Dorfkirche Radensleben
Die evangelische Dorfkirche Radensleben ist eine gotische Saalkirche im Ortsteil Radensleben von Neuruppin im Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg. Sie gehört zur Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Protzen-Wustrau-Radensleben im Kirchenkreis Wittstock-Ruppin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Geschichte und Architektur
Die Kirche ist ein rechteckiger Feldsteinbau des 13./14. Jahrhunderts mit spätgotischem quadratischem Westturm. In den Jahren 1865–1870 erfolgte eine durchgreifende Restaurierung durch Ferdinand von Quast, dem Besitzer von Radensleben; erneut restauriert 1994. Gut erhalten ist die frühgotische Ostwand mit zentralem Zwillingsfenster in spitzbogiger Backsteinblende, flankiert von schlanken Lanzettfenstern. Die Zwillingsfenster der Längsseiten und der südliche Patronatslogenanbau wurden 1865/70 erbaut. Der flachgedeckte Innenraum ist geprägt von der historistischen Erneuerung. Die Glasmalereien wurden 1864/70 nach Entwürfen von Quasts geschaffen, in der Patronatsloge ist Christus zwischen den Erzengeln Gabriel und Michael dargestellt.
Ausstattung
Altar, Kanzel und Ambo wurden als Terrakottaarbeiten in italianisierenden Renaissanceformen von Otto March gestaltet, ebenfalls nach Entwürfen von Quasts. Gleichzeitig entstand der bronzene Radkronleuchter nach dem mittelalterlichen Vorbild im Hildesheimer Dom. Die pokalförmige Sandsteintaufe stammt aus dem 16. Jahrhundert. Auf der Westempore befindet sich ein barockes Gehäuse einer Orgel von Christian Kreynow aus dem Jahr 1709, das bis 1764 in der Kirche von Neustadt (Dosse) stand. Die Orgel ist ein Werk von Friedrich Hermann Lütkemüller aus dem Jahr 1856 mit acht Registern auf einem Manual und Pedal.[1]
Zwei Majolika-Reliefs, florentinisch um 1500, stammen aus der Werkstatt des Giovanni della Robbia: eine Lünette mit Maria in der Mandorla, von vier schwebenden Engeln gehalten, an der Patronatsloge; des Weiteren ein Tondo mit einer Madonna, das Kind anbetend, Engeln und dem Johannesknaben (durch moderne Bemalung entstellt, jetzt im Pfarrhaus).
Drei barocke Ölgemälde zeigen ein Kruzifix vor der Stadt Jerusalem vom Ende des 17. Jahrhunderts; weiterhin Christus vor Kaiphas, 1710 von C.C. Hartung, sowie ein Jüngstes Gericht aus dem Jahr 1725 (Epitaph für Balthasar Friedrich von Quast), alle 1962 restauriert. Ein Sandsteinepitaph des Hans Georg von Quast († 1741) ist mit reichem Fahnen- und Waffenschmuck sowie dem gemalten Porträtmedaillon des Verstorbenen versehen.
Auf dem Friedhof östlich des Chors befindet sich der Campo Santo, der seit 1854 von Ferdinand von Quast angelegt wurde; dort ist auch das Grab des 1877 verstorbenen ersten Konservators der Kunstdenkmale Preußens zu finden.
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg. Deutscher Kunstverlag, München/ Berlin 2000, ISBN 3-422-03054-9, S. 906–907.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09170402 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Website der Kirchengemeinde
- Information zu Öffnungszeiten auf der Website des Förderkreises Alte Kirchen