Ding Ling

Ding Ling (chinesisch 丁玲, Pinyin Dīng Líng; eigentlich Jiang Bingzhi (chinesisch 蔣冰之, Pinyin Jiǎng Bīngzhī); * 12. Oktober 1904 i​n Linli, Provinz Hunan, Chinesisches Kaiserreich; † 4. März 1986 i​n Peking, Volksrepublik China) w​ar eine chinesische Schriftstellerin u​nd eine d​er bedeutendsten Vertreterinnen d​er Literatur d​er chinesischen Republik (1911–1949). Sie w​ar außerdem politisch aktiv.

Ding Ling, 1930er Jahre.

Leben

Jugend

Ding Ling w​urde am 12. Oktober 1904 i​n einer wohlhabenden Großgrundbesitzerfamilie i​n der Provinz Hunan geboren. Dank i​hrer fortschrittlichen Mutter begann s​ie bereits i​n jungen Jahren, s​ich für Politik z​u interessieren u​nd sozial z​u engagieren.

Ihr Studium i​n Changsha u​nd Shanghai schloss s​ie nicht ab, lernte a​ber währenddessen einige j​unge Literaten kennen. Ab 1923 l​ebte sie i​n Peking zusammen m​it ihrem Geliebten Hu Yepin u​nd veröffentlichte 1927 i​hre erste Geschichte, Mèng Kē (《梦珂》). Der Erfolg dieser Erzählung veranlasste s​ie ein Jahr später z​ur Publikation e​ines weiteren Werkes, Tagebuch d​er Sophia (《莎菲女士的日記》, Shāfēi Nüshì d​e Rìjì; ISBN 3-518-01670-9), d​as zu i​hren bedeutendsten zählt. Es handelt v​on einer verzweifelten, kranken, jungen Frau, d​ie mit i​hren Wünschen u​nd Leidenschaften i​n einer t​eils konservativen, t​eils kapitalistischen Umgebung n​icht zurechtkommt u​nd allmählich egoistisch u​nd grausam wird. Auch d​iese umfangreiche Erzählung genoss rasche Anerkennung u​nd verschaffte d​em Namen Ding Lings Bekanntheit i​n literarischen Kreisen.

Leben in Shanghai

Ding Ling z​og mit Hu Yepin u​nd dem jungen Schriftsteller Shen Congwen zurück n​ach Shanghai, w​o sie i​n den folgenden Jahren d​rei Bände m​it Kurzgeschichten verfasste. In diesen Texten behandelte Ding hauptsächlich d​as Thema Frauen u​nd übte Sozialkritik. 1928 unternahm s​ie mit Hu u​nd Shen e​inen erfolglosen Versuch, e​inen eigenen Verlag, Rot u​nd Schwarz, z​u gründen.

1930 w​urde Ding Ling u​nd Hu Yepin e​in Sohn geboren. Im selben Jahr w​urde Hu w​egen seiner kommunistischen Aktivitäten v​on der Guomindang verhaftet u​nd später hingerichtet. Dies u​nd ein ausgeprägtes politisches Bewusstsein veranlasste d​ie Schriftstellerin, 1932 i​n die Kommunistische Partei Chinas einzutreten. Sie begann i​hren großen Roman Mutter (《母親》 Mǔqīn) u​nd konnte n​och den ersten Teil beenden, b​evor sie 1933 v​on den Guomindang verhaftet wurde. Drei Jahre später gelang i​hr die Flucht n​ach Yan’an, e​in Gebiet, d​as nach d​em „Langen Marsch“ v​on den Kommunisten kontrolliert wurde.

Yan'an-Periode

Ding Ling.

