition eines Numerus clausus ebenfalls grundsätzlich begrenzt.[5]
Das Studienjahr ist in drei Trimester untergliedert, in denen jeweils acht Wochen englischsprachiger Online-Fernunterricht und anschließend vier Wochen praktischer Unterricht in einem Lehrkrankenhaus in der Landessprache stattfinden sollen. Zwischen den Einheiten liegt jeweils eine Woche Pause.[6]
Der theoretische Unterricht wird ausschließlich online überwiegend in englischer Sprache durchgeführt. Deutsche Krankenhäuser der Helios-Gruppe sollen die zugehörigen praktischen Ausbildungsinhalte vermitteln, Stand Mitte 2021 werden vier (Erfurt, Hildesheim, Neuwied und Wiesbaden) angegeben.[7]
EDU erhebt hierfür jährlich Studiengebühren in Höhe von 19.500 €. Es wird auf die Möglichkeit von Stipendien und andere Finanzierungshilfen hingewiesen.[8] Die Regelstudienzeit beträgt beim Bachelorstudiengang Medizin drei Jahre (9 Trimester) und beim anschließenden Masterstudiengang 2 bzw. 2,5 Jahre (6 Trimester). Die Ausbildungsinhalte orientieren sich an den Lernzielkatalogen anderer Staaten.[9]
Im November 2018 begann man mit acht Studierenden, Anfang 2020 waren laut Tagesspiegel „gut 40 Studenten“ eingeschrieben.[10]
Anerkennung des Abschlusses
Die deutsche Kultusministerkonferenz (KMK) teilte nach detaillierter Prüfung 2020 mit, dass der Masterabschluss nicht unter die automatische Berufsanerkennung innerhalb der Europäischen Union (EU) gemäß der EU-Richtlinie fällt und auch nicht zur Approbation als Arzt führe. Die Prüfung wurde durch die Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB) durchgeführt. Als Begründung wurde angegeben, dass die EDU nicht als „university“, sondern als „higher education institution“ lizenziert sei. Deshalb würde der Masterabschluss auch in Malta nicht als ärztliche Qualifikation anerkannt. Die ärztliche Ausbildung wäre mit dem Master nicht vollständig, weil dort anschließend ein praktischer Dienst absolviert werden müsste, zu dem EDU-Absolventen nicht zugelassen seien. Die Bundesärztekammer (BÄK) und die Deutsche Hochschulmedizin haben bereits 2018 gewarnt, dass noch viele Fragen zur Ausgestaltung dieser Form des Medizinstudiums offen seien. Insbesondere die Qualität des Studiums und die Qualifikation der Lehrenden und Prüfenden hielten BÄK und der Medizinische Fakultätentag (MFT) für fraglich. Frank Wissing, der Generalsekretär des MFT bewertete dies so: Unsere Sorgen, die die Rechtssicherheit dieses Online-Studiengangs in Malta betreffen, haben sich durch die Bewertung der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen der KMK bestätigt. … Ein Medizinstudium, dessen theoretische Ausbildung ausschließlich online erfolgt, bietet keine ausreichende Vorbereitung auf die Praxis – zumal auch die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht gegeben sind. Das EDU College of Medicine ist keine Universität im Sinne der EU-Richtlinie. Die Warnung wurde durch die BÄK 2019 erneuert, als die EDU im April 2019 die erfolgreiche Akkreditierung des Master-Studienprogramms durch die National Commission for Further Higher Education (NCFHE) in Malta bekanntgab.[11]
Die maltesische Ärztegesellschaft äußerte gegenüber dem maltesischen Bildungsminister Bedenken. Sie befürchtet eine Hintertür für Ärzte mit fragwürdigen Qualifikationen, um in EU-Krankenhäusern zu arbeiten. Der Ruf Maltas als Exzellenzzentrum für die medizinische Ausbildung sei gefährdet.[12]
