Dorothea von Dänemark (1546–1617)
Dorothea von Dänemark (* 29. Juni 1546 auf Koldinghus; † 6. Januar 1617 in Winsen (Luhe)) war Prinzessin von Dänemark und als Ehefrau von Wilhelm dem Jüngeren Herzogin von Braunschweig-Lüneburg.
Leben
Jugend und Ehe
Sie war eine Tochter aus der Ehe des Königs Christian III. von Dänemark (1503–1559) mit Dorothea von Sachsen-Lauenburg. Am 12. Oktober 1561 heiratete sie Wilhelm den Jüngeren von Braunschweig-Lüneburg, einen Sohn von Herzog Ernst dem Bekenner. Dorothea hatte zu ihrer Hochzeit zusammen mit ihrer Ausstattung einen in Dänemark gefertigten vergoldeten Brautwagen mitgebracht. Dieser Wagen gelangte 38 Jahre später nach Coburg, weil er erneut als Brautwagen für ihre Tochter Margarethe diente, als im September 1599 deren Beilager mit Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg vollzogen wurde.[1] Der Wagen blieb erhalten und gehört heute zum Bestand der Kunstsammlungen der Veste Coburg. Aus der Ehe mit Herzog Wilhelm hatte Dorothea 15 Kinder, die, für die Zeit sehr ungewöhnlich, alle das Erwachsenenalter erreichten. Die Erziehung im Sinne des Luthertums nahmen, ebenfalls ungewöhnlich für Fürstenfamilien dieser Zeit, die Eltern selbst in die Hand.[2]
Seit Herbst 1577 litt Herzog Wilhelm der Jüngere an einer psychischen Krankheit, die sich zunächst besserte, aber 1582 erneut auftrat. Herzogin Dorothea suchte Rat bei Verwandten und Ärzten, tatsächlich helfen konnte niemand. Wegen ihrer Forderung, den Herzog zu seiner eigenen und der Sicherheit der Familie einzuschließen, überwarf sie sich mit den führenden Beamten des Herzogs. Schließlich musste sogar Kaiser Rudolf II. eingreifen, eine kaiserliche Kommission empfahl strenges Gewahrsam. Die psychischen Probleme verschwanden glücklicherweise für mehrere Jahre, doch 1587 begannen sie erneut. Herzog Wilhelm der Jüngere konnte sein Amt nicht mehr ausüben und wurde in seiner Residenz Celle unter Zimmerarrest gestellt. Da die Söhne noch minderjährig waren, übernahmen Statthalter und Räte die Verwaltung des Fürstentums Lüneburg. Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg, der seit 1579 mit Dorotheas ältester Tochter Sophie verheiratet war, wurde als Regent bestellt. Die eigentliche Aufsicht über die Landesverwaltung führte jedoch Dorothea, die faktisch die Aufgaben des Herzogs übernehmen musste.
Dorothea verbrachte mit ihren Kindern die Zeit vor allem in dem in ein Damenstift umgewandelten Kloster Medingen und auf ihrem Wittum Schloss Winsen. Wegen der schwierigen Lebensverhältnisse am Hof in Celle, wo zudem in den Jahren 1577, 1583 und 1590 die Pest wütete, und in Winsen nahm die älteste Tochter Sophie 1589 bei einem Besuch bei ihrer Mutter die jüngste Tochter Sybille (* 1584) mit nach Ansbach, wo sie bis zu ihrer Heirat 1617 blieb. Das Fürstentum geriet trotz der Sparmaßnahmen der Herzogin wegen der doppelten Hofführung in wirtschaftliche Schwierigkeiten.[3]
Witwenschaft
1592 starb Herzog Wilhelm der Jüngere und der älteste Sohn Ernst II. übernahm die Regierung. Dorothea war mit 46 Jahren Witwe und musste sich 1593 endgültig auf ihren Witwensitz Winsen zurückziehen. Sie übernahm energisch die Verwaltung des Amtes Winsen. Die Kapelle des Winsener Schlosses ließ sie entsprechend dem theologischen Programm der lutherischen Orthodoxie ausmalen[4]. Schulz zufolge sah Dorothea die dreißig in den Jahren 1611–1614 stattfindenden öffentlichen Hexenverbrennungen vor dem „Luhdorfer Tore“ mit an[5] und schildert an anderer Stelle einen dieser Fälle aus dem Jahre 1614 unter Berufung auf die Akten des Amtgeriches Winsen genauer, bei dem Dorothea die öffentliche Verbrennung „vom Fenster ihres Schlosses aus“ mit angesehen habe[6]. Von ihren acht Töchtern waren erst vier verheiratet, drei lebten bei der Mutter in Winsen, die Söhne teilweise in Celle am Hof oder auch in Winsen.
1599 kam es zu einem großen Familientreffen in Heldburg, als Dorothea mit dem regierenden Sohn Ernst II. in Begleitung ihrer Kinder Margaretha, August, Magnus und Christian mit großem Hofstaat nach Heldburg und Coburg reiste. Im September wurde dort das Beilager Margarethas mit Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg vollzogen. Zum Fest reiste auch Dorotheas älteste Tochter Sophie mit ihrem Gatten Markgraf Herzog Georg Friedrich I. von Brandenburg-Ansbach und der jüngsten Tochter Dorotheas, Sybille, aus Ansbach an.[7]
1611 starb Herzog Ernst ohne Nachkommen. Seine sechs Brüder einigten sich darauf, keine weitere Erbteilung zuzulassen. Nur der jüngste Bruder Georg durfte demnach eine standesgemäße Ehe schließen, weshalb auch der zweitälteste Bruder Christian, der Ernst nachfolgte, ohne Erben blieb.
