Dionýs Štúr
Dionýs Štúr (im modernen Slowakisch Dionýz Štúr, eigentlich Dionýs Rudolf Josef Štúr, in deutschsprachigen Publikationen meist Dionys Stur; * 5. April 1827 in Beckov, Kaisertum Österreich, heute Slowakei; † 9. Oktober 1893 in Wien) war ein slowakischer Geologe und Paläontologe, dem eine maßgebliche Rolle in der grundlegenden systematischen geologischen Erkundung der Alpen, speziell der Tauern, zukommt.
Leben und Wirken
Neben der Geologie der Alpen und Karpaten gehörte auch die Paläobotanik, insbesondere die Beschreibung fossiler Pflanzen des böhmischen Paläozoikums, zu seinen Spezialgebieten.
Der von Kaiser Franz Josef I. 1849 gegründeten Kaiserlich-Königlich Geologischen Reichsanstalt in Wien gehörte er ab dem Gründungsjahr an. Mit den Arbeiten des Chefgeologen Marko Vincenc Lipold und seiner beiden Hilfsgeologen Stur und Carl Ferdinand Peters wurde von dort ab 1853, u. a. mit dem Ziel genauer Kartenaufnahmen, die Erforschung des Tauernfensters vorangetrieben. Stur übernahm die Begehung des Tauernhauptkammes und erarbeitete folgend die im Wesentlichen heute noch gültige Großgliederung des Gebietes. 1854 prägte er dabei den Begriff „Schieferhülle“ und 1856 veröffentlichte er eine Reihe von Profilen vom Zentralgneis bis ins ostalpine Kristallin.
1869 führte der vom Wiener Gemeinderat in Auftrag gegebene Bericht Sturs über die Bodenbeschaffenheit der für den geplanten Wiener Zentralfriedhof in Aussicht genommenen Flächen letztlich zu dessen endgültigen örtlichen Festlegung.[1]
1877 wurde er Vizedirektor der k.k. Geologischen Reichsanstalt und war von 1885 bis 1892 schließlich deren Direktor. Seit 1872 war er korrespondierendes Mitglied der Kaiserlichen Gesellschaft der Naturforscher zu Moskau.
Sein Nachfolger in Wien wurde Guido Stache.
Ehrungen
Die Leopoldina ernannte ihn 1890 zum Mitglied und ehrte ihn im gleichen Jahr mit der Cothenius-Medaille als einen Verfasser besonders wichtiger naturwissenschaftlicher Arbeit.[2] Nach Stur benannt sind die fossilen Pflanzengattungen Sturia Nemejc und Sturiella C.E.Weiss ex Potonié.[3]
Das slowakische staatliche Geologieinstitut trägt seinen Namen (Štátny geologický ústav Dionýza Štúra).
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Stur, Dionys. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 40. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1880, S. 208–211 (Digitalisat).
- M. Vacek: Zur Erinnerung an Dionys Stur. In: Jahrbuch der kaiserlich-königlichen Geologischen Reichsanstalt 44, 1895, S. 1–24.(Online)
- Zum 100. Todestag von Dionýs Štúr (= Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt Bd. 136). 1993.
- Th. Hofmann: Stur Dionys. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 14, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2015, ISBN 978-3-7001-7794-4, S. 7.
Weblinks
- Literatur von und über Dionýs Štúr im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag zu Dionýs Štúr im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Staatliches Geologieinstitut Dionýz Štúr (slowakisch)
- Česká geologická služba: Autoreninformation (englisch)
- Google-Books (teilw. vollständige Artikelansichten)
Einzelnachweise
- Geologische Bundesanstalt: Geologie der Wiener Friedhöfe (Memento vom 21. Dezember 2010 im Internet Archive), 21. September 2006
- Preisträger der Cothenius-Medaille der Leopoldina
- Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.