Dorffest Rot an der Rot
Das Dorffest Rot an der Rot ist ein seit 1993 jährlich am zweiten Augustwochenende, von nahezu allen örtlichen Vereinen ins Leben gerufenes zweitägiges Heimatfest im oberschwäbischen Dorf Rot an der Rot im Landkreis Biberach, mit bis zu 25.000 Besuchern.[1]
Historie und Örtlichkeit
Das Fest findet zwischen den 1714 und 1726 erbauten Oberen und Unteren Toren, den ehemaligen einzigen Einlässen der früher komplett ummauerten Klosteranlage, der 1126 begründeten ehemaligen Reichsabtei der Prämonstratenser statt. Beide doppelflügeligen heute noch abschließbaren Tore sind originalbemalt und zieren mittig das Wappen des ehemaligen Reichsabtes Hermann Vogler (* 1680; † 1749?). Umrahmt wird Voglers Wappen vom doppelköpfigen langhalsigen Reichsadler in Gold auf Schwarz, dem Zeichen des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches. Es weist darauf hin, dass das Kloster reichsunmittelbar und im Besitze der Blutgerichtsbarkeit (ab 1616) war.
Zusammen mit der Neugestaltung des Unteren Tores wurde 1726 das 600-jährige Bestehen der Klosteranlage gefeiert. Höhepunkt der Feierlichkeiten damals war die Überführung der Heiligen Leiber der christlichen Märtyrer und Eheleute Renatus und Domitia von Rom, wo sie erworben wurden in die Stiftskirche des Klosters wo sie sich auch noch im Jahre 2012 befinden. Die Chronik berichtet von über 15.000 Pilgern bei diesem Kirchenfest, womit sich der Kreis zum Roter Dorffest schließt. Wesentliche Teile Oberschwabens waren bis zum Frieden von Pressburg 1805 zu Vorderösterreich zugehörig. Den schwäbischen Teil Vorderösterreichs bezeichnete man damals Schwäbisch-Österreich.
Hat man das Obere Tor passiert ist in unmittelbarer Nähe der Aureliusturm, ein Überbleibsel der alten abgebrannten Klosteranlage von Abt Martin Hesser (1420 bis 1457). In ihm hängt die Armesünderglocke, die seit dem Zuspruch der Hohen Gerichtsbarkeit 1616, bei bestimmten Urteilen betätigt wurde. Vom Oberen Tor im Westen und dem Unteren Tor im Osten verlief die Hauptdurchgangsstraße der Anlage innerhalb des Klostergebietes und markiert auch das Festgebiet. Zusätzlich kommt das südlich gelegene dreiflügelige Ökonomiegebäude hinzu. Es hat die Maße von hundertdreiundvierzig auf dreiundneunzig Meter und wurde 1724 erbaut. Der innere Hof hat die Größe von einem Hektar. Die Ökonomie diente damals, zusammen mit dem heute noch existierenden einhundert Hektar großen Verenahof, der landwirtschaftlichen Versorgung des Klosters. Heute beherbergt es das Rathaus, Bauhof, Post, Feuerwehrhaus der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr, katholische öffentliche Bücherei, Filiale der Kreissparkasse Biberach, Vereinsräume und Wohnungen.
Das Programm des Festes wird von einem Dorffestausschuss, bestehend aus Mitgliedern der örtlichen Gemeinde ausgearbeitet. Der Eintritt kostet einen Euro Wegezoll an den Eingangstoren. Es soll die Vielfalt des dörflichen Lebens in Oberschwaben früher und heute dargestellt werden.
Samstag
Das Fest wird am Samstagmorgen um 8:30 Uhr durch eine musikalische Darbietung im Abtsgarten eröffnet. Gegen 9:00 Uhr beginnt der Trödlermarkt mit 300 Ständen verteilt über das ganze Dorf.[2] Um 10:00 Uhr zieht das Dorfvolk begleitet von der Musikkapellen, Trachtenvereinen und sonstigen historischen Gruppen ein. Ein Programm für Kinder mit Figurentheater eine Dorffestralley für Jugendliche und Orgelmusik auf der historischen Holzhey-Orgel, Musik in Bewegung dargeboten von einem oder mehreren Fanfarenzügen machen das Programm komplett. Auf der Dorffestbühne vor dem Kloster wird die historische Gegebenheit der alljährlichen Zehentabgabe und Meuterei der Roter Bauern gegen die reichsunmittelbare Mönchsroter Geistlichkeit nachgespielt. Bauernhochzeit, Gerichtstag und die Säkularisation waren auch schon Thema des historischen Spieles. Eine Abendveranstaltung mit Musikgruppen auf drei Bühnen für jeden Musikgeschmack und jedes Alter über den ganzen Ort verteilt beschließt den Tag.
Am Samstagabend besteht die Möglichkeit mittels Bustransfer in mehreren Linien zu festen Zeiten aus den umliegenden Gemeinden, reichend bis nach Fellheim in den bayerischen Landkreis Unterallgäu, an- und abzureisen.
Sonntag
Der Sonntag beginnt um 9 Uhr mit einem Gottesdienst in der Klosterkirche St. Verena. Ab 10 Uhr beginnen der Handwerkertag und die Oldtimerschau mit 200 Fahrzeugen. Um 10 Uhr ziehen die Handwerker und weitere historische Gruppen ein. Korbmacher, Holzschnitzer, Mobilsägewerk, Weißnäher, Sticker, Töpfer und Seiler zeigen ihre Handwerkskunst; es wird geklöppelt, gedengelt, geschnitzt und geflachst. Ferner wird gezeigt, wie Seegrasschuhe geflochten und Blechblasinstrumente gebaut werden, wobei alles ausprobiert und angefasst werden darf und zum Großteil auch erworben werden kann Die Ausfahrt von ungefähr 200 Oldtimer von ihrem Standplatz bei der Ökonomie durch das Obere Tor um 15:00 Uhr beschließen das Fest.
Weblinks
Einzelnachweise
- Memminger Zeitung: Rot erwartet wieder Tausende (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. 2006
- Schwäbische Zeitung: Roter Dorffest zieht tausende Besucher an (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. 11. August 2008