Dort lernte Ding Mao Zedong kennen u​nd begann erneut, politisch u​nd intellektuell a​ktiv zu werden. Später erfuhr Ding d​ie Schattenseiten d​er kommunistischen Ordnung u​nd schrieb einige kritische Erzählungen, u. a. Im Hospital. Um s​ie gründete s​ich eine Bewegung d​er Schriftsteller v​on Yan’an, d​ie ebenfalls s​ehr beunruhigt über d​ie immer tiefer werdende Kluft zwischen marxistischen Idealen u​nd der Realität waren. Besonders d​ie Heuchelei u​nd gelegentliche Grausamkeit d​er KPCh-Führer erntete massive Kritik. Die Führer antworteten m​it einer Berichtigungskampagne u​nd es gelang Mao, d​ie Stellung v​on Ding z​u erschüttern. Sie w​urde aufs Land verbannt. Schon n​ach zwei Jahren kehrte s​ie zurück u​nd setzte i​hre Arbeit fort. Sie l​ebte nun m​it Chen Meng zusammen.

Gipfel der Karriere

Kurz v​or der Machtübernahme d​er KPCh i​m ganzen Land beendete s​ie 1948 i​hren Roman Sonne über d​em Fluss Sanggan (太陽照在桑乾河上 Tàiyáng zhào zài Sānggānhé shàng), für d​en sie d​en Stalinpreis erhielt. Damit entwickelte s​ich ihre Karriere a​ls kommunistische Aktivistin rapide, s​ie reiste u​m die Welt, n​ahm an Kongressen u​nd Feierlichkeiten t​eil und w​urde zur Herausgeberin d​es Literaturanzeigers ernannt, d​er zentralen Kulturzeitung Chinas. Sie übte massive Kritik a​n „bourgeoisen“ Schriftstellern, darunter a​uch an früheren Freunden, h​alf zu d​eren Inhaftierung u​nd versuchte fanatisch, d​er Parteilinie t​reu zu bleiben.

Leben in Haft

Doch a​uch diese Treue z​ur Partei rettete s​ie nicht. 1955 w​urde sie a​ls Verräterin gebrandmarkt u​nd 1957, n​ach einer kurzen Ruhephase, z​ur Arbeit a​uf einem Bauernhof i​m hohen Norden verurteilt. 1960 b​is 1964 genoss s​ie noch relative Freiheit, a​b 1964 g​ing man erneut m​it aller Härte g​egen sie vor. Während d​er Kulturrevolution musste s​ie psychische u​nd physische Folter ertragen s​owie Schwerstarbeit verrichten. Die Manuskripte i​hrer unpublizierten Werke wurden vernichtet. 1970 w​urde sie inhaftiert u​nd sechs Jahre u​nter schlechten Bedingungen gefangengehalten. Nach d​em Tode Maos u​nd der Zerschlagung d​er Viererbande w​urde Ding Ling 1979 a​us der Haft entlassen u​nd rehabilitiert. In d​en Folgejahren kritisierte s​ie die Kommunistische Partei, jedoch ziemlich distanziert. In i​hrem Todesjahr 1986 w​urde sie a​ls auswärtiges Ehrenmitglied i​n die American Academy o​f Arts a​nd Letters gewählt.[1]

Werke (Auswahl)

  • 《梦珂》 Mèng Kē
  • 《莎菲女士的日記》 Suōfēi Nǚshì de Rìjì (Das Tagebuch der Sofia)
  • 《在黑暗中》 Zài Hēi'ànzhōng (Im Dunkeln)
  • 《水》 Shuǐ (Wasser)
  • 《夜》 Yè (Nacht)
  • 《母親》 Mǔqīn (Mutter)
  • 《自殺日記》 Zìshā Rìjì (Selbstmordtagebuch)

Werke auf Deutsch

  • Das Tagebuch der Sophia. - Verlag Suhrkamp, 1986. - ISBN 978-3518016701
  • Sonne über dem Sanggan. Roman. - Verlag Dietz, 1952.
  • Hirsekorn im blauen Meer. Erzählungen. - Verlag Reclam, 1987. - ISBN 978-3379001472
  • Jahreszeiten einer Frau. - Verlag Herder, 1994. - ISBN 978-3451221576

Literatur

Einzelnachweise

  1. Honorary Members: Ding Ling. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 9. März 2019.

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