Don Shirley
Donald Walbridge „Don“ Shirley (* 29. Januar 1927 in Pensacola, Florida; † 6. April 2013 in Manhattan, New York City) war ein US-amerikanischer Pianist und Komponist, der in seiner Musik Jazz und klassische Musik verschmolz.[1]
Leben
Don Shirleys Eltern wanderten aus Jamaika in die USA ein.[2] Sein Vater Edwin Shirley war Priester der Episkopalkirche, seine Mutter Stella Gertrude geb. Young arbeitete als Lehrerin und starb, als Don neun Jahre alt war.[1] Im Alter von zwei Jahren begann er mit dem Klavierspiel und erhielt seinen ersten Unterricht von seiner Mutter,[3] mit drei Jahren spielte er Orgel. Mit zehn Jahren trat er als Konzertpianist auf, sein Repertoire umfasste zu dieser Zeit bereits zahlreiche Standardwerke der klassischen Klavierliteratur und er galt als Wunderkind.[1] Verschiedene Quellen berichten, dass er ab dem Alter von neun Jahren in Klavier und Musiktheorie von Nicolai Mittolovski am Leningrader Konservatorium unterrichtet wurde.[2][3][4][5] Nach anderen Quellen erfolgte dies erst einige Jahre später.[6]
Shirley studierte dann Orgel und Komposition bei Conrad Bernier und Thaddeus Jones an der Catholic University of America in Washington.[3] Mit 18 Jahren hatte er sein Debüt mit Tschaikowskis 1. Klavierkonzert begleitet vom Boston Pops Orchestra unter der Leitung von Dean Dixon.[3] Ein Jahr später wurde eine seiner Kompositionen vom London Philharmonic Orchestra aufgeführt. Shirley trat zwischen 1954 bis 1958 mit verschiedenen bedeutenden Orchestern auf, darunter das Chicago Symphony Orchestra, das Detroit Symphony Orchestra, das Cleveland Orchestra, das National Symphony Orchestra in Washington und das NBC Symphony Orchestra of the Air.[3][4] Dabei trat er auf bedeutenden Bühnen auf wie der Carnegie Hall, der Metropolitan Opera und am Teatro alla Scala.[3]
Auf Anraten seines Agenten Sol Hurok, der seine weitere Karriere als Schwarzer zur damaligen Zeit im klassischen Konzertbetrieb als unsicher ansah, begann er mit populärer Musik und Jazz in Nachtclubs aufzutreten, zunächst im Duo mit einem Bassisten und schließlich im Trio mit Kontrabass- und Cello-Besetzung. Dabei verband er amerikanische und europäische Musiktraditionen mit Formen der klassischen Konzertmusik. Seine Arrangements verarbeiteten Standards wie Irving Berlins Blue Skies, George Shearings Lullaby of Birdland oder Richard Rodgers’ This Nearly Was Mine. Er interpretierte Showtunes aus dem Great American Songbook ebenso wie Bluestitel, Worksongs und Spirituals, allerdings ohne zu improvisieren.[1]
Zu Shirleys kompositorischem Werk zählen ein Klavierkonzert, einige Orgelsinfonien, zwei Streichquartette und zahlreiche Werke für Klavier.[4] Für den mit ihm befreundeten Duke Ellington schrieb er das Divertimento for Duke by Don, ein sinfonisches Werk, das 1974 vom Hamilton Philharmonic Orchestra Ontario uraufgeführt wurde. Zu seinen weiteren Werken gehört eine Tondichtung zu Finnegans Wake von James Joyce.
Shirley nahm in den 1950er und frühen 1960er Jahren für das Label Cadence Records auf; zu seinen bekannten LPs zählen Piano Perspectives, Don Shirley Plays Love Songs, Don Shirley Plays Gershwin und Don Shirley Plays Shirley. Danach wechselte er zu Columbia Records. Er spielte auch auf einigen Singles Instrumentalversionen populärer Songs wie If I Had a Hammer, Ol’ Man River oder Stand By Me ein.[1]
Die 1952 mit Jean C. Hill in Cook County (Illinois) geschlossene Ehe wurde einige Jahre später geschieden.[1]
Shirley starb am 6. April 2013 im Alter von 86 Jahren in Manhattan an den Folgen eines Herzleidens.[1]
Film
Im Jahr 2018 erschien das biografische Filmdrama Green Book – Eine besondere Freundschaft von Peter Farrelly. Der Film basiert auf der Lebensgeschichte von Tony Lip, der in den 1960er Jahren während einer mehrmonatigen Konzertreise der Chauffeur des Pianisten Shirley war.[7] Die Filmpremiere fand im September 2018 im Rahmen des Toronto International Film Festivals statt. Das Drehbuch schrieb Nick Vallelonga, der Sohn von Tony Lip.
