Dinocerata
Die Dinocerata sind eine ausgestorbene Säugetiergruppe, die vom oberen Paläozän bis zum mittleren Eozän in Nordamerika und Asien verbreitet war. Ihr bekanntester Vertreter ist Uintatherium.
Dinocerata | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Eobasileus, Zeichnung von Charles R. Knight | ||||||||||||
Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
Oberes Paläozän bis mittleres Eozän | ||||||||||||
55 bis 40 Mio. Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Dinocerata | ||||||||||||
Marsh, 1872 |
Allgemeines
Dinocerata bedeutet „schreckliche Hörner“ und spielt auf die paarig angeordneten Hörner an, die die späteren Vertreter dieser Gruppe auf dem Kopf trugen. Diese waren möglicherweise wie bei den Giraffen mit Fell überzogen. Die oberen Eckzähne entwickelten sich zu großen Hauern – vermutlich eine Form des Geschlechtsdimorphismus. Im Gegenzug dazu bildeten sich die oberen Schneidezähne zurück – um trotzdem Nahrung aufnehmen zu können, besaßen sie vermutlich eine sehr bewegliche lange Zunge und eine ebensolche Oberlippe.[1] Ihr Körperbau war stämmig, die Beine waren relativ kurz und kräftig.
Die Dinocerata zählten zu den ersten Riesenformen, die sich innerhalb der Säugetiere nach dem Aussterben der Dinosaurier entwickelten. Frühe Formen erreichten die Ausmaße von Schweinen, während die größten Vertreter eine Länge von über 3 Metern und ein geschätztes Gewicht von bis zu 2,5 Tonnen erreichten.[2]
Funde von Vertretern der Dinocerata sind aus Nordamerika und Asien bekannt und werden in das obere Paläozän und das Eozän datiert. Über ihre Lebensweise ist relativ wenig bekannt, der Bau der niederkronigen (brachyodonten) Backenzähne mit zwei quer gestellten hohen Zahnschmelzleisten lässt eine Bevorzugung von weicher Pflanzenkost (browsing) annehmen.[1][3] Diskutiert wird auch eine semi-aquatische Lebensweise.[2]
Warum diese Tiere relativ früh (im mittleren Eozän) wieder ausstarben, ist unklar. Es sind weder Fressfeinde noch direkte Nahrungskonkurrenten bekannt.
Systematik
Die Beziehungen der Dinocerata zu anderen Säugetiertaxa sind weitgehend unklar. Früher wurden sie den „Huftieren“ zugerechnet, diese Gruppe dürfte jedoch ein Polyphylum, also eine zusammengewürfelte Gruppe von Tieren sein, die nur äußerliche Merkmale miteinander teilen, ohne näher verwandt zu sein. Eine These stellt die Dinocerata in die Nähe der Pyrotheria und Xenungulata, zwei südamerikanische Säugetiergruppen, die üblicherweise zu den Südamerikanischen Huftieren gerechnet werden. Eine Verwandtschaft könnte auch zu den Zhelestidae, einer Säugetiergruppe aus der Kreidezeit bestehen. Auf alle Fälle stellen die Dinocerata einen spezialisierten, relativ kurzlebigen Seitenzweig dar.
Früheste Vertreter waren Probathyopsis und Prodinoceras, die noch relativ klein waren und noch nicht die typischen Hörner aufwiesen.[4] Zu den bekanntesten späteren Gattungen zählen die durch ihre knöchernen Hornbildungen charakterisierten riesenhaften Vertreter wie Uintatherium und Eobasileus,[1][2] aber auch das hornlose und kleine Gobiatherium.[5]
Literatur
- T. S. Kemp: The Origin & Evolution of Mammals. Oxford University Press, Oxford 2005. ISBN 0198507615
Weblinks
Einzelnachweise
- Walter H. Wheeler: Revision of the Uintatheres. Bulletin of the Peabody Museum of Natural History Yale University 14, 1961, S. 1–93
- William D. Turnbull: The Mammalian Faunas of the Washakie Formation, Eocene Age, of Southern Wyoming. Part IV. The Uintatheres. Fieldiana 47, 2002, S. 1–189
- Wighart V. Koenigswald und Kenneth D. Rose: The Enamel Microstructure of the Early Eocene Pantodont Coryphodon and the Nature of the Zigzag Enamel. Journal of Mammalian Evolution 12 (3/4), 2005, S. S. 419–432
- J. G. M. Thewissen und P. D. Gingerich: Systematics and evolution of Probathyopsis (Mammalia, Dinocerata) from the Late Paleocene and Early Eocene of Western North America. Contributions from the Museum of Paleontology The University of Michigan 8, 1987, S. 195–219
- Spencer George Lucas: Gobiatherium (Mammalia: Dinocerata) from the Middle Eocene of Asia: Taxonomy and biochronological Significance. Paläontologische Zeitschrift 74 (4), 2001, S. 591–600