Die Bundesärztekammer kritisiert, dass ein virtuelles Studium keine ausreichende Vorbereitung auf die Praxis biete. Studiengänge nach der in Deutschland geltenden Approbationsordnung bieten bis zu zwei Drittel der Studieneinheiten in Form von Praktika und Famulaturen an (Skills-Labs oder patientennaher Unterricht). Die Kosten von circa 19.000 Euro pro Jahr sind bei Nichtgewährleistung einer späteren Zulassung zum Arztberuf sorgfältig vor einer Bewerbung zu prüfen.[13]
Im Jahr 2018 stellten EDU und ihr Kooperationspartner Helios noch die Approbation und Anstellungsverhältnisse bei Helios in Aussicht.[14]
Henrik Pomeranz meint in einem FAZ-Blog, dass die Einrichtung „interessante neue Wege geht, die die Hochschullandschaft bereichern könnten“, hält es aber für entscheidend, dass die Studenten am Ende auch die Approbation erhalten, was bislang nicht gewährleistet sei.[15]
Seit Februar 2020 kooperiere die EDU bei der Qualitätssicherung mit der Fakultät für Gesundheit, Medizin und Lebenswissenschaften der Universität Maastricht.[16] Ob, wann und wie diese „universitäre Supervision“ und das Abstellen kritisierter Punkte die deutsche Zulassungsentscheidung beeinflussen, ist nicht angegeben. Beispielsweise wird der Einwand, dass für die Approbation in Malta ein praktisches Jahr fehle, dadurch bisher nicht entkräftet. Auch in Deutschland spielte die Kritik am Studienablauf eine Rolle.
Weblinks
- https://edu.edu.mt
- https://medical.edu.mt/de (deutschsprachig)
Einzelnachweise
- Pressemitteilung der EDU: Digitales Medizinstudium: Malta kann Ärzte für Deutschland ausbilden. In: Deutsches Ärzteblatt. 3. Juli 2018, abgerufen am 14. Januar 2021.
- Malta Qualifications Database. Abgerufen am 24. Dezember 2021.
- Felix von Wendorff: Higher Education In Germany: Hochschulen Vs. Universities 18. April 2021 auf topuniversities.com
- Team. Abgerufen am 14. Januar 2021 (britisches Englisch).
- Pressemitteilung: Privatuni bietet EU-Studienmodell Humanmedizin. In: ÄrzteZeitung. 30. Juni 2018, abgerufen am 14. Januar 2021.
- Digitales Medizinstudium · EDU. A degree smarter. Abgerufen am 14. Januar 2021 (deutsch).
- Hospital Partner Network
- Das Zulassungsverfahren, auf medical.edu.mt
- Lehrpläne auf der Webseite Anmerkung: Das veröffentlichte Schema des Masterstudienganges beinhaltet 2 Jahre und 6 Trimester, im Text wird auf 2,5 Jahre hingewiesen.
- Miriam Lenz: Online Arzt werden. In: Der Tagesspiegel. 3. Januar 2020, abgerufen am 14. Januar 2021.
- Digitales Medizinstudium in Malta: Keine automatische Anerkennung. In: Deutsches Ärzteblatt. 13. März 2020, abgerufen am 14. Januar 2021.
- Ivan Martin: Doctors meet minister over online medical courses fears. In: Times of Malta. 28. Januar 2019, abgerufen am 14. Januar 2021 (britisches Englisch).
- Bundesärztekammer und Hochschulmedizin sehen digitales Medizinstudium … In: Deutsches Ärzteblatt. 2. Oktober 2018, abgerufen am 14. Januar 2021.
- zm-online (Hrsg.): Virtuell an der Praxis vorbeistudiert. 1. November 2018 (zm-online.de [abgerufen am 14. Januar 2021]).
- Henrik Pomeranz: Arzt werden im Online-Studium?, FAZ-Blog vom 6. März 2020
- Mitteilung