1616 erkrankte Dorothea, am 6. Januar 1617 starb sie mit 71 Jahren. Der Leichnam wurde nach Celle überführt. Erst am 16. Februar erfolgte die Beisetzung in der herzoglichen Gruft unter dem Chor der Celler Stadtkirche. Melchior Franck, Hofkapellmeister bei Dorotheas Schwiegersohn Herzog Johann Casimir in Coburg, verfasste ein vierstimmiges Klagelied auf den Tod der Herzogin. An die Herzogin erinnern auch zwei zeitgenössische Kunstwerke: ein Porträt auf einem Altarflügel der Celler Schlosskapelle und ein Epitaph für das Ehepaar Wilhelm und Dorothea im Chor der Celler Stadtkirche.
Nachkommen
Aus der als harmonisch geltenden Ehe gingen 15 Kinder hervor:
- Sophie (* 30. Oktober 1563; † 14. Januarjul. / 24. Januar 1639greg.) ⚭ seit 1579 mit Georg Friedrich I. von Brandenburg-Ansbach
- Ernst (1564–1611)
- Elisabeth (* 19. Oktober 1565: † 17. Juli 1621) ⚭ Friedrich Graf von Hohenlohe-Langenburg (1553–1590)
- Christian (1566–1633), Bischof von Minden
- August der Ältere (1568–1636), Bischof von Ratzeburg
- Dorothea (* 1. Januar 1570; † 15. August 1649) ⚭ Karl Pfalzgraf von Birkenfeld (1560–1600)
- Clara (* 16. Januar 1571; † 18. Juli 1658) ⚭ seit dem 7. März 1593 mit Wilhelm Graf von Schwarzburg-Blankenburg
- Anne Ursula (* 22. März 1572; † 5. Februar 1601)
- Margarethe (* 6. April 1573; † August 1643) ⚭ seit dem 16. September 1599 Johann Casimir von Sachsen-Coburg
- Friedrich (* 28. August 1574; † 10. Dezember 1648)
- Marie (* 21. Oktober 1575; † 8. August 1610)
- Magnus (* 30. August 1577;† 10. Februar 1632)
- Georg von Calenberg (1582–1641) ⚭ 1617 Anna Eleonore von Hessen-Darmstadt; Stammvater der heute fortlebenden Linie
- Johann (* 23. Juni 1583; † 27. November 1628)
- Sybille (* 3. Juni 1584; † 5. August 1652) ⚭ Julius Ernst von Braunschweig-Dannenberg (1571–1636)
Vorfahren
König Christian I. (1426–1481) | |||||||||||||
König Friedrich I. (1471–1533) | |||||||||||||
Dorothea von Brandenburg-Kulmbach (1430–1495) | |||||||||||||
König Christian III. (1503–1559) | |||||||||||||
Johann Cicero Kurfürst von Brandenburg (1455–1499) | |||||||||||||
Anna von Brandenburg (1487–1514) | |||||||||||||
Margarete von Sachsen (1449–1501) | |||||||||||||
Dorothea von Dänemark | |||||||||||||
Johann IV. von Sachsen-Lauenburg (1439–1507) | |||||||||||||
Magnus I. von Sachsen-Lauenburg (1470–1543) | |||||||||||||
Dorothea von Brandenburg (1446–1519) | |||||||||||||
Dorothea von Sachsen-Lauenburg (1511–1571) | |||||||||||||
Heinrich I. von Braunschweig-Wolfenbüttel (1463–1514) | |||||||||||||
Katharina von Braunschweig-Wolfenbüttel (1488–1563) | |||||||||||||
Katharina von Pommern (gest. 1526) | |||||||||||||
Weblinks
Anmerkungen
- Das fürstliche Beilager Herzog Johann Casimirs auf Schloss Heldburg und in Coburg. siehe: Norbert Klaus Fuchs: Das Heldburger Land–ein historischer Reiseführer. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2013, ISBN 978-3-86777-349-2
- Peter Kuhlbrodt: Clara grevin undt fraw zu Schwartzburgk wittwe (1571–1658). Leben und Wirken einer geborenen Herzogin in Heringen (Helme); 2008, S. 6 (pdf abgerufen am 30. Juni 2013; 903 kB)
- Kuhlbrodt: Clara grevin undt fraw zu Schwartzburgk wittwe (1571–1658), S. 9f
- Dorothea im Paradiesgärtlein (pdf, abgerufen am 30. Juni 2013)
- Heinrich Schulz: Chronik von Wilsede. Hrsg. vom Verein Naturschutzpark e. V. Verein Naturschutzpark e. V., Stuttgart/Hamburg 1967, S. 49.
- Heinrich Schulz-Egestorf: Chronik von Sahrendorf im Kreise Harburg. Geschichte der unter der Grundherrschaft des Michaelisklosters in Lüneburg stehenden Höfe (= Veröffentlichungen des Helms-Museumserein Naturschutzpark e. V. Nr. 15). Helms-Museum, Hamburg-Harburg 1963, S. 32.
- Das fürstliche Beilager Herzog Johann Casimirs auf Schloss Heldburg und in Coburg. siehe: Norbert Klaus Fuchs: Das Heldburger Land–ein historischer Reiseführer. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2013, ISBN 978-3-86777-349-2