Draft Riots
Draft Riots (Einberufungskrawalle) nennt man die gewalttätigen Unruhen, die vom 13. bis 16. Juli 1863 in New York stattfanden und die Stadt in das bis dahin schlimmste Chaos ihrer Geschichte stürzten.
Letzter Auslöser war wohl die durch den Amerikanischen Bürgerkrieg bedingte Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, die der 37. US-Kongress im März 1863 mit dem Enrollment act beschlossen hatte. Unmut erregte zudem eine Bestimmung, die es ermöglichte, sich mit der Zahlung von 300 Dollar der Wehrpflicht zu entziehen. In der Mittel- und Unterschicht wurde daraufhin behauptet, der Amerikanische Bürgerkrieg sei des reichen Mannes Krieg und des armen Mannes Kampf („a rich man's war and a poor man's fight“), was statistisch jedoch widerlegt erscheint.[1]
US-Präsident Lincoln hatte zudem die Befreiung der Sklaven zum 1. Januar 1863 angeordnet. Die weiße Bevölkerung fürchtete, dass schwarze Arbeiter ihnen starke Konkurrenz am Arbeitsmarkt machen würden. Dunkelhäutige Männer wurden nicht in die Armee eingezogen, da sie nicht als Bürger galten.
Die Demokratische Partei, die schon seit geraumer Zeit ihren Unmut gegen die Regierung proklamierte, hatte damals großen Einfluss in New York. Horatio Seymour, der populäre Gouverneur des Staates New York, kämpfte entschieden gegen die Emanzipation der Sklaven, gegen die Wehrpflicht und kritisierte Abraham Lincolns Kriegspolitik.[2]
Mehr als 50.000 Menschen, hauptsächlich irischstämmige Männer aus Slum-Vierteln wie Five Points, zogen durch die Straßen; ein Teil von ihnen plünderte und beging Straftaten, unter anderem gegen Schwarze, denen sie eine Mitschuld am Bürgerkrieg gaben.
Mindestens 120 Menschen starben[3] (zumeist Aufrührer) und mindestens 300 wurden verletzt. Mehr als 100 Gebäude wurden zerstört, darunter Polizeistationen, Wehreinzugsbüros und der Stammsitz der New York Tribune. Die Schäden wurden auf 1,5 Millionen US-Dollar geschätzt.
Nach vier Tagen gelang es der Regierung, mit Hilfe mehrerer Regimenter, die direkt vom Schlachtfeld von Gettysburg nach New York abkommandiert worden waren und unter dem Kommando von John Adams Dix standen, die Ruhe wiederherzustellen. Die überlebenden Rädelsführer der Unruhen konnten sich weitgehend einer Bestrafung entziehen.
Zur Beruhigung der Situation hatte insbesondere der Beschluss des Rat der Stadt New York beigetragen, 2,5 Millionen Dollar bereitzustellen, um die ausgelosten Wehrpflichtigen von der Wehrpflicht freizukaufen (von 80000 ausgelosten New Yorkern wurden so schließlich nur 2300 tatsächlich in die Armee eingezogen). Hinsichtlich der Todesopfer übertrafen die Draft Riots die Unruhen in Los Angeles 1992. Als Reaktion auf die Unruhen erhielt die Stadt mehrere befestigte Kastelle.[4]
Siehe auch
- Gangs of New York: ein Hollywood-Film (2002), der den Aufstand thematisiert
- Gordon Riots (London, 1780): ein protestantischer Aufstand gegen ein katholisches Emanzipationsgesetz
Literatur
- Iver Bernstein: New York City Draft Riots: Their Significance for American Society and Politics in the Age of the Civil War. Oxford University Press, New York 1991, ISBN 978-0-19-802171-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- McPhersons: Battle Cry of Freedom. 1988, abgerufen am 4. Dezember 2017 (ISBN 0-19-503863-0).
- The Civil War Society: New York City Draft Riots. 3. März 2002, abgerufen am 26. November 2021 (in Shotgun's Home of the American Civil War).
- Kenneth T. Jackson: The Encyclopedia of New York City. New Haven 1995 (ISBN 978-0300055368), S. 344
- Jaime Bernanke: The Civil War Draft Riots (Dokumentarfilm, englisch). The History Channel 1998