Dogado
Dogado ist eine Bezeichnung für den ehemaligen Herrschaftsbereich des Dogen der Republik Venedig, aber auch für seine Amtszeit. Sie entspricht dem italienischen Wort Ducato (Herzogtum) und dem engeren Herrschaftsgebiet Venedigs rund um die Lagune. Der Dogado war außerdem der Teil des Staatsgebietes von Venedig, den sich Byzanz bereits zu Zeiten Karls des Großen hatte zugestehen lassen und somit auch Teil des Byzantinischen Reiches gewesen war. Damit steht das Gebiet im Kontrast zur späteren Terraferma, die erst durch Venedig im 14. und 15. Jahrhundert erobert worden war und rechtlich ein Lehen des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches war.
Zu Venedigs Besitzungen zählten neben dem Dogado der Stato da Mar (Seestaat, Venezianische Kolonien) und auf dem Festland die Terraferma (auch Stato da Terra genannt).
Das Gebiet umfasste die Stadt Venedig und den schmalen Küstenstreifen, der sich zunächst von Grado bis Loreo erstreckte, später aber nach Goro im Süden, Polesine und Padua im Südwesten sowie die Isonzomündung im Osten ausgedehnt wurde. Der Dogado wurde mit zahlreichen Festungen und befestigten Orten ausgestattet, die die Aufgabe hatten, Venedig vor Invasionen zu schützen und zugleich die Zölle einzuziehen sowie den Handel zu schützen und zu überwachen.
Von der Hauptstadt Venedig abgesehen, war die Verwaltung des Dogado in neun Bezirke unterteilt. Es waren im Uhrzeigersinn von Norden: Grado, Caorle, Torcello, Murano, Malamocco, Chioggia, Loreo, Cavarzere und Gambarare. Letzteres ist heute eine frazione des Ortes Mira. Jeder Bezirk unterstand einem Podestà.
Die adligen Familien Venedigs besaßen schon im Frühmittelalter umfangreiche Ländereien im Dogado, ebenso die Klöster. Der Dogado lieferte daher beträchtliche Mengen an Lebensmitteln. 1648 wurden im Polesine 71.966 star (zu rund 65 kg) Weizen geerntet, weitere 15.458 star Gerste und Roggen. Von diesen über 87.000 star Getreide wurden allein 20.000 nach Venedig verfrachtet.[1]
Mit Venedigs Nachbarn kam es zu Konflikten, bei denen es um die Monopolisierung des Handels, um Stapelzwang, die Sicherung der Wege und die Rechte der venezianischen Händler ging, ebenso wie um die Abwehr von Konkurrenten, aber auch, wenn Flüsse umgeleitet wurden. Als Padua den Lauf des Brenta veränderte, kam es 1142 zum Krieg. 1303 errichtete Venedig am Unterlauf des Flusses einen Damm, der dazu diente, den Fluss als einzigen Handelszugang in die obere Adria zu sichern. Venedig wollte den Handel mit Oberitalien monopolisieren, was Padua und Bologna zu mehreren Kriegen veranlasste. 1339 wurde der Brenta Richtung Chioggia umgeleitet.[2]
Literatur
- Fabio Mutinelli: Lessico Veneto (Collana di bibliografia e storia veneziana; Bd. 11). Forni, Bologna 1978 (Nachdr. d. Ausg. Venedig 1852).
Anmerkungen
- Daniele Beltrami: La penetrazione economica dei veneziani in Terra-ferma. Forze di lavoro e proprietà fondiaria nelle campagne venete dei secoli XVII e XVIII (Civiltà Veneziana; Bd. 12). Venedig/Rom 1961, S. 63.
- Hans-Jürgen Hübner: Die Lagune von Venedig.