Die Authentizität der Filmbiografie wurde von Shirleys Familie heftig kritisiert und der Film als eine „Sinfonie von Lügen“ bezeichnet.[5][8] Don Shirley habe Tony Lip nie als seinen Freund angesehen, er sei nur sein Fahrer gewesen. Auch habe sich Shirley nicht von seiner Familie entfremdet, wie im Film dargestellt.[9] Nick Vallelonga habe den Film bereits 30 Jahre zuvor mit Don Shirley besprochen und dieser habe darauf vollkommen ablehnend reagiert.[10] Vallelonga äußerte jedoch, er habe bei seiner Arbeit an Green Book auch Shirley vor dessen Tod befragt und von diesem Anweisungen erhalten, was er schreiben solle und was nicht.[11]
Weblinks
- Werke von und über Don Shirley in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Don Shirley in der Internet Movie Database (englisch)
- Don Shirley bei Discogs
- Don Shirley bei AllMusic (englisch)
- Stammbaum
Einzelnachweise
- Bruce Weber: Donald Shirley, a Pianist With His Own Genre, Dies at 86. In: The New York Times. 29. April 2013, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 23. Oktober 2021]).
- Shirley Family Association: Shirley Association Genealogical Research Website. In: Shirleys of Jamaica. shirleyassociation.com, abgerufen am 23. Oktober 2021 (englisch).
- Dr Donald Shirley, a musician beyond category. In: The Jamaika Gleaner. 25. Juli 2012, abgerufen am 23. Oktober 2021 (englisch).
- Don Shirley Biography. In: Allmusic. Abgerufen am 23. Oktober 2021 (englisch).
- Hamil R. Harris: Don Shirley's family dismayed by 'Green Book' Oscar wins, calls portrait of pianist false. Abgerufen am 23. Oktober 2021 (englisch).
- Need to know: Don Shirley from the Green Book was the first black student of the Leningrad Conservatory. 16. Mai 2019, abgerufen am 23. Oktober 2021 (englisch).
- Green Book | Film 2018. Abgerufen am 23. Oktober 2021.
- ‘Green Book' Writer Says He Didn't Know Don Shirley's Family 'Existed' Before Film. 25. Februar 2019, abgerufen am 24. Oktober 2021 (englisch).
- Samara Lynn: Family of Black Man, Don Shirley, Portrayed in „The Green Book“ Blasts Movie and Its „Lies“. In: Black Enterprise. 28. November 2018, abgerufen am 25. Januar 2019 (englisch): „My brother never considered Tony to be his „friend“; he was an employee, his chauffeur (who resented wearing a uniform and cap). This is why context and nuance are so important. The fact that a successful, well-to-do Black artist would employ domestics that did NOT look like him, should not be lost in translation.“
- Brooke C. Obie: How 'Green Book' And The Hollywood Machine Swallowed Donald Shirley Whole. In: Shadow And Act. 14. Dezember 2018, abgerufen am 27. Februar 2019 (englisch): „“I remember very, very clearly, going back 30 years, my uncle had been approached by Nick Vallelonga, the son of Tony Vallelonga, about a movie on his life, and Uncle Donald told me about it,” Edwin said. “He flatly refused.” Edwin recalled that he even tried to talk his uncle into considering it. “I remember suggesting to him that it might be a good idea, ‘You can be involved [with the making of the film],’ and he just flatly said, ‘No, absolutely not. I don’t want to have any part of that,’” Edwin said, adding: “And so, I said to him at the time, ‘Well, perhaps you can set some conditions whereby you can be involved if they agree to certain things in terms of control for you,’ and what he said at the time was, ‘No matter what they say to me now, I will not have any control over how I am portrayed.’” “God knows, this is the reason that he never wanted to have his life portrayed on screen,” Edwin said. “I now understand why, and I feel terrible that I was actually trying to urge him to do this in the 1980s, because everything that he objected to back then has come true now.”“
- Elizabeth Wagmeister, Erin Nyren: ‘Green Book’ Writer Defends Film After Family Backlash: Don Shirley ‘Approved What I Put In’ (EXCLUSIVE). In: Variety. 9. Januar 2019, abgerufen am 27. Februar 2019 (englisch).