Digitale Edition
Unter dem Stichwort Digitale Edition diskutiert die Fachwissenschaft (Computerlinguistik, Editionsphilologie, Historische Fachinformatik), die Auswirkungen der neuen Medien (Computer) auf die kritische Edition von Texten (vergleiche Textkritik) beziehungsweise Dokumenten. Eine der zentralen Fragen ist dabei das Verhältnis zwischen der Textvorlage beziehungsweise dem zu edierenden Dokument und der Digitalisierung zum Beispiel mittels Textcodierung.
Die Diskussion um die Digitale Edition begann in den 1990er Jahren, als die CD-ROM als billiger Datenträger kommerziell verwendet wurde. Die älteren Versuche, den Computer für kritische Editionen zu verwenden, waren häufig am Vorbild der gedruckten Edition orientiert. Dieser Typus ist inzwischen unter der Bezeichnung elektronische Edition geläufig. Eine Digitale Edition versucht stattdessen, ein informationswissenschaftliches Modell der kritischen Edition zu entwickeln, das zum Beispiel in XML-Formaten realisiert werden kann.
Literatur
- Patrick Sahle: Digitale Editionsformen, Zum Umgang mit der Überlieferung unter den Bedingungen des Medienwandels. 3 Bände, Books on Demand, Norderstedt 2013 (Schriften des Instituts für Dokumentologie und Editorik 7-9): Das typografische Erbe, ISBN 978-3-8482-6320-2; Befunde, Theorie und Methodik, ISBN 978-3-8482-5252-7; Textbegriffe und Recodierung, ISBN 978-3-8482-5357-9.
- Mats Dahlström: How Reproductive is a Scholarly Edition? In: Literary and Linguistic Computing 19/1 (2004), S. 17–33.
- Digitale Edition und Forschungsbibliothek, hg. v. Christiane Fritze u. a. Bibliothek und Wissenschaft Bd. 44 (2011)
- Birgit Jooss: Die digitale Edition der Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste.(= Schriften des Instituts für Dokumentologie und Editorik. Band 4), Norderstedt 2010
- Thomas Burch, Claudine Moulin, Andrea Rapp (Ed.): Informatik in den Geisteswissenschaften. Schwerpunktthemenheft der Zeitschrift it-Information Technology. Vol. 51 (2009) Heft 4.
- Peter Robinson: Current issues in making digital editions of medieval texts, or, Do electronic scholarly editions have a future? Digital Medievalist 1.1. (2005)
- Roberto Rosselli del Turco: After the editing is done: Designing a Graphic User Interface for digital editions. In: Digital Medievalist 7 (2011)
- Daniel Röwenstrunk, Thomas Prätzlich, Thomas Betzwieser et al.: Das Gesamtkunstwerk Oper aus Datensicht. Datenbank Spektrum 15, 65–72 (2015).
- Patrick Sahle: Digitale Editionstechniken. In: Martin Gasteiner und Peter Haber (Hrsg.): Digitale Arbeitstechniken für die Geistes- und Kulturwissenschaften. UTB, Wien 2009, S. 231–249.
- Torsten Schrade: Epigraphik im digitalen Umfeld. (URN: urn:nbn:de:0289-2011051816). In: Skriptum 1 (2011), Nr. 1. ISSN 2192-4457. (Artikel unter Creative-Commons-Lizenz verfügbar)
- Torsten Schrade: Vom Inschriftenband zum Datenobjekt. Die Entwicklung des epigraphischen Fachportals „Deutsche Inschriften Online.“ In: Inschriften als Zeugnisse kulturellen Gedächtnisses – 40 Jahre Deutsche Inschriften in Göttingen. Beiträge zum Jubiläumskolloquium vom 22. Oktober 2010 in Göttingen, herausgegeben von Nikolaus Henkel. Reichert Verlag, Wiesbaden 2012, S. 59–72.